Lest das Interview mit DIE GRUPPE KÖNIG zu "Altare" auf krachfink.de

Interview mit Die Gruppe König über die EP „Altare“

Man meint, dass der Sound von DIE GRUPPE KÖNIG schnell wegzuordnen wäre: Drei Kerls machen irgendwas mit Post-Punk und Noise-Rock und deutschen Texten. Kennt man doch schon, wird nicht viel Neues dabei herumkommen. Aber falsch gedacht. Denn auch auf EP-Länge wird schnell klar, dass das Trio einen ganz eigenen Sound mit überzeugendem Sog spielt. Die komplette Band war so nett, einige Fragen zu den Texten, der Bandchemie, dem Zusammenspiel, den eigenen Anspruch, dem Artwork und dem Sinn des Lebens zu beantworten.

Wer ist bei DIE GRUPPE KÖNIG dabei, woher kennt ihr euch, wer macht was?

Alfa: Ich bin Alfa Stark und hab die Band 2017 gegründet. Seitdem schreibe ich auch den größten Teil der Musik und kümmere mich um die Produktion unserer Veröffentlichungen. Auf der Bühne spiele ich Gitarre und singe.

Rainer: Am Schlagzeug bin ich als Rainer Zorn anzutreffen. Alfa habe ich in der Rostocker Musik- und Kulturszene schon eine Weile auf dem Schirm gehabt. Kennengelernt haben wir uns aber erst so richtig 2020, als ich dann der Gruppe beigetreten bin.

Max: Mein Name ist Max Jazz. Ich bin das neuste Mitglied und seit Frühjahr 2022 dabei, um die Gruppe am Bass zu komplettieren.

DIE GRUPPE KÖNIG, 2023

Eure Band heißt DIE GRUPPE KÖNIG, wie würdet ihr euer Königreich gestalten, wenn ihr tatsächlich die Macht hättet?

Alfa: Ich fände mehr Fairness toll und würde mir wünschen, dass alle Menschen gleiche Chancen bekommen.

Rainer: Auf jeden Fall irgendwie gemeinsam und so, dass möglichst niemand verloren geht.

Max: Ich würde versuchen, die Macht aufzuteilen, beziehungsweise so gut es geht abzuschaffen. Oder Kinder an die Macht lassen.

Alle Songs auf eurer EP „Altare“ haben einen herrlich mitreißend Fluss, sie rennen los, man wird mitgezogen und irgendwann wieder ruckartig abgeworfen. Wie und wann schreibt ihr die Songs, dass sie allesamt so eine prägnante Dynamik haben?

Alfa: Tatsächlich sind die Songs zu 90 % am Computer entstanden. Wir sind keine Band, die sich zum Jammen trifft. Cool, wenn andere Künstlerinnen und Künstlern so Musik machen können, aber für mich irgendwie unnatürlich. Ich denke aber, da gibt es kein richtig und falsch. Wichtig ist das Ergebnis, nicht die Methode. Wenn also ein Song am Rechner schon gut fließt, kann er aus meiner Sicht nur noch besser werden, wenn wir ihn das erste Mal als Band spielen. Dann arbeiten wir noch gemeinsam an Details, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Rainer: Vieles kommt schon sehr überzeugend aus Alfas Rechner. Am Schlagzeug bring’ ich meistens wirklich nur noch Einzelheiten meines Geschmacks ein.

Alfa hat das Artwork gestaltet, man sieht unter anderem Windräder, welche Bedeutung haben sie im Zusammenhang mit eurer Musik?

Alfa: In Bayern findet man überall Materl – bei uns überall Windräder. Die sind fester Bestandteil unserer Landschaft und wirken an nebligen Tagen manchmal wie gigantische Kruzifixe. Das passt gut zum neuen EP-Namen „Altare“, der in gewisser Weise religiös aufgeladen ist. Windräder haben in unserem ersten Musikvideo von 2019 auch eine große Rolle gespielt. Das nochmal aufzugreifen und unsere Herkunft einzuordnen, empfanden wir als gute Idee.

Zwischen eurer letzten Veröffentlichung und „Altare“ sind dann fünf Jahre verstrichen. Habt ihr so detailliert an der EP gearbeitet oder wie entstand diese verhältnismäßig lange Zeitspanne?

Alfa: Stimmt nicht. Wir haben in 2021 die EP „MOTORE“ veröffentlicht, Konzerte gespielt und Videos gedreht. Stillstand gab es also nie.
Allerdings hat sich seit Gründung der Band viel verändert. Rainer ist der zweite Schlagzeuger, Max sogar der dritte Bassist. Wir sind alle um die 30 Jahre alt. Prioritäten verändern sich durch Familie, Kinder, Jobs. Und manchmal stellt man fest, dass man nicht weiterhin zusammenkommt. Das war oft hart zu akzeptieren und tat auch weh. Letztendlich hat es unseren Freundschaften und der Band aber gutgetan.

Natürlich spielt man Musik auch für andere, aber in erster Linie geht es ja auch darum, was euch DIE GRUPPE KÖNIG einbringt. Was macht die eigene Musik mit euch, was könnt ihr damit kompensieren oder nur auf diese Weise zum Ausdruck bringen?

