God Bless Ozzy Osbourne – Review

Wer denkt, die Rocklegende OZZY OSOBURNE sei irgendwie zu erfassen, nur weil man mal ein paar Folgen „The Osbournes“ auf MTV geschaut hat, liegt eh falsch. Es gibt schon einige gute Dokus und kurzweilige Bücher über John Michael Osbourne und über BLACK SABBATH. Was „God Bless Ozzy Osbourne“ besonders macht, ist die Tatsache, dass bei diesem Porträt außer dem Regisseur Mike Fleiss auch Ozzys Sohn Jack seine Finger im Spiel hatte. Man kommt dem schrulligen Ozzman schon auf eine ganz andere Art näher, weiß ihn danach als Musiker und Mensch zu schätzen.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurde er von einem Filmteam begleitet und wir steigen mit einer Liveshow in Buenos Aires ein. „I Don’t Know“ ist der erste Song, der uns entgegenschmettert und irgendwie bringt der Text Ozzys Leben auf den Punkt. Wir sehen einen alten Mann, der wirklich alles gibt, um seinen Fans nochmals mit erhobenem Haupt entgegentreten zu können. Er wärmt gewissenhaft seinen Körper und die Stimme auf.

Twisted, but alright

Unabhängig von den Boosterfunktionen und der guten medizinischen Betreuung, die ihm mit Sicherheit zur Verfügung stehen, ist das für einen damals 60 Jahre alten Mann beeindruckend diszipliniert. Ein Fan fasst es nach dem Konzert gut zusammen: „He’s twisted, but he’s alright“. So alright war es aber nicht immer. Nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die Menschen um in herum.

„God Bless Ozzy Osbourne“ zeigt ihn auch im Kreise seiner Schwestern, beim Gruppenbild bleibt Ozzy Rebell und verweigert, selbst im Kreise seiner Familie, auf Kommando zu lachen. Im Vergleich zur MTV-Serie sieht man hier auch seine Tochter Jessica aus erster Ehe und seine Tochter Aimee, die sich damals bei den Dreharbeiten nicht blicken ließen. Wir sehen auch einige alte Bilder von dem Haus in der Lodge Road, in Aston Birmingham, in der Ozzy aufgewachsen ist. Er spielte damals arglos in den Trümmern der Stadt, die Spuren des gerade hinter sich gebrachten Krieges. Seine Schwester spricht davon, dass die Osbournes die ärmste Familie der Straße gewesen seien.

Ozzy Zig needs a gig

Nachdem der kleine Ozzy „She loves you“ von THE BEATLES im Radio gehört hatte, stand für ihn fest, dass er Rockstar werden wird. Umso schöner, dass später in den Statements prominenter Musiker, neben John Frusciante (RED HOT CHILI PEPPERS, THE MARS VOLTA…), Tommy Lee (MÖTLEY CRÜE… ), Roberto Trujillo (SUICIDAL TENDENCIES…) und Henri Rollins (BLACK FLAG, ROLLINS BAND…), dann auch Paul Mc Cartney von THE BEATLES lobend zu Wort kommt. Obwohl die Familie so arm war, kam Ozzy zu einer PA, einer Lautsprecheranlage, was ihn auf einen Schlag zu einem begehrten Bandmitglied machte. Mit dem legendären Aushang „Ozzy Zig needs a gig“ kam es dann über Umwege zu BLACK SABBATH und dem wahnsinnigen Erfolg der Band. In diesem Bandgefüge drehte Ozzy komplett auf, lebte sein Clown-Gen vollends aus, um seine starken Unsicherheiten zu überspielen. Drogen gaben ihm die entsprechende Lockerheit, führten ihn aber auch im Eiltempo immer weiter in den Abgrund.

Crazy Train mit Hochgeschwindigkeit

Ozzy wurde im weiteren Verlauf seines Lebens mit Schicksalsschlägen nicht verschont, nach dem Tod seines Vaters, kam es auch noch zu dem tragisch tödlichen Unfalls seines Gitarristen Randy Rhoads (vorher QUIET RIOT). Der hatte ihn musikalisch und menschlich nach der Trennung von BLACK SABBATH wieder auf die Beine geholfen. Der Überhit „Crazy Train“ geht auf sein Konto. Und was aus Ozzy geworden wäre, hätte er Randy nicht getroffen, liegt auf der Hand. Es dauerte noch nicht mal ein Jahr, bis Ozzy dank ihm auch solo wieder große Shows spielen konnte und in schneller Taktung erneut extrem erfolgreiche Platten veröffentlichte.

Letzte Freiheit Autofahren

Die Verluste trafen Ozzy hart und zogen ihn immer tiefer in den Sumpf aus Alkohol und Tabletten. Ein trauriger Höhepunkt war der Versuch im vernebelten Zustand seine Ehefrau Sharon zu erwürgen. Rückblickend reflektiert Ozzy, warum der Alkohol sein Leben so bestimmte und betont, dass ihm das Nüchternsein gefällt. Seinen ersten Drink hatte er mit 14 und von Anfang an ging es nur darum, maximal besoffen zu sein. Nach gut 40 bis 50 Versuchen hat Ozzy Osbourne es aber geschafft, ist mittlerweile fast 10 Jahre trocken und hat sogar im hohen Alter noch den Führerschein gemacht. Er beschreibt das als pure Freiheit, endlich alleine hinfahren zu können, wohin er möchte. Aktuell arbeitet OZZY an einem neuen Album, das bleibt spannend, zumal sein letztes Album „Ordinary Man“ überraschend stark war.

Abgesehen vom hohen Unterhaltungswert und der musikgeschichtlichen Relevanz, ist „God Bless Ozzy Osbourne“ auch schlichtweg sehr traurig. Vor allem mit der bitteren Erkenntnis, dass ihn das Publikum im Rahmen der MTV-Serie als besonders unterhaltsam empfand, während seine Familie die Hölle durchlebte.

Dauer: 95 Minuten
Studio: Edel Music & Entertainment GmbH
Genre: Dokumentation, Musik

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