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Interview mit Oskar von Viagra Boys über „Cave World“

Ok, also genau das Gegenteil von dem, was ich dachte. Ich dachte, ihr braucht Trubel, um Ideen zu haben.

Die Interaktion bei Konzerten ist auch sehr wichtig und auch das läuft in unseren Schaffensprozess mit rein, aber nur darauf fokussieren, das wäre natürlich auch nicht richtig. Wir versuchen schon immer sehr unterschiedliche Musik zu machen und verfolgen dafür auch unterschiedliche Ansätze.

Wir haben ja schon über Verschwörungstheorien gesprochen und der Song „Creepy Crawler“ befasst sich ja damit. Hast du tatsächlich schon mal jemanden getroffen, der daran geglaubt hat?

Ja, schon einige. Man kommt nicht sofort darauf, erst ist es ein ganz normales Gespräch. Und auf einmal spricht man über Impfungen und es öffnet sich eine ganz andere Tür. ‚Oh, du weißt schon, dass sie versuchen die Menschheit damit zu vernichten, dass das alles eine ganz große Verschwörung ist. Die wollen die komplette Kontrolle und es geht darum die Wirtschaftsmacht an sich zu reißen, alles von USA nach China zu verlagern?‚. Da steht man dann erstmal da und ist total verdattert.

Wie hast du dann reagiert?

Das ist schwer, man kann ja keine wirkliche Diskussion anfangen. Denn sie sind sich total sicher, dass sie die richtigen Fakten haben und hören meistens gar nicht richtig zu. Da ist dann irgendein komischer Typ bei YouTube und der hat recht. Was in den Zeitungen steht oder im TV kommt, ist dann für die einfach nur fake. Der irre Typ von YouTube hat am Ende immer recht.

Interessant, dass es bei euch genauso aussieht, denn in Schweden wurde ja ein ganz anderer Weg verfolgt, als bei uns in Deutschland. Es schien lockerer zu sein. Und trotzdem gab es die ähnlichen, verrückten Reaktionen. Die kriegen sie alle.

Ja, wir hatten schon Beschränkungen, auch wenn die nicht so strikt waren, wie in anderen Ländern. Die Restaurants wurden nicht komplett geschlossen und es gab auch keine Sperrstunde oder so. Das war schon einfacher, im Vergleich, zu dem, was mir Leute aus anderen Ländern erzählt haben. Aber trotzdem gab es für Musikerinnen und Musiker nicht so viel zu tun.

Kann man also sagen, dass der Song eine kreative Reaktion darauf ist? Sebastian übernimmt ja deren Wording und führt es durch seinen Vortrag ad absurdum.

Ja, schon irgendwie. Es ist ein Versuch, damit umzugehen. Er war halt in dem Moment, der Typ, der alles weiß und seine vermeintlich untrüglichen Fakten aus dem Internet hat. Das war auf eine Art natürlich auch spaßig, denn er hat dafür viel recherchiert. Und auch für die war es wohl auch irgendwie ein guter Zeitvertreib. Man kann sich da richtig tief einarbeiten, lernt ständig was Neues und hat etwas, dass man seinen Freunden und Freundinnen als Neuigkeit erzählen kann (lacht).

Und es ist ja auch extra so konstruiert, dass es Sinn zu ergeben scheint, man halt also ein künstliches Aha-Erlebnis.

(lacht) Ja, genau und von diesem Punkt aus, als Hobby, kann man die Faszination nachvollziehen.

Ja, das Problem ist nur, dass es kein Hobby bleibt.

(lacht) Stimmt.

„Punkrock Loser“, „Baby Criminal“ und „Ain’t No Thief“ sind alles drei Songs, die sich damit befassen, was andere für Erwartungen an einen haben, meistens Eltern. Hat dich das jemals gejuckt.

(zögert) Ich habe immer versucht, dass nicht an mich heranzulassen, aber wenn man ganz ehrlich ist, dann kann man sich davon nicht ganz freimachen und ertappt sich schon dabei, wie man darüber nachdenkt, was andere über einen denken könnten. Als Band versuchen wir uns möglichst wenig um Erwartungen zu kümmern, so weit wie möglich davon fernzubleiben. Aber letztendlich muss das jeder selbst wissen, ob er Dinge für sich oder dann am Ende doch für andere macht.

Denkst du, dass es akzeptiert ist, ein Musiker zu sein oder ist es mehr denn je ein Beruf ohne Perspektiven?

(lacht) Gute Frage. Während der Pandemie war es ja schon so, dass man nie wusste, ob und wie es jetzt weitergeht. Und eigentlich weiß man das jetzt auch nicht, ob es irgendwie mal wieder normal wird. Deshalb war es für uns eine willkommene Ablenkung, uns auf „Cave World“ konzentrieren zu können und die Sorgen so weit nach hinten zu schieben. Jetzt, wenn das Album veröffentlicht wird, habe ich gerade ein sehr optimistisches Hoch und bin wieder sehr hoffnungsvoll. Wir spielen einige Shows im Sommer und im Herbst und freuen uns sehr darauf. Auch weil wir wissen, dass nicht nur wir, sondern auch das Publikum gespannt darauf gewartet hat.

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