Lest die Review zu "Gris Klein" von BIRDS IN ROW bei krachfink.de

Birds In Row – Gris Klein – Review

Es gibt so viele positive Eigenschaften, die man an dem aktuellen, dritten Album „Gris Klein“ der französischen Post-Hardcore-Punkband BIRDS IN ROW hervorheben könnte. Ganz offensichtlich wäre mal die Tatsache, dass die Kerls lediglich zu dritt ihren Lärm machen und es klingt, als ob ein Sextett auflaufen würde. Wobei Lärm in diesem Fall eher die Wucht unterstreichen und eben nicht die im Wort „Post“ angedeuteten, traumhaften Melodiebögen und die herzzerreißenden elegischen Momente unterschlagen soll, in denen der vorher emsig angerührte Gefühlscocktail explodiert.

„Gris Klein“ ist eine atemberaubende Achterbahnfahrt, bei der man im einen Moment ein Loch in die Wand schlagen und im nächsten heulend auf den Knien zusammenbrechen und verzweifelt mit den Fäusten auf den Böden trommeln möchte. Dabei erinnert der Sound von B., J. und Q. schon an die andere Bands und kommt nicht aus dem Nichts, ist im Ergebnis aber originell.

Genug von der Dunkelheit

„Gris Klein“ von BIRDS IN ROW ist vor allem ein fragiles Album, die Laut-Leise-Dynamik perfektioniert und offensichtlich zwischen den drei Bandmitgliedern so nonverbal abgestimmt, dass die Songs nur in dieser Konstellation so klingen können. Es gibt ein paar wenige Momente, in denen alle gemeinsam schreien und trotzdem wie ein Klangkörper wirken. Da ist sie wieder, die unerreichbare Magie von Trios. Mühelos entfachen sie in „Nympheas“ einen Sturm, den sie gemeinsam bändigen und sogar zum zugänglichsten Hit umformen können.

Die dissonanten Einschübe verdeutlichen die Tatsache, dass BIRDS IN ROW in diesem Lied ihre bitteren Erfahrungen im Hinblick auf die Liebe zusammenfassen. Dass es nicht nur Schreien sein muss, wird uns mit „Trompe L’oeil“ klar, der Sänger geht lyrisch hart mit sich selbst ins Gericht. Und weil sowas nicht ohne Folgen bleibt, wird dies dann mit einem anschwellenden, explosiven Finale demonstriert. BIRDS IN ROW erschaffen über Töne die garstigen Dämonen, die einen während solchen Tiefs befallen und zerren ihr eigenes Lied in den Abgrund.

Kunstvolle, emotionale Achterbahnfahrt

Würde es eine Drums-only-Version von der Platte „Gris Klein“ von BIRDS IN ROW geben, ich würde sie hören wollen. Das unter Punk oder Post-Hardcore einordnen zu müssen, tut schon fast weh. Der Drummer bestimmt jeden Song, wirbelt Emotionen auf, prügelt uns imaginären Schaum vor den Mund oder lässt die Herzen stolpern. Bei einem Trio darf sich natürlich sowieso niemand Schwächen erlauben, dementsprechend wachsen bei BIRDS IN ROW zweifelsohne alle über sich hinaus.

Die Texte behandeln intime Themen, Ängste und Depressionen, aber auch die Gegenüberstellung von Kapitalismus und Humanität. Es gibt keine offensiven Refrains, die sich im Ohr festsetzen. Aber aus dem Vortrag ergeben sich besondere Momente, die erschüttern und deshalb hängenbleiben. Unverständlich, dass diese Platte so wenig besprochen wurde, aber viele sind erst über die Tour mit CULT OF LUNA und CASPIAN auf die Band aufmerksam geworden.

Dauer: 42:57
Label: Red Creek
VÖ: 14.10.2022

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