Tallah – Generation Of Danger – Review
Mit „The Generation Of Danger“, haben TALLAH schon mal einen guten Titel für ihr zweites Album am Start. Die Platte ist vermint mit gut zündendem Nu Metal, Mathcore und Deathcore. Wären SLIPKNOT noch ein wirklich großes, freshes Ding, TALLAH könnten einfach aufspringen und in deren Windschatten surfen. Sänger Justin Bonitz kennt offensichtlich nur Vollgas, in emotionaler und dynamischer Hinsicht. Es ist mit Sicherheit eine enorme Herausforderung, diesen eng geknüpften Genreteppich auszulegen.
TALLAHs Kurs? Zick Zack
TALLAH wollen mit „Generation Of Danger“ eigentlich da raus, wo kein Loch ist. Dementsprechend überfrachten sie die Songs an manchen Stellen, was einem im Wahn aber gar nicht so wirklich auffällt. Man wird stark gefordert, von den vielen Kurven und Ideen, verliert sich oft und TALLAH verweigern bewusst den Anker oder irgendetwas, an dem man sich orientieren kann.
Überträgt man das auf die aktuelle Gesellschaft und unterstellt der Band einen gewissen Transfer der Lage in Töne und ihre Musik, dann muss man allerdings laut applaudieren. Orientierungslosigkeit erzeugt Angst, ständiger Kurswechsel auch. Also am besten fallen und von der Musik von einer Ecke in die andere schubsen lassen.
Ein explodierendes Fass
Wir unterstellen TALLAH mal, dass das Feedback und die Störgeräusche durchaus beabsichtigt sind. Es ist am Ende die Kompromisslosigkeit und die Bereitschaft ein gutes Riff zugunsten von einer wütenden Explosion oder einer noch besseren Idee zu opfern. TALLAH könnten durchaus stringent nach vorne komponieren, scheinen dies aber als Beugen zu empfinden. Wütende Stampfer wie „Of Nothing“ bringen sich mehrfach selbst um die Ecke, schmettern sich selbst mit Wucht an die Wand. Die Band führt uns damit an ganz tief sitzende Frustration und Aggression, die sich live mit Sicherheit gut entladen lassen.
In. Dein. Gesicht.
CODE ORANGE oder EMPLOYED TO SERVE sind mit Sicherheit kein schlechter Anhaltspunkt, wobei TALLAH weniger auf Atmosphäre achten und „Generation Of Danger“ eher in unserem Gesicht explodieren lassen. „Dicker’s Done“ endet zwar beinahe harmonisch, das reicht allerdings nur für einige beruhigende Atemzüge, dann verläuft es sich in den Song „Telescope“ über. Kann sein, dass man sich bis hierhin schon an den Zickzack-Kurs gewöhnt hat, aber das aufputschende nach vorne Geprügel formt hier den (ersten) Hit der Platte.
Justin Bonitz ruft hier die komplette Palette aller relevanten Sänger der letzten dreißig Jahre ab. WTF, der Typ ist echt eine Waffe und liefert hier so viel mehr ab, als nötig und alles auf Topniveau. KORNs Jonathan Davis bipolare Zwiegespräche wirken dagegen wie zaghafte Versuche, zumindest auf den aufgenommenen Platten, live ist er ja deutlich vehementer.
Übrigens genauso wie Max Portnoy, der hier erbarmungslos die Felle drischt und – Überraschung – der Sohn von Mike Portnoy ist. Dass sich TALLAH mit Alizé „Mewzen“ Rodriguez eine Personalie für Turntables, Samples und Keyboards leisten, zeigt auch, wie konkret der Plan davon ist, wie man klingen will. Mewzen bringt sich komplett ein und es werden nicht abschließend als add on ein paar Samples reingeballert. Mit „Generation Of Danger“ ziehen TALLAH ein paar wesentliche Schritte nach vorne, da kommt noch was.
Dauer: 57:49
Label: Earache Records / Edel
VÖ: 18.11.2022
Tracklist „Generation Of Danger“ von TALLAH
mud_castle
The Hard Reset
Stomping Grounds
The Impressionist
Shaken (not stirred)
For The Recognition
Of Nothing
Dicker’s Done
Telescope
Wendrid
Headfirst
Thistle
How Long?
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