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Interview mit Surreal Fatal zum Album „Fuge“
SURREAL FATAL kommen aus Hamburg und machen Punk, der hängenbleibt – inhaltlich und musikalisch. Mit „Fuge“ liegt nun über Rilrec und Rookie Records das erste Album vor, dem man die musikalische Erfahrung und eine gefestigte emotionale und politische Stoßrichtung anhört. Grund genug, SURREAL FATAL mal auf den Zahn zu fühlen und mehr über die sympathische Band zu erfahren: Was hält die Band zusammen, was kann Musik, wie viel Konzept steckt in „Fuge“, was bringt die Zukunft und wie fühlt sich die Gegenwart an?
SURREAL FATAL ist ein grandioser Bandname, der nebenbei noch toll klingt. Wie seid ihr darauf gekommen und welche Bedeutung hat er für euch?
Teni: Bandnamenfindung ist ja so ’ne Sache. Irgendwie total wichtig und irgendwie auch egal. Wir haben sehr lange gebraucht… Am Ende brauchte es aber doch nur einen Cappuccino und 14 Jever im Kaffee Stark auf St. Pauli. Der FATAL-Tag dort auf Klo hat uns praktisch schon den halben Namen vorgegeben. Dann mussten wir nur noch etwas Surreales hinzufügen und schon war der Name fertig.
Woher kennt ihr euch und mit welcher Idee habt ihr die Band gegründet, wer ist dabei und wer macht was?
Corinna: Steffen, Teni und Nico haben schon länger gemeinsam als OMA OKLAHOMA zusammen Musik gemacht. Ich kannte die drei aber nur vom Sehen aus Hamburger Zusammenhängen. Dann haben wir uns kennengelernt, als wir gemeinsam mit meiner alten Band und OMA OKLAHOMA im Størte gespielt haben und wir mochten uns direkt. Als Nico bei uns aufgehört hat, kam Flo zu uns, den kannte Teni bereits über RÜCKBAU WEST. Steffen spielt Schlagzeug, Teni singt und spielt Bass, Flo spielt Gitarre und ich mache irgendwas mit Vocals (lacht).
Eure Texte scheinen oft überdeutlich, transformieren sich aber dann zu etwas ganz anderem („Zähne“, „Beton“). Ist das eure spontane Ausdrucksweise oder eher ein bewusster Hinweis auf unterschiedliche Blickwinkel?
Teni: Auf der einen Seite ganz klare, eindeutige Positionen zu beziehen war uns in dem Album auf jeden Fall wichtig. Jedoch finden wir Raum für Interpretation und Phantasie auch total wichtig. Dieses Wechselspiel von klarer Haltung und Interpretationsspielraum könnte schon so eine Art Konzept des Albums sein. Sowohl textlich als auch musikalisch.
Euer ständiges stimmliches Bällezuwerfen macht für mich eine große Stärke von SURREAL FATAL aus. Wie teilt ihr das auf?
Teni: Das entsteht ganz intuitiv. Wir machen das so, wie es sich für uns gut anfühlt. Die Hoffnung und Verzweiflung, die wir in unseren Texten verarbeiten, versuchen wir durch die zwei stimmlichen Perspektiven zu unterstreichen.
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Erzählt uns mehr zu dem Artwork: Wie habt ihr das Motiv ausgewählt und warum die schwarz-weiße Farbgebung?
Teni: Das Gebäude hat Jana entdeckt (vielen Dank!!) und uns gezeigt. Diese Gebäude erzählen irgendwie eine Geschichte. Das hat für uns sehr gut zu unserem Album gepasst. Die Optik des Artworks ist zustandegekommen, weil wir ein nur ca. 3×5 cm großes s/w Foto aus einem Buch abfotografiert haben. So entstand dieser „Filter“.
Mich setzt eure Platte extrem unter Spannung. Das liegt nicht nur an den Texten, sondern auch an der Instrumentierung, die einem das Gefühl vermittelt, in die Ecke gedrängt zu werden und nicht abhauen zu können. Hattet ihr spezielle Anforderungen an den Sound, an dem ja immerhin gleich drei Menschen gearbeitet haben?
