Lest die Review zu "Phantom Vibrations" von KASKADEUR bei krachfink.de

Kaskadeur – Phantom Vibrations – Review

Die Heavy-Progger KASKADEUR aus Berlin schicken uns mit ihrem neuen Album “Phantom Vibrations” auf einen irren, musikalischen Trip. Den Sound zu umreißen ist schwer, da er mit seiner Pracht und Zeitlosigkeit überzeugt, ist es am Ende aber auch total egal, ob wir es hier mit Rock, Jazz, Soul, Blues oder Funk zu tun haben. Im einen Moment hat die Orgel das Kommando, wirft den Sound um Jahrzehnte zurück, nur um dann komplett unerwartet an ein massiv kratzendes und ganz selbstverständlich swingendes Gitarrensoli abzugeben.

Man weiß also nie, was bei KASKADEUER hinter der nächsten Ecke lauert, kann sich aber gefahrlos treiben und überraschen lassen, denn die Kerls wissen ganz genau, was sie tun.

Lest das Interview mit Enni von KASKADEUR zu "Phantom Vibrations" bei krachfink.de
KASKADEUR, Foto von Lea Staedler, 2023

Platz machen im Gehirn

Als “Phantom Vibrations” bezeichnet man das Gefühl, dass das Smartphone zur Benachrichtigung vibriert, obwohl es das in Wirklichkeit nicht tut und man es sogar manchmal noch nicht mal nicht dabei hat. KASKADEUR spielen mit dieser taktilen Halluzination auf die ständige innere Verfügbarkeit an, auf die Tatsache, dass wir alle immer (abruf)bereit sein möchten. Diese innere Anspannung belegt einen wichtigen Teil unseres Gehirns, den man gut und gerne für etwas anderes verwenden kann. Auch der Song “The Post-High-Jitters” befasst sich mit einer Variante der Verzögerung, eine Störung im Empfangen und Senden von Informationen.

Mit ihrer Platte arbeiten KASKADEUR aber stark gegen jegliche Einordnung, umschwirren uns mit ihren verzwirbelten Melodien, lösen genau dann auf, wenn man den Überblick verliert und lassen den Song in einen griffigen Refrain auslaufen (“Join The Cult”). Häufig reißen sich einzelnen Stücke aus den Kompositionen, entfernen sich kurz vom vermeintlichen Muster und fliegen frei, trotzdem immer als Teil des Songs erkennbar. Eine Sprunghaftigkeit, die sich wahrscheinlich aus dem Bandnamen ableitet und dafür sorgt, dass man stets aufmerksam bleibt. Aber eben nicht auf eine krampfige, sondern ehrliche interessierte Art und Weise.

Einfach mal den Kurs ändern

“this fragile spaceship, everyone calls their own”… so heißt es im herrlich zerpflückten und von der Orgel durchwilderten “An Opportunity Gone By”. KASKADEUR beweisen mit ihrem Sound, dass es sinnvoll ist, mal ab und zu den Kurs zu ändern und auf die Tatsache zu vertrauen, dass jemand anders immer etwas weiß, was du nicht weißt. Und manchmal ruhig zu sein, lohnt auch. Deshalb schließt “Phantom Vibrations” mit einem ausgedehnten und beeindruckenden Instrumental ab, das trotzdem viel auslöst und mich stark an die Vorgehensweise auf dem Album “Laut!” von Eric St-Laurent, Thomy Jordi Und Thomas Alkier feat. Helge Schneider erinnert. Abgesehen davon, musste ich an ANTLERED MAN und den Soundtrack des Videospiels Spyro denken, also wilde und zusammenhangslose Referenzen.

Man muss sich erst wieder an diese Art von Musik gewöhnen, sollte davon abgehen zu erwarten, durchweg bedudelt und (in die immer gleiche Richtung) gelenkt zu werden und erkennen, dass die eigene Resonanz für die Musik ebenfalls entscheidend ist. Wäre interessant zu wissen, auf welche Assoziationen ihr dann kommt.

Dauer: 40:03
Label: Noisolution
VÖ: 03.03.2023

Tracklist “Phantom Vibrations” von KASKADEUR
Bubble Burst
All Comes From Nothing
The Trust, The Curse, The Lie
Join The Cult
Generation Absolution
The Post-High-Jitters
An Opportunity Gone By
Particle Physics

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