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Vandalismus – Gloria und Schwefel – Review

Mit “Gloria und Schwefel” legt der Rapper VANDALISMUS, ehemals als Destroy Degenhardt und Disko Degenhardt unterwegs, aus Düsseldorf sein drittes Album über Audiolith Records vor. Sein bestes Merkmal ist sicherlich die Ambivalenz, man kann ihn nicht wirklich zuordnen. Das Album schwankt zwischen spaßigen Samples, zynisch und teilweise echt bissigen Lines und dazwischen ehrlich tragische Selbsterkenntnis und auch die totale Ernüchterung.

VANDALISMUS 2020, Foto von Maxim Dean

Karriere mit dem Anti-Fame

VANDALISMUS hat nicht nur ein gutes Gespür für Atmosphäre, sondern auch ganz offensichtlich eine sehr gute Auffassungsgabe. Seine Augen und Ohren scheinen überall zu sein, sodass sich in den meisten Songs smarte und nicht so leicht zu knackende Querverweise finden. “Rapmusik im Straßengraben” ist noch relativ vorhersehbar – Motivation durch negative Aufmerksamkeit, besser als gar keine. Du machst mich zum Opfer, ich bin einfach stolz darauf. Je weiter “Gloria und Schwefel” voranschreitet, umso tiefer wird es auch inhaltlich. Mit “Maskulina” widmet sich VANDALISMUS der zugewiesenen Geschlechterrolle und den damit verbundenen Klischees. Offen spricht er an, dass er sich in erster Linie als Mensch und nicht als Geschlecht fühlt.

Die Beats auf “Gloria und Schwefel” pendeln auch zwischen Old-school und ultramodern, es gibt kühle Sounds oder warme mit Neunzigerschlagseite oder asiatischem Touch (“Plan B”). VANDALISMUS hat ein gutes Gespür für das Gefühl zwischen den Zeilen (“Schrottplatz der Kuscheltiere”, “Malibu Stacey”) und bietet sich ganz offen für die Schmuddelkinder an. Als trauriger Held für die Verlorenen, die Geschlagenen und Enttäuschten.

Lebenswerk, nicht der Rede wert?

“Der bessere Idiot” scheint auf den ersten Blick eindeutig zu sein, VANDALISMUS macht sich selbst runter. Wer genau hinhört, wird den Spiegel erkennen und darin ein bekanntes Gesicht sehen, getrieben von Überheblichkeit und Egoismus. Hier spricht kein Schlauer, der es besser weiß, nur einer, der weiß wie es sich anfühlt. “Gloria und Schwefel” liefert keine Antworten – manche Songs enden unvermittelt und offen – es biedert sich nicht an und erhebt keine mahnenden Zeigefinger. VANDALISMUS teilt Gedanken und man merkt in jeder Sekunde, dass es tatsächlich seine sind und er sich nicht verbiegt, um cooler oder nicht ganz so kaputt zu wirken.

Dass er damit nicht unbedingt an die Chartspitze kommen wird und auch Markus Staiger keine seiner DM beantwortet (“Parasit Paradies”), ist ihm klar. Der Preis der Anbiederung scheint ihm eindeutig zu hoch zu sein. Und so schließt “Ende” mit einer musikalischen Schleife, die die HörerInnen wieder an den Anfang schickt. Weil die Scheiße immer wieder von vorne losgeht, immer wieder.

Dauer: 41:47
Label: Audiolith
VÖ: 04.09.2020

Tracklist “Gloria und Schwefel” von VANDALISMUS
Anfang
Rapmusik im Straßengraben
Alle toten Dichter
Schrottplatz der Kuscheltiere
Der bessere Idiot
Parasit Paradies
Plan B
Malibu Stacy
Messer und Ballkleid
Maskulina
Schmuddelkinder
Benzin und Farbe
Cheburashka
Ende

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VANDALIMUS bei Audiolith

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