July Talk – Remember Never Before – Review
Der poppige Rock des kanadischen Sextetts JULY TALK profitiert bei ihrem neuen Album „Remember Never Before“ natürlich schon alleine aus den Einflüssen der unterschiedlichen Musikerinnen und Musikern. Irgendwie gelingt es der Band diese doch sehr unterschiedlichen Ausdrucksweisen zu verbinden, was zu einem auffallend originellen Sound führt, der kaum reproduzierbar ist. Natürlich sind es die beiden gegensätzlichen Gesangsstile von Leah Fay Goldstein und Peter Dreimanis, die sofort ins Ohr springen. Aber grundsätzlich steckt in jedem einzelnen Instrument bei JULY TALK auffallend viel Seele, was anfangs vielleicht sogar etwas sperrig wirken wird.
Hit auf Hit auf Hit…
Die Hitmomente auf „Remember Never Before“ von JULY TALK sind da, sogar zuhauf. Aber sie springen den Hörerinnen und Hörern nicht ins Gesicht, da man erstmal die vielen Schichten auf sich wirken lassen muss (oder eher sollte). Zerlegt man einzelne Kompositionen mal gedanklich in ihre Einzelteile, dann wird schnell klar, dass andere Bands daraus mehrere Lieder machen könnten… und würden.
JULY TALK entscheiden sich aber für die volle Pracht auf einmal, ohne die Songs damit zu überfrachten. Schon der Opener „After This“ setzt sich zwischen alle Zeiten, klingt modern und altbacken zugleich. Relativ schnell sind wir mittendrin und schon in der ersten halben Minute, fliegen mindestens fünf unterschiedliche, musikalische Bausteine an uns vorbei.
Hier läuft alles zusammen
Häufig ist gar nicht klar, ob JULY TALKS alles aufeinander aufbauen lassen oder einfach immer wieder neu ansetzen. Trotzdem entsteht ein nachvollziehbarer Song, auch wenn man in der Mitte manchmal schon nicht mehr weiß, wie genau man hierhin gelangt ist. Exemplarisch ist wahrscheinlich „Human Side“ gut geeignet, um nachvollziehen zu können, wie gut Pop, Anspruch, Tanzbarkeit und Rockigkeit ineinanderlaufen können, ohne dass es unübersichtlich wird. Sublimiert wird die Platte natürlich noch durch einen überragenden Sound, der alles angemessen abbildet. Damit steht und fällt solche Art von Kreativität.
Beinahe nichts vorhersehbar
Dementsprechend eignen sich JULY TALK auch nicht zum Nebenbeihören. Man muss jetzt nicht mit Stift, Block und gespitzten Ohren neben der Anlage verharren, um mitzukommen, sollte aber schon versuchen, dem Verlauf zu folgen. Leah und Peter singen beiden außergewöhnlich, scheinen sich aber nicht als Anheizer oder Verwaltung des Höhepunktes zu sehen. Ihre Stimmen wirken tatsächlich wie weitere Instrumente, die noch dazu den Worten emotionalen Ausdruck verleihen. „Remember Never Before“ kann also vieles und dementsprechend versetzt es uns auch in unterschiedliche Stimmungen.
JULY TALK erschaffen Songs für die Clubs und die Stadien gleichermaßen geeignet. Das sind Songs zum Tanzen, Songs zum Nachdenken, Songs zum Rocken und Songs für Anspruchsvolle. Das Schöne ist also, dass auf „Remember Never Before“, abgesehen von der hohen musikalischen Kompetenz, eigentlich nichts vorhersehbar ist.
Dauer: 38:45
Label: Six Shooter Records
VÖ: 20.01.2023
Tracklist „Remember Never Before“ von JULY TALK
After This
Certain Father (feat. Spencer Krug)
Human Slide
Hold
G-Mother Fire
When You Stop
Silent Type
Twenty Four Hours
Repeat
Raw
I Am Water
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