GosT – Rites Of Love And Reverence – Review
Im Gegensatz zum letzten Album „Valediction“, steigen GOST auf „Rites Of Love And Reverence“ mit einer Art gemäßigtem Dubstep trifft Gothic ein. Purer Synthwave ist hier als Genrebezeichnung viel zu kurz gegriffen. Alles klingt bezirzend und angenehm aufrüttelnd. Das ANNE-CLARK-ige Intro mit Sängerin Bitchcraft ist aber bestenfalls nettes Geplänkel im Vergleich zum ersten, richtigen Song.
GOST sind mit Sicherheit nicht innovativ im eigentlichen Sinne, wenn man sich die reinen Zutaten und die Kombinationen an sich anschaut. Aber irgendwie schimmert da immer eine besondere Eigenständigkeit zwischen den Tönen heraus, die andere sich (nicht) mehr trauen. Schaurig geröchelte Spoken-word-Passagen könnten auch schnell schrottig wirken, bei GOST tun sie das halt eben nicht.
Stevie B. und Johnny O., anyone?
Wie GOST die Flächen brettern und parallel dazu irgendwelche Stevie B. – Gedächtnisbeats laufen lassen, das hat schon Charme. Und ist das eine Panflöte bei „The Fear“? Spätestens bei „The Fleeting Whisper“ wavt man nur noch mit dem kompletten Körper nach vorne, der Song scheint immer dezent zu leiern und irgend abzuschmieren, was ihn echt besonders macht. GOST vermengen alte Beats mit sehr alten, so richtig modern ist das, wie schon eingangs erwähnt, sicherlich nicht. Wer aber schon mal gut auf EBM abgegangen ist, weiß, dass die Tanzbeine eh keine Jahrzehnte kennen. Leider geil. Nicht selten erinnern sie an die kühlen Momente von DEPECHE MODE, nur eben ohne Martin Gores stimmliche Süße. Aber eben mit Klavier im Abgang.
Gitarren und Gefauche nach hinten bitte
Der Einsatz des Gesangs variiert, mal setzt James Lollar ihn als zusätzliche Spur und manchmal nur wie einen weiteren Effekt ein. Gitarren und gutturales Gefauche wurden noch weiter zurückgedrängt. „Bleesed Be“ enthält zwar Kreisch-Fragmente, besticht aber in erster Linie durch ein herrlich nach vorne pumpendes Beatgewerk im Sinne von THE SOFT MOON. Besonders das episch-melancholische Finale bleibt nachhaltig im Ohr hängen. Und selbst beim herrlich post-wavigen „Embrace the Blade“ (Hit!) misstraut man der Echtheit der Gitarre… letztendlich ist es auch wumpe.
Generell schaukelt sich die Stimmung auf „Rites Of Love And Reverence“ am Ende richtig auf, GOST gönnen uns unebittliche Groovespiralen und naschen Messerspitzen aus unterschiedlichen Genretöpfen, nur um den dickstmöglichen Sound zu basteln. Eine weitere Tour mit MAYHEM wäre jetzt schon schwieriger zu rechtfertigen. Stattdessen sollte GOST ein Platz im Vorprogramm von AND ONE, NACHTMAHR oder beim nächsten WGT sicher sein. „Rites Of Love And Reverence“ ist deutlich mutiger und ausgewogener, als der Vorgänger.
Dauer: 44:04
Label: Century Media / Sony
VÖ: 13.08.2021
Tracklist „Rites Of Love And Reverence“ von GOST
Bell, Book and Candle
Bound by the Horror
The Fear
A Fleeting Whisper
We are the Crypt
Blessed Be
November is Death
Embrace the Blade
Coven
Burning Thyme
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