Krähenfüße Film – Interview mit Lucja und Ellen
Die meisten Filme von Krähenfüße sind in Schwarzweiß. Das heißt, dass alle, die sich das anschauen schon automatisch Hirn und Fantasie einschalten müssen, um die für uns ganz wichtige Farbe hinzuzufügen. Und es bedeutet, dass alle doch irgendwie etwas anderes sehen. Welche Überlegungen haben euch dazu geführt?
Lucja: Ich mag Schwarzweiß. Und ich mag die Stimmung, die sich dadurch ergibt.
Ellen: Schwarz- Weiß entlässt den Betrachtenden nochmal mehr in die Rolle des Interpretierenden, außerdem fetzt es aus ästhetischer Sicht.
Was war euer bisher schönstes Projekt und warum?
Lucja: Hmm. Es hat bis jetzt alles Spaß gemacht. Das Video für DENIS war für mich eins bei dem ich mich sehr austoben konnte und gehört zu meinen Favoriten.
Ellen: Es hat wirklich immer Spaß gemacht, anders kann man es nicht sagen. Auch weil wir immer richtig klasse Menschen vor der Kamera hatten. Jeder Dreh hatte seine Besonderheiten und Herausforderungen.
Mein heimlicher Favorit ist von HINÜBER „Keine Emotion“, es war eines der ersten Male, dass wir richtig zusammen gearbeitet haben, es war herrlich chaotisch und trotzdem professionell. Mein Herzensprojekt war und bleibt aber von TRIXSI „Frau Gott“, es ist etwas ganz Besonderes, war sehr vorbereitungsintensiv, und leider gibt es solche Videos viel zu selten. So etwas möchte ich nochmal machen, dann aber mit entsprechenden finanziellen Mitteln.
Ich fotografiere auch auf Festivals und Konzerten und bilde mir ein, dass man immer sieht, unabhängig davon wie gut die Fotos handwerklich sind, ob jemand auch wirklich ein Teil der Szene ist oder zumindest die fotografierten Bands kennt. Wie ist euer Bezug zu Punk beziehungsweise zu Musik generell?
Lucja: Wir haben beide definitiv einen Bezug zu der Punkszene. Da haben wir uns ja auch kennengelernt.
Ellen: Hm, ja ich denke ich bin Punk. D.I.Y. Punk vielleicht. Und Musik gehört einfach zum Leben dazu, ich gehe unglaublich gerne auf Konzerte und Festivals, ich tanze zwar schlecht, aber dafür mit vollem Herz- und Körpereinsatz, egal ob Pogo oder Techno oder Zeckenrap, haha. Livemusik hat mir während Corona richtig schlimm gefehlt, als Ventil und Futter für die Seele.
Ihr legt Wert darauf, dass eure Videos liebevoll und einzigartig sind, was sind eure Ansprüche an ein gutes Video?
Lucja: Wir würden nichts machen wofür wir uns schämen, oder es nur als Auftragsarbeit annehmen, ohne einen Teil von uns reinzustecken. Das ist, denke ich, der Anspruch. Sich selbst nicht zu verkaufen für etwas man hinterher gar nicht stehen könnte.
Ellen: Kann nur voll und ganz zustimmen. Am liebsten ist uns, die Band lässt sich überraschen.
Gibt es ein Video, dass euch schon in jungen Jahren oder auch aktuell fasziniert hat? Bei mir war es tatsächlich „Land Of Confusion“, „Thriller“ und aktuell die Hotelsession von FJØRT. Ach ja und zu „Smooth Criminal“ bin ich mal ordentlich auf den Wohnzimmertisch gedonnert, weil ich echt dachte, dass man sich so weit nach vorne beugen kann… haha.
Lucja: Ich war schon immer von Videos fasziniert. Als kleines Mädchen habe ich so oft es ging MTV geschaut und habe mich immer daran erfreut, wenn mich etwas visuell angesprochen hat. Selbst wenn die Musik nicht meins war. Beispielsweise PETER GABRIEL. Ich kann die Mucke echt nicht leiden. Aber eins seiner Videos hat mich wirklich fasziniert. Ein konkretes Beispiel fällt mir nicht ein. Aber ich finde immer schön, wenn es eine Geschichte gibt, es eine zusätzlich zum Nachdenken anregt. Und schön finde ich, wenn man auch mit kaum Budget etwas Gutes zu Stande bringen kann.
