Lest die Review zu "Ich tauche auf" von Dirk von Lowtzow bei krachfink.de

Dirk von Lowtzow – Ich tauche auf – Review

„Ich tauche auf“, das neue Buch von Musiker und Autor Dirk von Lowtzow, gewährt uns ein Jahr an seiner Seite. Inmitten einer Ausnahmesituation, der Pandemie, dürfen wir seine Tagebucheinträge lesen und somit an seinen Gedanken, seinen Rückenschmerzen und der schleppenden Entstehung des Albums „Nie wieder Krieg“ teilnehmen. Genau wie in seinen Texten für TOCOTRONIC, gelingt ihm ein ganz besonderer Spagat. Denn einerseits beschreibt er negative Gefühle so elegant, dass man sie beinahe versehentlich als schön abspeichert. Und er schafft es, dass man ihn, trotz des sprachlichen Detailreichtums, nicht wirklich einschätzen kann.

Vom Stillstand und Überbrückung

Nächtliches Aufschrecken, andauernde Schmerze im Rücken, kreative Zweifel und ein ständiges Hadern mit dem angeordenten Stillstand. Was Dirk von Lowtzow in „Ich tauche auf“ festhält, weicht gar nicht so stark vom Alltag ab, den wir alle in diesen besonderen Jahren erlebt haben. Die Welt schrumpfte zusammen, das tägliche Leben beschränkte sich nur auf wenige Stationen, vielen von uns hängt diese Zeit immer noch in den Knochen.

Galgenhumor und Kontakt zu anderen

Was alle über die Zeit gebracht hat, ist auch das, was Dirk von Lowtzow als Überbrückung genutzt hat: Galgenhumor, Kunst, Kultur und vereinzelte, bereichernde Begegnungen mit anderen. Der Autor verfolgt laut Klappentext und in einem der letzten Einträge den Ansatz, „dieses traurige Jahr so zu erzählen, als sei es die schönste Zeit seines Lebens gewesen.“ Das ist ihm nur bedingt gelungen, zumal er diesen Vorsatz auch erst am Ende seiner Aufschriebe gefasst hat und ungebremste Euphorie offensichtlich auch nicht wirklich in seiner Natur liegt.

Aber genau diese in Buchstaben gegossene und ungeschönte Melancholie ist es, mit der man sich wahrhaftig verbinden kann. Der Schrecken ist jetzt, 2023, zwar etwas verflogen, ihn aber nachträglich auf 240 Seiten so komprimiert präsent zu haben, macht ihn allerdings auch erst richtig wahrhaftig. Interessant ist die Wahl der Farbe des Artworks – „Ich tauche auf“ und der Name des Autors prangen auf dunklem Lila. Ein Farbe, die für tiefes Versinken und große, innere Ruhe steht. Bei der Lektüre des Buches, hat man eher den Eindruck ständig am Abgrund zu wandeln. Selbst wenn man am Ende nicht hineinfällt, dass bleibt die Möglichkeit doch als Mahnung stehen.

Seiten: 240
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
ISBN-10: 3462001159
ISBN-13:  978-3462001150
VÖ: 09.03.2023

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