Young Mountain Infraroed

Young Mountain – Infraröd – Review

Spuren von Metal vermengt mit dem epischen Schmerz von Shoegaze, das sind die bevorzugten Waffen, die die Schweden von YOUNG MOUNTAIN auf ihrem Album “Infraröd” zücken. Dadurch drängen sie uns in diese ganz bestimmte Lücke, in der es manchmal so still ist, dass man kaum atmen mag und im nächsten Moment so eng und laut, dass man die Wand einschlagen will. Ihr merkt schon, das ist eine extrem physische Soundästhetik, die die Band abliefert. Die Weiten von Post-Black-Metal und die mantrische Vorgehensweise sind besten dazu geeignet, dem Abfuck aka Welt mal für kurze Zeit zu entfliehen. Lehnt euch zurück, dreht das auf. Oder geht im Wald spazieren und atmet tief ein.

Alle Zeit der Welt

Was bei YOUNG MOUNTAIN sofort positiv auffällt, ist das herrlich scheppernde Schlagzeug. Das mag jetzt zynisch klingen, ist aber aufrichtig ernst gemeint. Soundästhet*innen werden sicher die Hände überm Kopf zusammenschlagen, aber dadurch überträgt sich die volle Wucht. Die Band nimmt sich die Zeit, die sie benötigt, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Dass sie sich in einem Song wie “Wild Fire” gleich mehreren Atmosphären widmen können, ist auf ihre handwerklichen und kompositorischen Fähigkeiten zurückzuführen. In manchen Momenten klingt das wie ein gelungenes Mash-up aus ALCEST und SHINING (Swe), oder WALDGEFLÜSTER mit FJØRT.

Man kann sich grob vorstellen, was bei diesem massiv zu Kopfbildern anregenden Sound passiert, wenn YOUNG MOUNTAIN live noch mehr Stimmung zaubern können. In manchen Szenen, wie bei dem Finale von “Worm”, kriegt man schon eine grobe Vorstellung davon, welche Gedanken im Kopf der Band selbst rumschwirren.

Entspannung in 3,2,1…

Der Titelsong “Infraröd” fühlt sich an, wie der Moment, wenn man an überfüllten Plätzen in die Entspannung kommt. Wenn alles um einen dumpf wird und man zwangsläufig ruhiger atmet, der Körper irgendwann loslässt und in einen anderen, unkontrollierbaren Zustand übergeht. Die Gitarren flackern wie spärliche Lichter auf, das Schlagzeug bleibt betont zurückhaltend und YOUNG MOUNTAIN ziehen uns sanft, aber ihrer Sache sicher, auf die andere Seite. Das abschließende, schon fast leiernde “9406” hat schon isländischen Charme und eskaliert mit einem epischen Finale, das ein neues sphärisches Tor aufstößt. Keine Ahnung, was dahinter ist, aber YOUNG MOUNTAIN sind im besten Sinne spannend.

Dauer: 31:53
Label: Through Love Records, Pundonor Records (CD), No Funeral Records (Tape)
VÖ: 26.03.2021

Tracklist “Infraröd” von YOUNG MOUNTAIN
Lovely
Cherry Knot
Wild Fire
Worm
Infraröd
9406

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