Fiddlehead – Between The Richness – Review
Eigentlich wollten FIDDLEHEAD gar kein zweites Album schreiben, umso schöner, dass “Between The Richness” nun doch da ist. Bittersüß ist das Schlagwort, mit dem man den gefühlvollen, mächtigen Post-Hardcore mit starker Indie-Schlagseite zusammenfassend beschreiben kann. Während Sänger Patrick Flynn sich auf dem Debüt mit dem Tod seines Vaters auseinandergesetzt hat, ist er mittlerweile selbst Vater geworden und seine Perspektive hat sich verschoben. Trotzdem ist “Between The Richness” kein spaßiges Album, sondern durchtränkt von Melancholie und der Auseinandersetzung mit dem Ende. Die Instrumente geben ihre Bestes und versuchen die Angst und die Wut immer wieder beiseite zu schieben oder zu entflammen.
Mit Gefühl gegen die Wand
Es geht oft um Zeit, um Endlichkeit und um die Wertigkeit von Gefühlen und Begegnungen. “Between The Richness” ist ein sehr emotionales Album, das Tempo und Atmosphäre fest in der Hand hält. “Eternal You” stürmt nach vorne und stoppt dann urplötzlich um sanft auszulaufen. Flyyn stellt die Ewigkeit in einem Spoken-word-Part infrage und auf einen Schlag wird klar, dass die Hatz zu Anfang des Songs umsonst war. Oder doch nicht? Das ist eine der schönsten Dinge an FIDDLEHEADs “Between The Richness”, sie geben keine Antworten und stellen lediglich sehr präzise Fragen oder teilen Beobachtungen. Fakten wie “We can’t stop changing nor aging and raging tides of life” sind ernüchternd, können aber helfen, die Zeit so wertig wie möglich zu verbringen.
In “Life Notice” flankieren FIDDLEHEAD eine Art Nachrichtenmeldung, das tun sie so feinfühlig, dass dieser ungewöhnliche Beitrag fast zum Höhepunkt der Platte gekürt werden kann. Denn ungefähr nach der Hälfte übernehmen Flynn und Kollegen wütend das Ruder und erheben ihre Stimme für eine gewisse Lucy, die sich bis dahin unsichtbar gefühlt hat und des dank der Band nun nicht mehr ist. “Gloriam mortuis. Gloriam vita.” wird abschließend gebrüllt… ehre die Toten, ehre das Leben.
Spaß und Traurigkeit gehen unweigerlich nebeneinander
Der Weg vom Joyboy zum Sadman ist nicht weit, die meisten tragen beides in sich. FIDDLEHEAD komponieren so extrem dicht, dass “Betwenn The Richness” den Hörer*innen länger als knappe 25 Minuten vorkommt. Viele Songs empfehlen sich für den Wiederholungsknopf. Alleine das aktivierende Schlagzeug Hand in Hand mit dem warmen Chor in “Down University” kann man locker mehrfach hintereinander hören. Es sind diese besonderen Momente, die auch Bands wie TOUCHÉ AMORÉ, TITLE FIGHT oder TURNSTILE in ihre knappen Songs packen können. Festgehaltene Gefühle, zart umschlossen von Musik, an der man nicht allzu sehr feilen darf, weil sie sonst alles zerbrechen lässt.
Auch wenn die Songs nicht fest zueinander gehören, dann laufen sie doch manches Mal fast unbemerkt ineinander. “Between The Richness” von FIDDLEHEAD wirkt so aus einem Guss, dass man es schon fast als One-Track-Album wahrnehmen konnte. Die Band tritt so auffällig geschlossen auf, dass man sie fast als eine einzelne Person wahrnehmen kann.
Dauer: 25:51
Label: Run For Cover
VÖ: 21.05.2021
Tracklist “Between The Richness” von FIDDLEHEAD
Grief Motif
The Years
Million Times
Eternal You
Loverman
Down University
Get My Mind Right
Life Notice
Joyboy
Heart To Heart
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