Covey Class of Cardinal Sin Artwork

Covey – Class Of Cardinal Sin – Review

Der Opener zu „Class Of Cardinal Sin“, dem neuen Album von COVEY, ist eigentlich irreführend. Die Instrumente bleiben auf dem Boden, wirken eher versöhnlich und eigentlich schon so gesättigt, dass man eher an ein Finale denkt. Wäre da nicht der Gesang, genau das ist die Stärke des Folk-Rockers Tom Freeman, die unbändige Vehemenz in seiner Stimme und seine Gabe, Menschen damit emotional anzuzünden. Im ersten Song „Cut On The Crease“ geht es um selbstverletzendes Verhalten, damit setzt der in Amerika lebende Brite COVEY gleich einen gewissen Maßstab im Hinblick auf seine Prioritäten.

Schaut man sich das Artwork ganz genau an, dann scheint in der bunt zusammengewürfelten Klasse trotzdem Harmonie zu herrschen. Die von der Norm abweichenden Gestalten wirken, aufgrund der liebevollen Installation, freundlich und mit ihrem anderen Aussehen trotzdem vertraut. Ängste und Vorbehalte in Luft auflösen, Hürden überwinden. Das sind die Botschaften von COVEY, die er ansprechend inhaltlich und musikalisch übermittelt.

Lasst uns darüber reden

Mit dem sanft nach vorne treibenden „Why Am I Alive“ teilt COVEY seine Gedanken mit uns, erzählt, was ihn beschäftigt. Drums und Gitarren peitschen sich auf und arbeiten auf eine Art Befreiungsschlag hin. In solchen Momenten tendiert er eher zu Rock, der Folk-Anteil ist sowieso eher im Unterton versteckt. Nicht selten kann COVEY auch komplett an die Instrumente abgeben, in „Sam Jam“ und „Local Anesthesia“ vertraut er blind auf die Gitarren. Nicht nur hier wird „Class Of Cardinal Sin“ plötzlich zeitlos, könnte locker schon dreißig Jahre alt sein, ohne überholt zu wirken. Das liegt an ironischen, lyrischen Höhepunkten wie einem choralen „Fuck that guy, I hope he is dead“, was nun vor einigen Jahrzehnten wohl eher problematisch gewesen wäre. und die Hörer*innen unmissverständlich in 2021 holt.

Im richtigen Moment hilft Humor

Ironie, Sarkasmus und Humor sind wichtige Eckpunkte der Platte. Denn im richtigen Moment haut Tom immer wieder einen raus, ohne die Sache zu veralbern oder den Inhalt zu beschönigen. In „Point Mutation“ beschreibt er die Kraft und Ignoranz, die man benötigt, um den Schein am Laufen zu halten, damit man nicht an gewissen Umständen zerbricht oder einfach um den gängigen Konventionen zu genügen. Doch irgendwann kommt der Moment, an dem man diese Illusion nicht mehr aufrechterhalten kann und den Kreislauf stoppen muss. Ständig streitende Eltern verkorksen Kinderseelen meist mehr, als der vermeintliche Makel eines Scheidungskindes . Oder zwei unglückliche Erwachsene, die sich zum Wohl der Kinder durchs Leben granteln.

Musikalischer Seelenschmeichler

„Stop acting like you don’t deserve happiness“ singt COVEY ganz nebenbei in „Crooked Spine“ und genau diese emotionalen Anker wirft er immer wieder aus. Ganz im Sinne einer klassischen Therapie geht er an die Ursachen, spricht Wunden an, um sie dann liebevoll verarzten zu können. So gnadenlos wie wir selbst zu uns sind, ist wohl auch niemand anderes. COVEY bietet mit „Class Of Cardinal Sin“ ein schönes Album an, das mit Sicherheit ihm hilft Dinge zu verarbeiten und vielen anderen einen Stupser in die richtige Richtung gibt. Vor lauter Inhalt überhört man fast, wie schön die Kompositionen ausgestaltet sind, wie viele Schichten es gibt und wie es genau in den richtigen Momenten dick und laut oder zaghaft und leiser wird. Mit „Marzipan Pills“ schließt das Album leider etwas ereignisarm ab, alles Wesentliche ist bis dahin schon gelaufen. Der erste Vergleich, der mir in den Sinn kam, war SAMMY BRUE.

Dauer: 40:17
Label: Rise Records
VÖ: 18.06.2021

Tracklist „Class Of Cardinal Sin“ von COVEY
Cut On The Crease
1991
Why Am I Alive
Four Dollar Sandwich
Sam Jam
Point Mutation
Crooked Spine
Local Anesthesia
Sound Of A Gun
Marzipan Pills

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