Alfa: Als wir die ersten Konzerte hatten, hat mich das live spielen eigentlich nie so richtig abgeholt. Man geht erstmal davon aus, dass es immer geil ist, auf einer Bühne zu stehen. War es aber nicht. Oft hat es sich danach nicht so angefühlt, wie ich dachte, dass es sich anfühlen müsste. Je öfter wir aber live gespielt haben, desto besser konnte ich auch loslassen und etwas loswerden. Frust, Zorn, Enttäuschung. Im Feuilleton würde man jetzt von Katharsis sprechen. Am schönsten finde ich aber, wenn ich spüre, dass das Publikum zuhört und wir als Musikschaffende dazu beitragen können, dass andere auch was loswerden können.

Rainer: Ich hab’ die Chance am Schlagzeug und insbesondere auf der Bühne dichter an mir selbst zu sein, wenn ich Musik verspüre, als in der „echten Welt“. Ich kann Bewegungen in Intensitäten ausführen, für die der Alltag sonst nicht geeignet ist. Wenn ich dann auch im Publikum tanzende oder sich irgendwie bewegende Menschen sehe, geht’s mir gut. Ich bin froh, dass ich mich an meinem Instrument so viel bewegen kann und muss. Ich denke, ich kann damit viel Energie aus mir rauslassen.

Max: Für mich ist es spannend, wie Leute die Songs verstehen. Sei es textlich oder musikalisch. Es ist immer erkenntnisreich, wie Leute sich auf DIE GRUPPE KÖNIG einlassen.

Die Texte sind allesamt klar und deutlich verständlich, auch inhaltlich, aber mehrdeutig auslegbar. Was inspiriert euch zu Songs, sind das eher persönliche Erlebnisse oder politische Ereignisse, oder beides kombiniert?

Alfa: Ich war eigentlich immer davon überzeugt, dass wir eine unpolitische Band sind. In unseren Texten findet man auch keine Politik. Ich denke aber, dass sich unsere Werte und Einstellung trotzdem nicht ausklammern lassen. Stichwort Gleichheit. Hier in Mecklenburg-Vorpommern erleben wir oft, dass Menschen unterschiedlich behandelt werden. Rassismus ist hier ein riesiges Thema. Aber spätestens seit FEINE SAHNE FISCHFILET ist das ja geläufig. Ansonsten basieren die Texte natürlich auf persönlichen Erfahrungen, auch wenn sie keine Geschichte erzählen. Mich reizt eher, ein Gefühl zu beschreiben.

„Was Übrig Bleibt“ ist mein Favorit von der EP, was für ein Finale und ein gutes Beispiel auf die Auslegungsmöglichkeit der Texte. „Wir sind gleich…“ oder „…nichts und niemand für die Ewigkeit…“ kann man ja in der Bedeutung unterschiedlich großziehen. Wenn nichts übrig bleibt, was ist dann aus eurer Sicht der Sinn des Lebens? Stand jetzt natürlich, im Laufe des Lebens verändert sich ja meist die Antwort auf diese Frage.

Alfa: Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, seine eigenen Möglichkeiten kennenzulernen und auszuschöpfen. Wenn das heißt: Ich reiß’ mir den Arsch für eine kleine Band auf – fein. Wenn das heißt: Ich habe einen mittelmäßigen Job und fahre einmal im Jahr in den Urlaub – auch fein. Hauptsache, alle sind glücklich.

Rainer: Für meinen Lebenssinn spielt tatsächlich die Akzeptanz von und Zufriedenheit mit dem “was übrig bleibt” eine große Rolle. Von all den Erwartungen und Hoffnungen, die einen leiten, bleibt nach einem Zusammentreffen mit der Realität ja auch nur noch ein “etwas” übrig, was aber nicht zwingend weniger oder schlechter sein muss. Betrachtungsweise…

Ihr spielt zu dritt, wie trefft ihr Entscheidungen für die Band?

Alfa: Ich finde Transparenz, Demokratie und Kommunikation total wichtig. Nach außen mag es vielleicht so wirken, als würde ich alles alleine in der Hand haben. Ich bin aber total bemüht, Rainer und Max in alle Prozesse einzubeziehen und Räume für eigene Ideen zu schaffen.

Habt ihr Pläne für Konzerte, wo kann man euch mal live spielen hören?

Alfa: Unser Releasekonzert für „Altare“ findet am 11. Februar in der Straze in Greifswald statt. Ansonsten sieht’s eher mau aus. Wir haben kein Booking und innerhalb von Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur wenig Strukturen. Was ich aber echt schade finde: auch nach fünf Jahren Band mit Tourförderpreisen, Musikvideoauszeichnungen und mehreren Veröffentlichungen haben wir erst einmal auf einem Festival in Mecklenburg-Vorpommern spielen dürfen. Was das angeht, würde ich mir wünschen, dass Kultur- und Kunstschaffende im Land enger zusammenarbeiten. Wenn ich ein Berliner Line-up sehen möchte, kann ich auch nach Berlin fahren.

Rainer: Klar, es reizt uns auch, mal aus Mecklenburg-Vorpommern und schon bekannten Locations herauszukommen. Dafür ein professionelles Booking an der Seite zu haben, wäre natürlich toll.

Alfa: Es ist halt sauschwer als kleine Band aus dem Norden ’nen Fuß in die Clubs zu bekommen. Erst recht nach der Pandemie.

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