Shoreline - Eat My Soul Coverartwork

Shoreline – Eat My Soul – Review

SHORELINE gehören zur viel gelobten Münster Musikszene, auffällig viele gute Melodic-Hardcore-Bands kommen aus dieser Ecke. Virtuellen Applaus gibt es auch dafür, dass die AfD hier bei der letzten Bundestagswahl noch nicht mal die 5%-Marke knacken konnte. Die jungen Wilden von SHORELINE ließen bereits mit ihrer EP aufhorchen, nun liegt mit “Eat My Soul” das erste Album vor.

Es enstand überwiegend auf Tour, was man dem Material auch deutlich anhören kann. Alle Songs klingen wie Momentaufnahmen oder musikalisch vertonte Polaroids. SHORELINE hängen zwischen den Seilen, sind herrlich unkonkret und jeder Song scheint einen besonderen Moment oder eine intensive Begegnung einzufangen.

SHORELINE sind unterwegs

Etwas gewöhnungsbedürftig dürfte der kräftige, aber manchmal etwas jaulende Gesang sein. So richtig aus dem Quark kommen SHORELINE nicht, es wieder weder massiv gepoltert noch auf irgendein Finale hingearbeitet. “Eat My Soul” hat seine ganz eigene Geschwindigkeit und bricht selten aus. “Hana” streckt sich mehr in Richtung Shoegaze, zelebriert die pumpenden Herzschlagmomente und sorgt eher für Entschleunigung statt Aufregung.

Das folgende “Bent/Broken” trägt ein melancholisches, einprägendes Riff vor sich her. SHORELINE punkten hier mit mehrstimmigem Gesagen, ein Joker, den die Band gerne öfter ziehen könnte. Irgendwie entsteht erst dadurch ein richtig packender Zug und tatsächliche Assoziationsmöglichkeiten. Ziemlich vieles auf “Eat My Soul” ist nicht greifbar, obwohl SHORELINE uns mit voller Leidenschaft ihr Herz vor die Füße werfen, kann man sie nicht wirklich greifen und festhalten.

Die Momente festhalten

Letztendlich merkt man “Eat My Soul” an, dass SHORELINE weder hier noch dort, sondern in erster Linie unterwegs waren. Nicht gehetzt, aber unfertig wirkt so einiges auf dem Album. “Thieves” gönnt sich weniger als eine Minute, obwohl das Potenzial noch nicht vollends ausgeschöpft zu sein scheint. “Walking Through”, “Two Floors Beneath” und der Titelsong “Eat My Soul” rennen erst optimistisch nach vorne, bremsen sich dann immer wieder zwischendurch selbst nachdenklich aus.

Fast so, als ob sie sich mit einem Blick nach hinten vergewissern wollten, dass es auch in Ordnung geht, wenn sie einfach so vorpreschen. Der Hörer pendelt mit, immer sicher zwischen Optimismus und Unsicherheit. Am Ende ist es aber auch genau diese eingefangene Zerrissenheit und das Gefühl von “auf der Reise sein”, dass “Eat My Soul” so liebenswert macht.

Für Leute, die…
gerne auf und davon wollen.

Tracklist “Eat My Soul” von SHORELINE”
Andre The Giant
Hana
Bent/Broken
Thieves
What Sucks Is Now Hidden
Eat My Soul
Vanish
Walking Through
Wasps & Flies
Two Floors Beneath
Sleepy Habits

Dauer: 29:18
VÖ: 12.07.2019
Label: Uncle M

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