Walkways – Bleed Out, Heal Out – Review
Die Alternative-Metal-Band WALKWAYS aus Tel Aviv widmet sich mit ihrem zweiten Album „Bleed Out, Heal Out“ mehreren Gefühlslagen. Grob aufgeteilt in vier Kapitel, musizieren sich die fünf Musiker äußerst intensiv durch unterschiedliche, emotionale Ausprägungen. Es geht um Wut, Trauer, Selbstreflexion, Motivation, Resignation und Überwindung. Groovige Riffs zerren am Hörer oder walzen ihn gleich ganz nieder und aggressive oder leicht theatralische Vocals helfen ihm wieder auf. „Bleed Out, Heal Out“ ist ein groß angelegtes und gut inszeniertes Wechselspiel, das leider etwas Längen aufweist und ein bisschen zu überambitioniert ist. WALKWAYS wollen es wissen, dass spürt und hört man. Nach einem etwas nach MUSE anmutenden Stakkato-Einstieg mit „Till The End“ packen WALKWAYS ihre gesamte Kompetenz über 57 Minuten, verteilt auf 14 Tracks, auf den Tisch.
Einfach mal durchgrabbeln bei WALKWAYS
Wer sich die Zeit nimmt, um sich dem großen Angebot intensiv zu widmen, wird ganz sicher einige Perlen finden. Ein großes Plus von WALKWAYS ist der selbstbewusste und Gesang, davon bietet die Band viele Variationen an und verknüpft scheinbar mühelos alle Härtegrade miteinander. Aber Sänger Ran Yerushalmi kann sich drehen und wenden soviel er will, er klingt einfach extrem wie Jonathan Davis von KORN, lediglich ohne dessen nasalen Prägung. Nun gibt es, bezogen auf die musikalische Umsetzung und die inhaltliche Tiefe, sicherlich schlimmere Referenzen. Mit gut abgeschliffenen Songs, wie dem die Menschlichkeit infrage stellenden „Humane Beings”, der massiv nachdrücklichen Hymnen „Bleed Out, Heal Out“ oder dem hitzigen Gefühlsbad mit Kopfnuss auf „Hell Born Shove (Impossible)“, beweisen WALKWAYS Klasse.
Im Fach „Songwriting“ hat die Band – allesamt ganz klassisch musikalisch ausgebildet – sicher gut aufgepasst. Auch die Gitarristen Yoni Menner und Bar Caspi bilden ein Spitzenteam. Ihre Riffs sind modern, klar, verzwickt und manches Mal pfeilschnell, aber doch nicht zu progressiv. Dadurch ergibt sich ein angenehm hohes Niveau, das WALKWAYS zwar irgendwo zwischen Alternative Metal und Nu Metal verortet, aber trotzdem noch anspruchsvoll und nach 2019 klingen lässt. Wo andere Bands eine sanfte Szene einfach hinter eine harte hacken oder umgekehrt, wirkt bei WALKWAYS alles absolut organisch und fließend. Das trägt enorm zum Hörvergnügen bei und gleich so manchen fehlenden Höhepunkt wieder aus.
Gefühlsbad mit Kopfnuss
Sechs Jahre sind seit dem Debüt vergangen und WALKWAYS scheinen sich sehr detailliert mit dem nun vorliegenden Nachfolger beschäftigt zu haben. Wahrscheinlich etwas zu viel, denn was „Bleed Out, Heal Out“ abgeht, ist die gewisse Intuität. Und was man WALKWAYS wirklich stark ankreiden muss ist, dass sie den Hals einfach nicht vollgekriegt haben. 14 Songs sind schlichtweg zu viel und ab „Unbearable Days” klingt eigentlich jedes Lied, wie das perfekte Ende. Dabei hätte „Bleed Out, Heal Out“ das Potenzial, um ein rundes Album zu werden und streicht man den Ballast ab, wäre eine gute halbe Stunde Topmaterial übrig. Nun muss man also selbst etwas kürzen, was ja aber im Zeitalter von Playlisten und Skip-Tasten auch kein Problem ist.
WALKWAYS können live sicher noch eine Schippe drauflegen, denn ihr Sound atmet Bombast und die Flächen kommen live erst richtig zum Tragen. Gutes Album und für das nächste Album würde ich mir Mut zur Kürzung wünschen. Wer es etwas direkter mag, sollte man die neue Platte „The Disconnect“ von HEART OF A COWARD antesten.
Für Leute, die…
MUSE und KORN mögen.
Tracklist „Bleed Out, Heal Out“ von WALKWAYS
Till The End
Hell Born Shove (Impossible)
Despair (For Heaven’s Sake)
Half The Man I Am
Trumpet Call
Levitate
Bleed Out, Heal Out
You Found Me
Unbearable Days
Enough
Humane Beings
Care (In This Together)
Thank You
Dauer: 57:36
Label: Nuclear Blast
VÖ: 14.06.2019
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