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Interview mit Monosphere zu “The Puppeteer”

Jetzt klingt die Entstehung von “The Puppeteer” sehr durchdacht und man könnte den Eindruck gewinnen, dass ihr zu theoretisch an das Album gegangen seid. Aber unterm Strich ist es eine ambitioniert D.I.Y. Aktion von mehrere Personen. Bezieht sich diese Akribie auf euer eigenes Schaffen oder analysierst du auch Kunst von anderen mit diesen Maßstäben?

So durchdacht das Album auch ist, so intuitiv sind einige Teile davon entstanden. Wenn ich komponiere, falle ich gerne in einen gewissen Rauschzustand, in dem ich total im Flow bin und einfach auf mich losschreiben kann. Manche Dinge passieren dann im Unbewussten und erst mit der Analyse des eigenen Albums ist mir aufgefallen, dass ich kleine Eastereggs versteckt habe, die mir selbst kaum bewusst waren. Für mein, respektive unser Schaffen ist es mir wichtig, dass wir genug Argumente liefern, die uns von anderen Bands abheben. Da es nahezu unmöglich ist, mit der Musik alleine etwas Neues zu machen, sind es gewisse Ansätze, die in ihrer Totalität dafür sorgen, dass

MONOSPHERE etwas macht, was es so vielleicht noch nicht allzu oft gegeben hat. Auch die Begleitarbeit ist ein klarer Unique Selling Point, der von Anfang an gut durchdacht war, aber auch eine Menge Arbeit bedeutete, haha. Ich höre Musik generell sehr analytisch und nur weniges flasht mich total. Das Gefühl, dass irgendwo mehr hätte drin sein können, kenne ich nur zu gut. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde “The Puppeteer” sei perfekt. Es gibt so viele Stellen, die man hätte optimieren können, ausbauen können oder vielleicht sogar ersetzen können. Doch mit dem Album ist es wie mit einer Erinnerung oder einem Foto. Es ist eine Momentaufnahme.

Diese Momentaufnahme zeigt MONOSPHERE zu einem Zeitpunkt X. Wir hätten uns beinahe darin verloren einen Gitarrensound zu finden. Nur mit Deadlines und der Akzeptanz, dass alles eine Momentaufnahme ist, konnten wir überhaupt fertig werden. Am Ende denke ich, dass wir aus dem Album eine runde Sache gemacht haben, die viele Aspekte berücksichtigt und uns alle zufrieden stellt, was ebenfalls ein wichtiger Punkt ist.

Denn wenn wir unsere eigene Musik und die visuelle Darbietung nicht mögen, können wir sie kaum anderen Menschen verkaufen. Der logische Weg ist nur aus den Dingen, die man hätte besser machen können, zu lernen und in Zukunft einen Profit daraus zu schlagen. Wir sind noch relativ jung und in einem Prozess, der auch in zehn Jahren noch nicht abgeschlossen sein wird. Wir werden also unseren Drive nach der besten Version unserer Band nicht verlieren.

In eurer Vorgehensweise lese ich auch einen gewissen Anspruch, harte Musik weiterzuentwickeln. Ihr habt bespielsweise Strukturen der Klassik auf Metal übertragen und damit neue Idee geschaffen. Hat Metal dringend eine Weiterentwicklung nötig oder vielleicht sogar Musik generell?

Ich glaube viele Musiker*innen haben den Anspruch Dinge weiterzuentwickeln. Natürlich hoffen wir einen gewissen Part zu spielen und vielleicht andere mit unserer Musik zu inspirieren, doch es gibt so viele, so verdammt gute Bands da draußen. Alle Techniken, die wir nutzen sind nichts Neues. Ein Haupteinfluss war Minimal Music und Philip Glass, der rhythmische Repetitionen in seiner Musik en masse benutzt. Der sogenannte “Additive Prozess” ist auch auf “The Puppeteer” zu finden, genauso wie die “Phasenverschiebung”, die klar von Steve Reich adaptiert ist. Das sind aber Aspekte, die auch schon Bands wie Meshuggah, Cult Of Luna und andere verstanden und in ihre Musik genommen haben.

