The Armed Ultrapop Artwork

The Armed – Ultrapop – Review

Dass man für die Rezension von “Ultrapop”, dem neuen Album von THE ARMED, länger braucht, ist verzeihbar. Denn nichts, wirklich nichts an dem amerikanischen Hardcore-Punk-Kollektiv ist vorhersehbar oder konventionell. Und auch die selbst geführte Genrebezeichnung Hardcore-Punk trifft nicht annähernd das, was die wild zusammengewürfelte und unfassbar talentierte Band anbietet. Hitziger Noise, die Melodien immer da, aber oft so tief vergraben, dass man sie nur erahnen und intutiv erfassen kann. Mit “Ultrapop” liegt nun das vierte Album vor, die Songtitel natürlich alle in Versalien, weil sich eine Band wie THE ARMED natürlich nicht ignorieren oder kleinreden lässt.

Bewaffnet mit Ideen

Der Black-Metal-Noise-Brocken “MASUNAGA VAPORS” ist schon der erste Härtetest. Wer das überlebt und irgendwie annähernd versteht, der kommt mit THE ARMED klar. Das folgende, in den Strophen schon fast freundlich schunkelnde, “A LIFE SO WONDERFUL” verschiebt die Perspektiven und degradiert den Gesang nach hinten, während die Drums ganz vorne stehen. An diese Art von Hierarchie muss sich das Ohr erst gewöhnen. Würde man die Komponenten wieder ins Übliche verschieben, sind wir irgendwo bei IDLES, THE FALL OF TROY, NAILS oder THE STROKES, LITURGY…. oder THE GARDEN?! Ihr merkt schon, es ist schwer die Band zu verfassen und eigentlich kann man sie nur vage mit den Haltungen und Ideen von anderen Bands in Verbindung bringen. Ist man erstmal mit dem auf den Kopf drehen von allem vertraut, macht “Ultrapop” mächtig Spaß.

Perspektivenwechsel

“AN ITERATION” und “AN AVERAGE DEATH” kommen einem dann schon fast gewöhnlich vor. Die Drums wirbeln nach vorne, während der anonyme Sänger schon beinahe sanft post-wavig nach vorne gleitet. Wäre spannend zu erfahren, wie THE ARMED live klingen, wenn es kaum möglich sein wird, die Ebenen so differenziert und passgenau zu verschieben. Tanzbare Brecher, wie das hart geschriene aber FRANK CARTER-artige nach vorne gehende “WHERE MAN KNOWS WANT”, verfehlen die Wirkung auf das Publikum mit Sicherheit nicht. Ein Pit sollte hier garantiert sein. Und “BAD SELECTION” ist nichts anderes, als eine irre Variante von THE MANCHESTER ORCHESTRA und Co.

Die Definition von Pop

So richtig weiß man immer noch nicht, wer genau bei THE ARMED mitmacht. Ein bisschen QUEENS OF THE STONE AGE und Eva Spence von ROLO TOMASSI, Nicole Estill von TRUE WIDOW…, das ist klar und Kurt Ballou als Produzent ist auch bekannt. Damit kann man immerhin so grob eine kreative Blase ausmachen. Wer bei “BIG SHELL” sich in einen wilden Wahn schreit, weiß man also nicht, aber die Message kommt trotzdem an und man fühlt sich bisschen wie mit dem Kopf voran in den Boden gestapft. Dass sich die Hörer*innen auf THE ARMED zubewegen müssen und nicht umgekehrt, merkt man erst, wenn man danach herkömmliche Platten hört. Bei manchen Songs bekommt man den Eindruck, die Mitglieder*innen hätten sich nur auf eine grobe Richtung geeinigt, jeweils alleine komponiert und dann im Studio alles aufeinandergestapelt.

Harte Musik 2.0.

Dann bemerkt man aber wieder die Feinheiten, die klar definieren, dass das kein Kunstprojekt ist, sondern der wohldurchdachte Versuch harte Musik zu revolutionieren. Es geht darum etwas Neues zu erschaffen, neue Synapsen anzuregen und fremde Bereiche zu erschließen. “FAITH IN MEDICATION” bläst sich so vehement auf, dass man meint, der Song würde von implodieren und wir am besten gleich mit. Durch die prägnanten Flächen, ist diese Komposition relativ rasch aufzunehmen. Mit dem abschließenden “THE MUSIC BECOMES A SKULL” lässt sich zumindest ein Sänger eindeutig definieren, Mark Langegan von THE SCREAMING TREES wiegt “Ultrapop” ins Ziel. Oder eher; er geht sanft gegen die verzerrte und grobe Urgewalt aus Tönen an. Verrücktes Album.

Dauer: 38:51
Label: Sargent House
VÖ: 16.04.2021

Tracklist “Ultrapop” von THE ARMED
ULTRAPOP
ALL FUTURES
MASUNAGA VAPORS
A LIFE SO WONDERFUL
AN ITERATION
BIG SHELL
AVERAGE DEATH
FAITH IN MEDICATION
WHERE MAN KNOWS WANT
REAL FOLK BLUES
BAD SELECTION
THE MUSIC BECOMES A SKULL (Feat. Mark Lanegan)

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