Trixsi – Frau Gott – Review
TRIXSI wagen sich mit ihrem ersten Album “Frau Gott” an die Öffentlichkeit. Es wäre schön, wenn man, um einen groben Eindruck von dem zu erwartenden Krach zu kriegen, einfach die anderen Bands der Kerls (LOVE A, HERRENMAGAZIN, FINDUS und JUPITER JONES) als Referenzen vermischen könnte. So einfach, wie uns die beiden Vorboten “Trauma” und “Wannabe” vorgaukeln, ist es aber nicht. Die selbst propagierte Beschreibung “Bisschen Keller, bisschen dreckig, bisschen Rock , ganz viel Hamburg!” lässt sich, durch bestimmte Soundbilder (“Autobahn”, “7 oder 9”, “Menschen”) oder die Verwendung von Wörtern wie “schimpfen”, schon eher bestätigen. Wie kriegen die das hin, wenn ein Großteil der Band aus dem Saarland und der Eifel dazugestoßen ist – und dürfen die das?
Rock mit Punkattitüde
“Ja, es geht mir schlecht. Jeden Tag, wenn ich sehe, was die Leute um mich herum so interessiert” würgt Sänger Jörkk Mechenbier bewusst träge im Opener “Jana Lüttich” zur Begrüßung. Bis hierhin also alles wie immer, aber der rhythmische Takt klingt schon fast versöhnlich, die Gitarren fächern eher beruhigende Luft zu und machen die HörerInnen weder traurig noch hibbelig. Während man TRIXSI auf Instagram in erster Linie bei Saufi Saufi beobachten konnte, sind die Texte für “Frau Gott” doch weniger albern, als man befürchtet hatte. Die Ode an die Kaltschale fehlt sogar gänzlich, dafür gibt es zumindest eine kleine Hymne (“IroCity Express”) für den Punk und ganz viel Inhalt für Pro Lotterleben.
Ironie, Zynismus und Banalität
Manche Sätze irritieren mit ihrer Banalität, andere mit ihrem doppelten Boden. Das Lied “Trauma” hält mit “Ich bin lieber todkrank, aber glücklich mit Dir” wahrscheinlich die egoistischste Zeile vor, die jemals in einem Pseudo-Liebessong geschmettert wurde. Die leichte Zugänglichkeit von “Ab Morgen” sei verziehen, weil das Dilemma dahinter noch klar erkennbar ist und der Titelsong “Frau Gott” ist so offensichtlich überfrachtet mit sich selbst in den Schwanz beißenden Vergleichen, dass das eigentlich nur noch Ironie sein kann. Der von Jörkk engagiert vorgetragene Monolog in “Menschen” ist überzeugend, ebenso wie die schleppenden und disharmonischen Stakkato-Gitarren, der Refrain dann aber etwas zu hart verurteilend.
Hamburch, wie es lebt und lärmt
Die Kerls von TRIXIS klingen eigentlich am besten, wenn sie einfach laufen lassen und sich die Leichtigkeit bewahren. Das nostalgische Protokoll – wie wir alle vom arglosen Kind zum notorischen Scheiterer wurden – in “7 oder 9” ist nicht minder anspruchsvoll in seiner Aussage, aber weniger verkopft, als manche Momente auf “Frau Gott”. Gleiches gilt für das schön lärmende, aber sich dem Groove unterordnende “Wannabe”, das genau die Waage zwischen Anspruch und Eingängigkeit hält. TRIXSI besingen den Zustand im Opener selbst: “Frau Gott” klingt anders, als man sich es vorstellt. Anders, aber nicht schlechter. Nur anders. Die Band macht eigentlich Rock, stark an den Helden des Nordens der Neunzigerjahre orientiert, mit Punkattitüde. Das macht sie besonders und interessant. Unabhängig von der Musik steht hinter TRIXSI eine Haltung. Eine Haltung, die auf Hitparaden scheißt und Freundschaft über Knete stellt.
Dauer: 39:55
Label: Glitterhouse Records
VÖ: 26.06.2020
Tracklist “Frau Gott” von TRIXSI
Jana Lüttich
Trauma
Ab Morgen
Frau Gott
Autobahn
Stetig/Redlich
7 oder 9
Wannabe
Menschen
Dagn Dagn
IroCityExpress
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