Lest die Review zu "And You Will Know Us By The Greatful Dead" von TRIXSI bei krachfink.de

Trixsi – And You Will Know Us By The Grateful Dead – Review

Wenn man TRIXSI noch mit einer „Hauptschülerin mit gutem Charakter, die im Nagelstudio arbeitet und sich eher mit den leichten Gedanken befasst“ assoziiert hat, dann trägt ein Dada-Albumtitel wie „…And You Will Know Us By The Grateful Dead“ und ein Cover mit knallig in Szene gesetzten Erbsen und Möhrchen nicht gerade zur klärenden Einordnung bei. Die Frage bleibt also erstmal: Was wollen die Kerls eigentlich?

Doch je länger und öfter das zweite Album der Beinahe-Supergroup mit Sitz in Hamburg läuft, umso stärker wird man von dem erdigen Rocksound und den starken Texten mit See- und Tiefgang eingenommen. Müsste man dem Album einen roten Faden geben, dann wäre es die Vergebung. Sich und anderen. Also liebe TRIXSI, vergebt bitte allen, die euch bisher nicht geschnallt haben.

Nur Asche und Galle bleiben übrig

Man hört „…And You Will Know Us By The Grateful Dead“ von TRIXSI sofort an, dass es zu großen Teilen live aufgenommen wurde und sehr viele angenehm intuitive Momente hat. Ohne es krampfhaft zu wollen, wird diese Musik Menschen zum Nachdenken bringen. Einige werden erst vom rockigen Krach angezogen werden oder zufällig über die Band stolpern. Und genau die erkennen dann in ihrem grauen Alltag urplötzlich den Sinn von vermeintlich harmlosen Sätzen wie „Soll das alles für immer so bleiben?“ oder „Wir werden ewig weiter latschen, bloß weil’s Freude macht“ .

Text und Musik stützen einander, in „Jerome/Janine“ wird Jörkk zum launig-entspannten Skat-Man, während der Bass vehement und die Gitarren mit Flächen dagegen halten. Eine der vielen Szenen, in denen man den Zusammenhalt und das ständige, ausgewogene Geben und Nehmen der Band spürt und deutlich hört. Man reicht sich ohne Worte die Hand, jeder gibt, was er kann.

Schmerz ist manchmal geil

Die Art, wie TRIXSI mit Nostalgie, Schmerz und Wut umgehen, ist im besten Sinne erfahren. Mit dem Kopf durch die Wand tut weh und dementsprechend ist „Scheiß Urlaub“ eher von starker Traurigkeit und Ernüchterung geprägt. Das Lied greift die dummen Äußerungen von denen auf, die Flüchtenden böse Absichten unterstellen und nicht im Mindesten verstehen wollen, was eine Flucht über See, auf Leben und Tod, tatsächlich bedeutet.

Das lustige Video zu „Schlangenmann“ lenkt schon fast etwas zu stark ab, von dem grandiosen Text und der schönen Melodieführung des nach vorne drehenden Songs, in dem der Bass den ständigen Stein im Magen zu repräsentieren scheint. Einen Schlangenmann im rosa Elefantenkostüm sieht man eben nicht alle Tage auf dem Markt in Hamburg.

Spätestens bei „Panik“, was auch am tollen Video liegt, erreichen TRIXSI internationales Niveau. Das liegt nicht wirklich an den selbst gemachten Affenschreien, wobei dafür virtueller Applaus angebracht ist. Nein, es liegt eher an der Atmosphäre, die nach unterwegs sein klingt, nach ausbrechen und nach einem Hauch von echter Freiheit, von dem wir alle in den letzten zwei Jahren viel zu wenig abbekommen haben. Und auch „Frau Gott (reitet wieder)“ ist ein echter Klassiker in spe, denn wer TRIXSI hört, hat die Reife, sich schon einige Male mit Vergangenheit und Karma auseinandergesetzt zu haben.

Früher war alles verboten

Dass gerade „…And You Will Know Us By The Grateful Dead“ mit seinem quatschigen Albumtitel dafür gesorgt hat, dass ich TRIXSI nun endlich verstehe, war eine echte Überraschung. Das geht weit über ein Projekt oder eine vage Idee vom gemeinsamen Biertrinken mit Musikmachen hinaus. TRIXSI bleiben. Es handelt sich längst um eine richtige Band, die trotz Corona-Zwangspause eine Wellenlänge halten konnte, was sich jetzt auch auffällig oft musikalisch zeigt. Auf Punkerehre scheißen TRIXIS schon lange.

Dauer: 40:51
Label: Glitterhouse Records
VÖ: 03.06.20232

Tracklist „And You Will Know Us By The Greatful Dead“ von TRIXSI
Paul Los
Eegal
Vergib Dir selbst
Ach Meche
Hundegulasch
Schlangemann
Scheiß Urlaub
Wer schreit der bleibt
Panik
Jerome Janine
Frau Gott (reitet wieder)
Schuldigung
Sauf, Ne

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2 Kommentare

  • Hi, wieso erwähnt bisher kein Besprechung den eindeutigen Bezug des Covers („ein Cover mit knallig in Szene gesetzten Erbsen und Möhrchen“) zum Can Album „Ege Bamyasi“ ?

  • Hi Rainer, stimmt, aber ich bilde mir ein, es schon irgendwo (Ox?) gelesen zu haben. Gruß, Nadine

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