Lest die Review zu "Violent Delights" von JOOLS bei krachfink.de

Jools – Violent Delights – Review

„Violent Delights“ von JOOLS startet mit Regen und Klavier, alles deutet auf einen bedrückenden Einstieg hin. Angemessen schnell dreht die Band aus Leicester das Ruder herum und demonstriert damit ihre größte Stärke. Der Albumtitel ist nicht zufällig von Shakespeares Romeo und Julia entliehen und findet auch nicht aus Versehen in HBOs „Westworld“ seine Bedeutung in einem popkulturellen und ganz anderen Zusammenhang. Liebe kann tödlich sein, der Übergang von unterdrückter Kontrolle zu Selbstbestimmung kann ebenfalls gewaltvolle Folgen haben.

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JOOLS, Foto von Matt Chapman

Instinktiv ordnet man JOOLS bei Post-Punk ein, die Singles der letzten Jahre deuteten darauf hin. Ihr Debüt sprengt diese Einordnung. Sänger Mitch und Sängerin Kate haben nicht nur viel zu sagen, sondern auch unterschiedliche Ausdrucksmöglichkeiten dafür. Komplettiert durch den Rest der Band ergänzen sich Punk, Spoken Word und Rap mit Indie, Rock und Metal. „Violent Delights“ von JOOLS hat das Zeug dazu, auf vielen Ebenen neue Maßstäbe zu setzen.

Ein Album, das sich Raum nimmt und ihn füllt

Der Inhalt ist JOOLS wichtig, auch „Violent Delights“ wurde dahingehend nicht gestutzt. Jede Komposition hat schmuckhafte Hooks und einprägsame Szenen. Aber „Limerence“ und „97%“ sagen darüber hinaus kein Wort zu viel, nehmen sich den Raum und die Zeit, um die Geschichten von Unterdrückung, Victim Blaming, geschlechtlicher Nonkonformität, moralischen Autoritätsinstanzen und dogmatischen Machtstrukturen zu erzählen. Diese Themen werden von JOOLS nicht performativ vorgetragen. Die Band demonstriert ihre Überzeugungen in jeder Faser, wirkt dadurch glaubhaft.

Die Vergleiche mit IDLES sind insofern nur teilweise berechtigt, dafür sind die Kollegen am Ende doch nicht durchweg konsequent genug. Noch dazu wirken JOOLS deutlich weniger missionarisch und weniger dominant in ihrem Auftreten. Musikalisch schwingt die Band durchaus mal die Keule, „Mother Monica“ basiert auf einem dynamischen Riff und eskaliert im Finale hart. Gleiches gilt für das nach vorne ziehende „Guts“, hier sorgt vor allem Drummerin Chelsea Wrones für den Zunder. Das riecht nach Pits und richtiger Action bei Konzerten.

Worte mit Gewicht und Konsequenz

Dass mit Mitch und Kate gleich zwei Menschen für den Gesang zuständig sind, ist mehr als zuträglich für „Violent Delights“. Es wird gegeifert, gebrüllt, harmonisch gesungen – und nahezu blind scheinen sie sich genau im richtigen Moment die imaginären Bälle zuzuwerfen. Songs wie „97%“, die sich mit der Tatsache befassen, dass weibliche Opfer durch Fragen nach dem Verhalten, Aussehen oder der Kleidung mitverantwortlich für die Taten gemacht werden, die an ihnen begangen werden. Auch „Guts“ ist ein Befreiungsschlag, gefestigt durch Argumente aus biblischen, historischen und popkulturellen Motiven, verfeinert mit persönlichen Erfahrungen. Dass JOOLS belesen sowie vielseitig informiert und interessiert sind, haben bereits ihre älteren Singles bewiesen.

Mehr als Musik: Was JOOLS wirklich sagen

Für „Violent Delights“ haben sie die Symbiose von Text und Musik durch poppige Elemente sublimiert. Es fällt leicht, dieses Album einfach durchzufeiern und sich von seiner Energie mitreißen zu lassen. Wer tiefer einsteigen möchte, entdeckt hinter der Wucht der Songs vielschichtige Inhalte, kluge Beobachtungen und empowernde Botschaften. Und selbst, wer sich nicht mit den Texten auseinandersetzt, wird spätestens vom orchestral angelegten, dramatisch kulminierenden Titeltrack überwältigt. Am Ende steht nicht nur musikalische Wucht, sondern auch eine klare Haltung. Wer hier das letzte Wort spricht, tut das mit Überzeugung und im Namen aller, die sich nicht so leicht zum Schweigen bringen lassen.

Dauer: 37:51
Label: Hassle Records
VÖ: 06.06.2025

Tracklist „Violent Delights“ von JOOLS
The Pleasures
Limerence
Cardinal
Mother Monica
Knee Injury
97%
Guts
Live Deliciously
Dunoon
Violent Delights

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