Es ist nichts per se Neues, aber etwas, worauf wir – auch dank der Begleitarbeit – hinweisen, um den Leuten mehr über den Kontext der Musik zu erzählen. Ich denke jede Band, die sich als Progressive Metal bezeichnet, hat den Anspruch, die Musik – sei es im Klang oder in der Komposition – weiterzuentwickeln, doch nur die wenigsten tun es. Der meiste Prog heutzutage folgt einem Prinzip, das seit den 60er Jahren besteht. Konzeptalben, lange Tracks, ungerade Taktungen, die Vermischung von Genres und ein Einfluss von klassischer Musik. Das haben wir (bis auf die langen Tracks) auch, aber wir haben nie versucht wie eine Prog Band zu klingen. Viel mehr mäandern wir durch die Genres, die für uns richtig erscheinen und erschaffen ein Gesamtbild, das vielseitig ist und für manche Prog Fans vielleicht sogar zu hart, zu wild oder zu unkonform mit dem, was der klassische Dream Theater Fan gerne hört.

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MONOSPHERE, Foto von @quintenquistcom

Es ist enorm schwierig Musik weiterzudenken, weshalb die Weiterentwicklung kaum planbar ist. Ich denke es ist wichtig, dass Musik frisch bleibt, um einer Stagnation entgegenzuwirken. Wenn uns das im Ansatz gelungen ist, etwas Frisches auf den Markt zu werfen, dann bin ich damit zufrieden, auch wenn wir das Rad nicht mehr neu erfinden können.

Wie sieht es mit euren Liveplänen aus, auch die visuelle Umsetzung auf der Bühne ist entscheidend und manchmal werdet ihr das Album auch gar nicht am Stück spielen können. Falls das überhaupt euer Anspruch ist… welche Gedanken habt ihr euch dazu gemacht?

Der Plan ist es zwei verschiedene Sets anbieten zu können. Das Album wird bei ausgewählten “Konzept”-Shows als Ganzes zu hören sein. Für Shows mit geringerer Spielzeit haben wir Ideen, welche Songs wir auskoppeln können. So ist es ja auch mit den Singles gewesen, die grundsätzlich schwierig waren, was die Auswahl betrifft. Da unsere Musik relativ vielseitig ist, gibt uns das aber auch die Möglichkeit uns an eine gewisse Crowd oder andere Bands anzupassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es neben einem “Knüppelset” auch ein ruhigeres, atmosphärisches Set geben könnte.

Um das Konzept und unsere Vision der sich vermischenden Künste auf die Bühne zu bringen, arbeiten wir unter anderem mit einer vorprogrammierten Lichttechnik, die genau auf unsere Songs synchronisiert ist. Darüber hinaus haben wir eine Beamer-Projektion, die Teile des Musikvideos und andere bewegte Bilder auf die Bühne selbst wirft. Die große Albumdarbietung beinhaltet also so viele Medien wie möglich. Am liebsten würde ich Tanz und Schauspiel einbauen, aber das ist produktionstechnisch eher schwierig und vielleicht für den Moment und die Bühnen, auf denen wir stehen werden, etwas zu sehr “over the top”.

Welches Album hat dich, Rodney, wirklich nachhaltig beeindruckt und aus welchen Gründen?

Es gibt etliche Alben, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Ich mag es sehr, wenn Musik weitergedacht wird als über die Genregrenzen hinaus. Ein Album, auf das ich immer wieder zurückkomme, ist “The Great Misdirect” von BETWEEN THE BURIED AND ME . Es hat alles, was Progressive Metal für mich ausmacht und hat es geschafft, dass ich mich sogar in meiner Bachelorarbeit dieser Band und ihren Konzeptalben gewidmet habe, wenn auch es faktisch gesehen nicht mal einem Konzept folgt, haha.

Darüber hinaus würde ich “Destrier” von AGENT FRESCO, “Act IV: Rebirth In Reprise” von THE DEAR HUNTER und “Blessed & Cursed” von DEVIL SOLD HIS SOULD nennen. Ein Album, das mich kürzlich umgehauen hat und von dem ich weiß, dass es mich in Zukunft stark beeinflussen wird, ist “Alphaville” von IMPERIAL TRIUMPHANT. Diese Band hat es geschafft Metal weiterzudenken, wie kaum eine andere. Ich war selten so beeindruckt von einem Album, dass ich es mir gerade mal wieder angemacht habe und direkt Gänsehaut bekam.

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