Elena Steri Chaotic Energy

Elena Steri – Chaotic Energy – Review

Müsste man die Musikerin ELENA STERI und ihre EP „Chaotic Energy“ in ein Land verorten, würde einem sofort Island oder Schweden in den Sinn kommen. Das liegt an ihrem hellen Gesang, der die Hörer*innen sofort aus dem Alltag holt und an den angenehm auffächernden Melodiebögen. Trotz aller Fragilität gewinnt man den Eindruck, dass alle Kompositionen selbstbewusst ausgereift sind und hier eine massive, kreative Auseinandersetzung stattgefunden hat. Jeder noch so beiläufig wirkende Moment scheint beabsichtigt, liebevoll abgewogen und extrem wichtig, damit ELENA ihr chaotische Energie irgendwie musikalisch ordnen kann.

Kreatives Potpourri, geleitet vom Gesang

Alleine der Opener „Pavement“ kann Hörer*innen, die an anspruchsloses Radiogedudel gewöhnt sind, überfordern. Das folgende „Heavy Rotations“, flankiert von einer Mischung aus Spieluhrmelodie und Herzschlagtakt, kommt einem schon fast unangenehm nah. ELENA STERI setzt sich sanft, aber bestimmt, emotional fest. Sie bietet ihr Innerstes an, der teilweise überlappende Gesang erweckt eine überwältigende Kraft, die den kompletten Raum ausfüllt. Nichts könnte weiter von dem Adjektiv heavy entfernt sein. Mit „Could You Tell?“ reiht sich ELENA STERI für ihre Verhältnisse schon fast in normale Strukturen ein.

Eine dezente Gitarre gibt den Unterton an und der Song eskaliert dann sogar laut, mit einer neuen Facette, die man der Musikerin gar nicht als Ausdrucksform zugeordnet hätte. Das ASMR-Interlude „Waking Up The“ besteht aus Schritten, die erst über einen Holzboden laufen und diesen dann verlassen. Wenn es Fragezeichen zu hinterlassen gibt, dann in dieser Situation, die glücklicherweise für den Gesamtgenuss überhaupt nicht ins Gewicht fällt.

Auffälliger Detailreichtum

Je öfter man sich „Chaotic Energy“ anhört, umso beeindruckter ist man zwangsläufig. ELENA STERI präsentiert Detailreichtum, der weit über das übliche Maß hinausgeht. Man erkennt zwar sofort, dass die Kompositionen gelungen sind, das komplette Ausmaß im Hinblick auf Vortrag und kleinteilige Fülle, wird einem erst viel später nach und nach bewusst. Jeder Hall, jedes noch so belanglos wirkende Atemgeräusch oder Saitenrutschen ist beabsichtigt. Und vollkommen unabhängig von den tatsächlich vermittelten, persönlichen Inhalten, regt „Chaotic Energy“ dazu an, sich ausschließlich schöne Bilder in den Kopf zu rufen.

Ich hoffe stark darauf, dass die Booker*innen vom Reeperbahn Festival oder vom Maifeld Derby ELENA STERI auf dem Schirm haben. Denn die Gruppe derjenigen, die gerne von Musik berührt werden möchten und dafür auch bereit sind, sich mit Kompositionen abseits von 08/15 auseinanderzusetzen, ist vorhanden. Den Hit hat sie mit dem etwas düsteren „Puzzleboom“ an das Ende gepackt. Loopende Gitarren weisen uns zaghaft den Weg, im Einklang mit Schellenkränzen und orientalisch anmutendem Takt. Es geht vorbei an von allen Seiten an unsere Ohren dringendes Flüstern und hin zu einem Töne-Finale, das einem grell erleuchteten Tor nahekommt, durch das wir mit ungewissem Ziel schreiten. Nach nur knapp 23 Minuten fühlt man sich ELENA STERI so verbunden, dass man nur ungern die Hand loslässt, an der uns ihr Gesang bis hierhin sinnbildlich geführt hat.

Dauer: 22:23
Label: ListenRecords Berlin
VÖ: 02.07.2021

Tracklist „Chaotic Energy“ von ELENA STERI
Pavement
Heavy Rotations
Could You Tell?
Interlude: Walking Up The
Pulpit Of The Panicking
Just Be
Puzzleboom

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