Isoscope – Ten Pieces – Review
Never judge a book by its cover! Das gilt auch für ISOSCOPE und ihr erstes Album „Ten Pieces“, denn ganz ehrlich: Was denkt ihr bei den Promofotos und wenn ihr das Stichwort Punk hört? Richtig! Einzweieinszwei-Riffs und am besten eine gut gemachte Abhandlung der üblichen Themen. Möööp! Da seid ihr bei dem Berliner Quartett komplett falsch gewickelt, die vorliegende knappe Dreiviertelstunde ist ein überraschend vielseitiges, musikalische Kaleidoskop, das kreativ und vollkommen losgelöst von Trends und Zeitgeist agiert. ISOSCOPE vereinen auf ihrem Debüt zehn Songs, die sie in den letzten zwei Jahren geschrieben haben, alles ohne Label vom Gitarristen Konstantin Maltcev, aufgenommen, gemischt und produziert.
Zehn Stücke vom bunten Kaleidoskop
Je öfter sich „Ten Pieces“ in der Anlage dreht, umso lauter stellt sich die Frage: Was können ISOSCOPE eigentlich nicht? Es gibt griffige Songs („World’s End“), die es den Hörer*innen leicht machen und schlicht auf die Tanzbeine und Ohrwurmnester abzielen. Gleich daneben befinden sich polyrhythmisch und massiv vertrackte Kompositionen („MetaMetal“), die Bock machen und extrem gut gespielt sind, aber manchmal auch nur ein Fragezeichen hinterlassen („Suneater“) und sich nicht vollends erklären (wollen und müssen). ISOSCOPE sind dabei keine Sekunde nervig oder offensichtlich nach Aufmerksamkeit heischend. Wer kann, der macht eben einfach.
Crazy und grandios
Und selbst wenn man mit den eigens verpassten Genre-Stempeln Achtzigerjahrepunk und Psychedelic Rock weit kommt, dann reicht das doch bei weitem nicht aus. Die Band versammelt sich zu unverhofft zu einem harschen Chor, growlt unvermittelt, arbeitet mit organischen Lautstärkeakzenten und wirkt jede Sekunde so abgehalftert, dass man als Hörer*in auch irgendwann aufhört zu hinterfragen. Am besten sind die Momente, in denen ISOSCOPE unterschiedliche Extreme ineinanderlaufen lassen. Im Opener „In The Absence Of A Guide“ wabert Psychedelic in die Skelette von JOY DIVISION und BAUHAUS. Klingt crazy und ist grandios. Und ist das etwa ein Theremin im Entree zum verrückt zuckenden „Empty Plaza“?
Virtuelle Verneigung
Ehrlich gesagt, hänge ich noch leicht im Cave-Syndrom, aber ISOSCOPE würde ich mir gerne so schnell wie möglich reinziehen. Denn ganz gleich, was die Band anstellt, es sitzt. Da steckt KADAVAR drin, PABST, aber auch LYSCHKO oder ILLEGALE FARBEN und eben ganz viel Eigenes. Mühelos stemmen sie zum krönenden Abschluss ein siebeneinhalb Minuten langes Retro-Sahnhäubchen, das locker aus den Siebzigerjahren stammen könnte, breitbeiniges Riffings in psychedelische BEATLES-Haftigkeit packt und eine Armee von imaginären Lavalampen anschaltet. Ganz tiefe virtuelle Verneigung vor diesem prallen Album, das ich wahrscheinlich noch mindestens ein halbes Jahr erkunden muss, um es komplett zu durchdringen.
Dauer: 44:37
Label: Eigenproduktion
VÖ: 30.07.2021
Tracklist “Ten Pieces” von ISOSCOPE
In The Abscence Of A Guide
Empty Plaza
The Beach
Sun Eater
Wired
MetaMetal
Starting A Fire
Parts
World’s End
Diamons Cells
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