Lest die Review zu "Viv" von SPICE bei krachfink.de

Spice – Viv – Review

SPICE nennen sich selbst eine “kalifornische Rock’n’Roll-Band”, beweisen aber auf ihrem zweiten Album “Viv”, dass sie noch viel mehr sind. Abgesehen von dem besonderen Merkmal Streicher in ihren Rocksound zu mischen, jongliert die Band auffällig gut mit einem angenehm rauen Soundbild, das dann aber wiederum in Kombination mit traurigen Pop-Hymnen. Vom Ausdruck und der Stimmung her würde man SPICE eher nach England verorten. Aber auch im sonnenreichen Kalifornien haben die Menschen offensichtlich Sorgen.

SPICE, 2022 Foto von Nedda Afasari

Eine abdämpfende Wolldecke auf dem Sound

Sänger Ross Farrar hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Er ist der Grund dafür, dass “Viv” von SPICE entrückt und weit entfernt, aber doch irgendwie intim wirkt. Sein Gesang strahlt Verbindlichkeit aus, er ist sich seiner Zweifel offensichtlich sehr sicher. Der eingangs erwähnte Sound klingt so, als ob jemand eine schwere Wolldecke auf die Boxen gelegt hat. Man hört die einzelnen Instrumente gut raus, aber im Vordergrund steht eine Distanz, die jedoch nicht bedrückend, sondern eher beruhigend wirkt. Der Opener “Recovery” wirkt sogar offenherzig, konterkariert wird das vom Text, der sich auf das tiefe Tal bezieht, das man durchlaufen muss, bis man zu gewissen Erkenntnissen kommt.

Am liebsten Midtempo

Mit Indiekrachern wie “Any Day Now” und “Live Scene” strecken sich SPICE sogar erfolgreich nach THE STROKES. Mit einem mantrischen Takt als klaren Antrieb nach vorne, streunern sie immer wieder vom eigentlichen Weg fort und am Ende ergießt sich alles gemeinsam mit einem Streicherarrangement. SPICE scheinen sich im Midtempo aber deutlich wohler zu fühlen. Selbst wenn es mit “Threnody” einen nach vorne ziehenden Song gibt, dann läuft der doch unter zwei Minuten ins Ziel und wirkt etwas übersteuert.

Gerne noch mehr Experimente

Darauf folgt das experimentelle “Melody Dive”, eine offensichtliche Improvisation, mit dem gelungen Versuch, eine Stimmung einzufangen. Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass SPICE ein paar Jahre zu spät kommen. Mit dem herrlich trappelnden, ironischen “Dining Out” wären sie in den Neunzigern der Shit gewesen.

Im abschließenden “Climbing Down The Ladder” konstruieren SPICE einen von Musik begleiteten Kreislauf des Scheiterns. Eine Tatsache die man schnellstmöglich annehmen sollte, wenn man irgendwie durch dieses Leben kommen will. “Viv” von SPICE ist ein Album, das viel Zeit braucht, um seine wahre Stärke zu entfalten. Aber auch eines, das die Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer ganz besonderen Stimmung verfolgt, die man nicht so schnell vergisst, wenn man sie erstmal wahrgenommen hat.

Dauer: 31:09
Label: Dais Records
VÖ: 20.05.2022

Tracklist “Viv” von SPICE
Recovery
Any Day Now
Ashes In The Birdbath
Threnody
Melody Drive
Dining Out
Live Scene
Vivid
Bad Fade
Climbing Down The Ladder

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