Humans As Ornaments The Option To Disappear

Humans As Ornaments – The Option To Disappear – Review

Es ist so geil zu wissen, dass da draußen Bands wie HUMANS AS ORNAMENTS rumrennen, die Alben wie “The Option To Disappear” produzieren. Also nicht nur für Fans von THE HIRSCH EFFEKT oder Bands wie PUSCIFER. Sondern für alle, die daran verzweifeln, dass es nur noch generische Mucke gäbe, die die Hörer*innen unterfordert und immer den gleichen Pfad entlang trottet. Nope! Es gibt auch andere und das Duo – was man anhand der Vielfalt und vielschichtigen Töneflut kaum glauben kann – durchstreift gleich mehrere Genre-Beete, um seinem künstlerischen Bedürfnis Ausdruck zu verleihen. Aufgenommen und produziert wurde von Adam Lenox im Das Labor Tonstudio in Leipzig.

HUMANS AS ORNAMENTS, 2021

Zerstörung und Wärme

Die Option zu Verschwinden hat man nicht wirklich, außer HUMANS AS ORNAMENTS spielen auf das Äußerste an und selbst dann, wäre da noch die ungeklärte Sache mit der eventuellen Wiedergeburt. Aber Zerstören und Aufbauen sind wesentliche Punkte auf “The Option To Disappear”. Die Band stemmt sich einerseits mit aller Wucht dagegen, ackert sich mit vollen Elan polyrhythmisch durch die Songs. Nur um sich im nächsten Moment beinahe aufzulösen, in Effekten oder sanft gezupfte Gitarrentöne. Im Bruchteil einer Sekunde schalten HUMANS AS ORNAMENTS von Zerstörung in liebevolle Erlösung und Wärme um. Musik, die sowas von in Bildern spricht, dass es mir mehrfach die Kinnlade herunterklappt. Dabei legt die Band schon fast penibel Wert auf Details, der letzte Ton der Platte scheint ganz bewusst das Ende zu markieren, während die ersten Töne wie eine Erweckung oder eine Geburt zu wirken scheinen.

Disharmonische Umarmungen

Die Songs duellieren sich eigentlich permanent. Das Album ist ein stetes Zerren an beiden Extremen, das sich nicht nur in den Instrumenten, sondern auch im Gesang widerspiegelt. Die Stilmitteln jonglieren HUMANS AS ORNAMENTS wie es ihnen beliebt. Repetition, auffächerende Szenen, weiche Chöre und gleich darauf barsches Gefauche und Stakkatoriffs mit Funkgroove?! Why not? Es wird getänzelt und im nächsten Moment fallen Riffs wie Steinblöcke auf die Kompositionen nieder (“Re.define”). Die dadurch entstehende prickelnde Unsicherheit, macht das Album spannend. Das ist alles so fernab von Struktur und muss trotzdem penibel durchdacht sein, um überhaupt aufzugehen.

Herz und/oder Hirn?!

Der längste Song auf “The Option To Disappear” dauert sechseinhalb Minuten. HUMANS AS ORNAMENTS gelingt es also noch dazu, nicht unnötig auszuschweifen. Die Kompositionen sind schon gut geschliffen und scheinen nicht aus Prinzip elegisch oder progressiv gestaltet zu sein. Offen gesprochen: Viele Bands daddeln einfach wahllos Töne aneinander und verlieren sich dann in der Euphorie darüber, dass sie so unfassbar handwerklich begabt sind. Den Songs tut das meistens nicht gut. Im Prinzip steht das Artwork sehr gut für den Sound von HUMANS AS ORNAMENTS. Der Kopf ist zweigeteilt, aber trotzdem hat das Kunstwerk nichts abstoßenden. Man freut sich eher darüber, dass man nun zwei eigenständige Teile hat. Herz und Hirn?

Dauer: 28:14
Label: Eigenproduktion
VÖ: 23.04.2021

Tracklist “The Option To Disappear” von HUMANS AS ORNAMENTS
Re.sign
Re.treat
Re.assemble
Re.define
Re.cover
Re.create

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