Das Blanke Extrem – Alles in schönster Ordnung – Review
DAS BLANKE EXTREM und ihr Debüt “Alles in schönster Ordnung” haben die Anziehungskraft von einem talentierten Typen in der Fußgängerzone. Bewaffnet mit einer 10 Watt-Box haut er in die Saiten, der Sound ist dementsprechend scherbelig und die Fingerfertigkeiten sind ordentlich, aber nicht bahnbrechend.
Aber irgendwas in den Texten und in der Art wie er es vorträgt, sorgen dafür, dass Du stehenbleibst. Da blitzt ein ansteckendes Feuer in seinen Augen. Je länger Du zuhörst, umso egaler ist Dir der Sound und umso heftiger nickst Du zustimmend zu einzelnen Textzeilen. Und ehe Du Dich versiehst, rammst Du die Faust in die Luft und brüllst: “So muss es wohl gewesen sein, once upon a time!”.
Ein Blick hinter die Wohnzimmergardinen
In schönster Ordnung ist natürlich gar nichts und irgendwie auch alles. Das war noch nie anders und wird wohl auch immer so sein. DAS BLANKE EXTREM verbinden Deutschpunk mit dem Kopfpunk der Hamburger Schule. Sie bewahren sich dabei einen naiven Charme und sind trotzdem schmerzhaft treffende Beobachter. Ohne sich ausgelutschter Formeln zu bedienen, bringen DAS BLANKE EXTREM vieles besser auf den Punkt, als so manche wortreichen Phrasenschwurbler. Manche Lösungen sind nämlich einfacher, als gedacht. Was wäre wohl, wenn einige Menschen weniger Tagesfreizeit und stattdessen einfach etwas zu tun hätten? Wenn der Druck nach draußen zu gehen nicht so erdrückend wäre, dass man sich nie gut genug fühlt und dann doch besser daheim bleibt. Im Netz hetzen kann man ja auch prima vom Sofa aus (“15komma1”).
“Schon eine viel zu lange Weile, herrscht hier keine Langeweile”
DAS BLANKE EXTREM steht hinter jeder gespielten Note und hinter jedem einzelnen Wort. Die Band präsentiert jeden Song so überzeugend wie eine Dose Freibier. Dabei schielen sie noch nicht mal mit einem halben Augen nach Trends oder den beliebten XY-Bands. Ja, nicht jeder gesungene Ton sitzt, aber dafür hat alles Wert und wirkt ehrlich. “Wahnsinnsstadt” nimmt uns an der Hand – komm mit, lauf weg. Das fröhlich anmutenden Riff steht in bitterem Kontrast zu dem traurigen Text, der mit “Schon eine viel zu lange Weile, herrscht hier keine Langeweile” vieles pointiert. Die Sozialen Netzwerke, der Karrieredruck und der Kapitalismuswahnsinn ertränken und ersticken die Kreativität und alle Freigeister unserer Gesellschaft. “Eine Weile” widmet sich ebenfalls dieser kognitiven Dissonanz, der Tatsache, dass alle wissen, dass Geld beruhigt, aber nicht glücklich macht.
DAS BLANKE EXTREM schielt nicht nach Trends
Mit “Fusi” bescheren uns DAS BLANKE EXTREM sogar einen kleinen Flashback zu den Anfängen von FETTES BROT, TOCOTRONIC oder SUCH A SURGE. In diesem Song lassen sie quasi einmal alle Trademarks der Neunzigerjahre ineinanderlaufen. Ja, ja, “Life is rollercoaster”, dass wusste schon RONAN KEATING, auch SEDLMEIR lehrt uns jüngst, dass schnell verschissen ist und DAS BLANKE EXTREM weiß auch Bescheid. Nicht nur ihr Artwork symbolisiert den Wandel als steter Begleiter. DAS BLANKE EXTREM erinnern mich wieder daran, dass die tatsächlich wichtigen Werte ganz andere sind und es an jedem Einzelnen liegt, sie wieder zu stärken.
Dauer: 30:02
Label: 25.10.2019
VÖ: Flight 13
Tracklist “Alles in schönster Ordnung” von DAS BLANKE EXTREM
Wohnzimmergardinen
15,1 Prozent
Once
Fusi
Wohlstandsstadt
Herdenschaf
Wolkenwalzen Wabern
Eine Weile
Alles in schönster Ordnung
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