Steffen: Das mit den verschiedenen Menschen hat sich irgendwie so ergeben und aus unserer Sicht superzusammengefügt. Wir sind an die Aufnahmen sehr offen und experimentierfreudig rangegangen. Klar hatten wir alle ein paar ungefähre Vorstellungen und Referenzen – allerdings teilweise auch recht unterschiedliche. Schließlich gab es sowohl uns als Band in der Besetzung als auch die Songs noch nicht so lange vor dem Studio, daher waren wir vor allem gespannt, wie das wohl am Ende klingen würde. Wichtig war uns, auch mit dem Sound die Dynamik und Wut der Songs zu transportieren, aber auch den Harmonien und Nuancen Platz zu lassen.
Der Song „Kulisse“ bricht irgendwann mit dem Kopf durch die Wand und läuft über in ein beruhigendes, post-rockiges, schon fast shoegaziges Finale. Auch „Skit“ zeigt euch plötzlich von einer sehr verletzlichen Seite, nicht mehr kämpferisch. Wie müde seid ihr wirklich, angesichts der Tatsache, dass es scheint, als würde alles immer weiter entgleiten?
Teni: Die politische Lage hier und in vielen Ländern ist wirklich sehr, sehr beängstigend. Ich persönlich bewege mich immer irgendwo zwischen Euphorie und Resignation. Es passiert so viel Scheiße auf der Welt. Aber es gibt auch schöne Dinge. Zusammen Musik machen gehört da auf jeden Fall dazu. Tanzen, Schreien, Heulen.
Steffen: Ich nehme da auch Parallelen zwischen dem Alltag und der Musik wahr. Angesichts des ganzen Mists und vieler zermürbender Entwicklungen ist es umso wichtiger, sich auch mal bewusst rauszuziehen, einen Schritt zurück zu machen und sich Zeit zu nehmen für sich selbst und die Menschen um einen herum. Schöne Dinge tun, was auch immer man braucht, um die Akkus wieder zu laden. Und so ist es eben auch bei unserer Musik – auch da soll Platz sein, zwischendurch Luft zu holen und einfach mal zerbrechlich, unaufgeregt und schön zu sein.
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Auf euren Shirts taucht auch immer wieder der Zahn als Symbol auf. Was hat es damit auf sich – der gezogene Weisheitszahn oder der Eckzahn, den man mit Aggressivität in Verbindung bringt?
Teni: Oh, schön. Mir gefällt sowohl der Eckzahn als auch der Weisheitszahn!
Corinna: Das Symbol kam durch unseren Song „Zähne“ ins Spiel. Der Song beschäftigt sich mit patriarchalen Strukturen, die auch in unserer linken Szene stark verwurzelt und immer wieder unangenehm spürbar sind. Das Symbol des Zahns steht hierbei für die Wut, für das Zähnezeigen, aber auch für die Vergänglichkeit, den Zerfall und das Zähneziehen von Altem und das Ablehnen von rückständigen Ansichten.
Was steht für euch als Band als Nächstes an? Gibt es Tourpläne?
Corinna: Wir haben einige schöne Anfragen für das nächste Jahr bekommen und freuen uns darauf, diverse Konzerte spielen zu können. Unsere geplanten Konzerte zum Release, die wegen Krankheit ausfallen mussten, wollen alle nachgeholt werden (lacht).
Welche Platte hat euch persönlich zuletzt begeistert?
Teni: GOUGE AWAY mit „Deep Sage“. Ich mochte schon die Alben davor sehr. Bei der aktuellen Platte fühle ich das Herz und die Wut noch doller. Ich mag die Kombination aus Schönheit und Wut.
Corinna: BRUTUS – Unison Life. Die Platte ist zwar schon aus 2022, läuft aber immer noch rauf und runter bei mir und berührt mich immer wieder aufs Neue. Regionaler und aktueller sind DEAD YEARS mit „Night Thoughts“.
Steffen: Mist, da hat Teni unsere gemeinsame Lieblingsplatte schon genannt, „Deep Sage“ und generell GOUGE AWAY mag ich auch sehr. Live haben mich zuletzt DISGUSTING NEWS gut umgehauen. Auf deren neues Album freue ich mich sehr.
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