Ellen: Ich habe auch sehr viel Viva und MTV geschaut, oft ohne Ton, einfach nur die Videos. Als Kind habe ich mit meinen Eltern diese ganzen Musikfilme gesehen, Moonwalker, Beatles-Filme, Hair, Mary Poppins und so weiter. Mich hat es fasziniert, beziehungsweise tut es immer noch, wie in Filmen mit Musik während der Lieder eine ganz andere Ebene aufgemacht wird. Es passieren in Musikfilmen dann plötzlich total unrealistische Sachen, Zack Musikende und wieder schnipp zurück in die reale Ebene, und in Musikvideos kann man einfach in eine andere Dimension wechseln.
Ich habe ja in die Richtung studiert, da sieht man auch sehr viele Klassiker und merkwürdige Kunstfilme und nimmt das ganze dann theoretisch auseinander. Und natürlich sind diese ersten Musikvideos der Achtziger und Neunziger der Knaller. „Goldener Reiter“ von JOACHIM WITT bleibt auf jeden Fall im Kopf. Und das erste Video von RIO REISER zu „König von Deutschland“ mag ich sehr. Ich mag auch so Trash, nicht von der Musik her, sondern die Videos wie „I wanna be a Hippie“ oder GREEN DAY „Basket Case“, „Bungalow“ von BILDERBUCH von Bilderbuch, VON WEGEN LISBETH mit „Bitch“, Aktuell hat KENT gute Videos, oder auch DIE ANTWOORD. IN EXTREMO haben ein 360° Video rausgebracht, das ist auch witzig und trotzdem simpel. Und One Takes finde ich großartig, Lucja das müssen wir mal in Angriff nehmen, einen One Take. „Simpel, aber genial“, da steh ich auch drauf.
Ist es wichtiger, dass man eure Handschrift in den Videos seht oder macht es euch mehr Spaß, euch vollkommen auf die Band einzulassen und deren Vision zu verwirklichen?
Lucja: Ich finde es schöner, wenn wir uns etwas überlegen können. Je genauer die Vorstellung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit es eben nicht so umsetzen zu können. Dadurch wird man ja auch sehr in der Kreativität eingeschränkt.
Ellen: Genau, es schränkt ein und je mehr Menschen verschiedene Ideen in ihren Köpfen haben, desto höher die Gefahr, dass jemand von der Band enttäuscht ist und andere Bilder erwartet hat. Nicht alle Menschen können die Bilder, die sie im Kopf haben, so beschreiben, dass andere wissen wie es wirklich gemeint ist. Schwierig viele verschiedene Vorstellungen und Ideen auf einen Nenner zu bringen. Und wir haben ja nicht die Zeit und Kapazität um das halb fertige Projekt dann nochmal anzufangen.
Wie schon erwähnt, fotografiere ich auch, die Technik interessiert mich allerdings null. Wenn man, wie ihr, professionell produziert, muss man natürlich auch damit Bescheid wissen. Welche Technik setzt ihr ein, was bevorzugt ihr und worauf legt ihr Wert?
Lucja: Haha. Da muss ich dich enttäuschen. Ich hasse Gebrauchsanleitungen und bin weder eine gelernte Fotografin noch Videografin. Aber ich lerne natürlich aus meinen Fehlern und somit immer mehr dazu.
Ich kann mich einmal daran erinnern, wie ich einen Kran bestellt habe bei einem der ersten Videos der mittelgroß sein sollte. Ich kam mit einem Fahrradanhänger an. Da haben die Jungs vom Verleih gelacht und fragten wo der LKW bleibt …“Ich nehme dann doch den Kleinen“.
Ellen: Die ersten Videos sind mit Lucjas Fotoapparat entstanden, tatsächlich. Den Profi- Stuff leihen wir uns aus, aber in der Regel sind es wirklich nur eine einfache kleine Kamera, Fotoapparat und Stative, gelegentlich ein Mini- Slider, oder ein extra Scheinwerfer oder eine GoPro. Wir legen gezwungenermaßen darauf Wert, dass wir mit dem auskommen, was Lucja hat oder die Finanzen hergeben.
Wie nimmt man am besten Kontakt zu euch auf und was steht in den nächsten Monaten an spannenden Projekten an?
Lucja: Wir haben keine offizielle Homepage, aber man kann uns über Facebook oder Instagram schreiben. Krähenfüße laufen für uns tatsächlich nebenbei, da wir beide voll berufstätig sind, aber es gibt schon eventuell etwas was wir im Frühling im Angriff neben werden ist aber noch geheim.
Ellen: Ohja die Homepage bauen wollte ich schon lange, kommt vielleicht mal.
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