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Sleaford Mods – Divide and Exit 10th Anniversary Edition – Review

SLEAFORD MODS sind mit Sicherheit keine Band, die man langsam für sich entdeckt. Entweder flasht einen das rüde und meinungsstarke Punk-Elektro-Duo mit seinem knochentrockenen Groove und dem typischen britischen Humor oder eben nicht. Trotzdem lohnt es sich in „Divide And Exit 10 Anniversary Edition“ reinzuhören, wenn man bisher noch nichts von der Band gehört hat. Man kann nicht behaupten, dass Sänger und Rapper Jason Williamson oder Musikproduzent Andrew Robert Lindsay in den letzten Jahren handzahm geworden wären, aber gerade „Divide And Exit“ war deutlich kompromissloser und weniger auf Hooks oder Mitsingparts fixiert, als die heutigen Songs. Und leider muss man auch festhalten, dass sich nur ein Bruchteil der geäußerten Kritik in Luft aufgelöst und sich der Großteil sogar noch verstärkt hat.

Musik ist gut gealtert, Text leider weiterhin topaktuell

Alleine der Titel „Divide And Exit“ hat sich bewahrheitet, der mittlerweile erfolgte Brexit macht Bands wie SLEAFORD MODS das Touren schwerer und selbstverständlich auch die Bedingungen in ihrer Heimat. Man kann nicht behaupten, dass die MODS nichts gesagt hätten. „Divide And Exit“ ist eine einzige Anklage, ein pausenloses Gezeter, wahnsinnig schnell und pointiert. Die Beats sind herb und roh, wirklich auf das Nötigste reduziert, ebenso wie die sogenannten Refrains. Gleichzeitig ist es aber auch ernüchternd, diesen ratternden Appell, musikalisch und künstlerisch wichtigen Alarm zu hören und zu wissen, dass vieles davon doch versandet ist und nicht zu effektiver Aktion geführt hat. „Middle Men“, ein Song über die Verlierer der Gesellschaft und die Tatsache, dass man die Schwächsten gegen die noch Schwächeren ausspielt oder „You’re Brave, ein Song über das hochnäsige Agieren aus einer Wohlstandsposition heraus, alles Themen, die weiterhin Bestand haben.

Und wenn es nur für den Frustabbau ist

Für SLEAFORD MODS selbst hat die Platte einiges in Gang gebracht, mehr Bekanntheit, die Möglichkeit selbst den Shitjob aufzugeben und einen Platz in NME Top 50 Albenliste des Jahres. „Divide And Exit 10 Anniversary Edition“ kommt jetzt nicht nur komplett neu gemastert und mit neuem Cover daher. Mit „Git Some Balls“ und „Air Con“ (Überarbeitung des Openers „Air Conditioning“) gibt es auch gleich zwei neue Songs, einige Shows stehen ebenfalls an. Beides hektische Kompositionen, weder kreativ noch inhaltlich scheint das Duo auf Eis zu laufen. Bemerkenswert ist allerdings die Tatsache, dass es von „Git Some Balls“ eine Radioversion gibt, was im Kosmos der Band schon ein starkes Zugeständnis ist.

Nun zielten SLEAFORD MODS vor 10 Jahren aber mit Sicherheit nicht wirklich darauf ab, die Welt zu verändern. Es diente auch zum eigenen Frustabbau und von dem profitierten in der Zwischenzeit mit Sicherheit Tausende, ebenso wie von der Perspektive, dass zwei Hänger mit diesem vermeintlichen Minimalkonzept so viel Erfolg haben können. Die Band wird leider verhältnismäßig selten als Inspiration genannt, aber in vielen Band steckt mehr als ein Funken von dem, was die MODS damals entzündet haben. Ich bin ja immer noch begeistert von Jason Williamsons perfektem Moonwalk, aber das ist eine andere Geschichte.

Dauer: 42:37
Label: ROUGH TRADE RECORDS
VÖ: 26.07.2024

Tracklist „Divide and Exit 10th Anniversary Edition“ von SLEAFORD MODS
Air Conditioning
Tied Up In Nottz
A Little Ditty
You’re Brave
Strike Force
The Corgi
From Rags To Richards
Liveable Shit
Under The Plastic And N.C.T.
Tiswas
Keep Out Of It
Smithy
Middle Men
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Git Some Balls
Air Con
Git Some Balls (clean Radio Edit)

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