TV Priest – Uppers – Review
UK legt nach und schickt uns neue Post-Punk-Pöbler namens TV PRIEST mit ihrem Debüt “Uppers”. Wie viele habt ihr noch? Wäre gut zu wissen, um entsprechend Platz im Regal frei zu räumen, denn bisher war ja echt alles was kam ein Treffer. So auch TV PRIEST aus London, die im Vergleich mit ähnlichen Bands noch nöliger und musikalisch deutlicher repetitiver und experimenteller unterwegs sind.
Alleine was Fronter Charlie Drinkwater da hin schnoddert hat so eine enorm anziehende Durchschlagskraft, dass man den Typen einfach zuhören muss. Inhaltlich und kompositorisch ist diese Band, angetrieben vom dringenden Wunsch der Dorn im Auge zu sein, nicht zu ignorieren. Im Vergleich zu den IDLES, den kommerziell erfolgreichsten Vertretern aktuell, gehen TV PRIEST deutlich weniger Kompromisse ein. Das muss man abkönnen und damit kann man sich dann aber auch auseinandersetzen.
Musikalische Auseinandersetzung
Ein Instrumental wie “History Week” und “the ref” sind gute Hinweise für die Fuck-you-Haltung und den Anspruch von TV PRIEST. Auf den ersten Blick bringen diese Füllung nichts, aber bei genauer Betrachtung sind sie wertvolle Bausteine für die Atmosphäre von “Uppers”. Ein guter Albumtitel, der sich natürlich vielfältig interpretieren lässt. Die da oben gegen die da unten. Die da oben, muntern die da unten mit dreckiger Ablenkung auf.
Das vor sich hin schwankende “Decoration” klingt wie ein finales Aufbäumen, die letzten Tanzenden in Richtung Abgrund. Das Leben als Rennen, immer eine Runde weiterkommen und keine Ahnung haben, warum und für was eigentlich? Immer weiter weg vom Individuum, alles nur Humankapital? Drinkwater verlässt häufig die ihm ausgelegten Melodienbahnen, das sorgt für noch mehr angenehmen Dissens. Genau wie die vielen Momente, in denen TV PRIEST einfach Schnauz machen und den HörerInnen die Möglichkeit geben, den Dreck herunterzuschlucken.
Just a priest, in search of a god…
Dass Songs wie “The Big Curve” oder “Journal Of A Plague Year” vor der Pandemie geschrieben wurden, kann man kaum glauben. Oder als Beweis für die Sinnhaftigkeit von Pessimismus heranziehen. TV PRIEST erreichen nicht nur musikalisch ein bemerkenswertes Level, es gelingt ihnen auch, dass man sich gut fühlt, wenn die noisigen Gitarren über einen hereinbrechen und die Basswelle zum Tanzen zwingt. Umso irritierter ist man dann, wenn Songs wie “Slideshow” einfach abbrechen.
Gute Laune abgeblasen, Spaß vorbei. Man kann TV PRIEST als besonderes Merkmal unterstellen, dass sie besonders inklusiv sind und viele HörerInnen ansprechen, obwohl sie auf den ersten Blick sperriger sind. Wenn Nic Smith den Bass drückt, dann zieht das WIRE-Fans genauso an, wie die frischgebackenen IDLES-BefürworterInnen. Andersartige Kompositionen wie das mit einem Ohrfeigentakt nach vorne marschierende “Fathers And Son” erinnert dann an eher TALKING HEADS, aber auch an moderne Noise-Punks. “Uppers” von TV PRIEST wirkt wie ein kräftezehrender Disput. Anstrengend und stark konfrontativ, aber heilend. Just a priest, in search of a god…
Dauer: 44:01
Label: Sub Pop Records
VÖ: 05.02.2021
Tracklist “Uppers” von TV PRIEST
The Big Curve
Press Gang
Leg Room
Journal of a Plague Year
History Week
Decoration
Slideshow
Fathers and Sons
the ref
Powers of Ten
This Island
Saintless
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