Sperling – Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder hasst sie – Review
Mit ihrem zweiten Album lösen SPERLING alle Erwartungen ein, die sie mit ihrem Debüt “Zweifel” bereits unterschwellig geschürt haben. Der sperrige Titel “Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder man hasst sie” gibt konkrete Hinweise auf den atmosphärischen Kern, den die Band mit ihrem Post-Hardcore auf allen Ebenen zelebriert. Die Last auf Seele und Schultern und das ständige Hadern und Schlittern durch das niemals enden wollenden Emotionslabyrinth, lindern SPERLING mit perlenden Rhythmen und beruhigendem Cello. Ein musikalisch aufwühlender Kontrast, mit dem die Band in die Fußstapfen von FJØRT und CASPER treten könnte, ohne sich anzubiedern oder einen eigenen Stil vermissen zu lassen.
Über den Lärm im Schädel
Ein wichtiger Aspekt von SPERLING sind offensichtlich Jojos Texte. Akzentuiert berichtet er auf “Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder man hasst sie” von seinen inneren Kämpfen, beschreibt den Balanceakt zwischen Innen und Außen nachvollziehbar und trotzdem immer versöhnlich, stets mit der Möglichkeit auf Besserung. Was diese zweite Platte einer leider noch relativ unbekannten Band nun so bemerkenswert macht, ist die feinfühlige Korrespondenz zwischen Text und Musik.
SPERLING ist es gelungen, die Töne in die Hände und darüber in ihre Instrumente zu transferieren. Dass sie von Anfang an an ihrem Cello und den ruhigen Momenten festgehalten haben, war smart und zahlt sich jetzt aus. So kommt das beruhigend atmende “November” gleich auf zwei Ebenen an. Man versteht sofort, wovon Jojo spricht, kann die Ohnmacht aber auch emotional nachvollziehen, fühlt dank der sensiblen Instrumentierung, körperlich nach, worum es geht.
Geteiltes Leid, ist halbes Leid
Nun ist “Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder man hasst sie” aber mit Sicherheit kein Album, das sich im Schmerz suhlt oder monoton gestaltet ist. SPERLING haben an ihren kompositorischen Fähigkeiten gearbeitet und krönen nun schon beim zweiten Album jedes Lied mit einem prägnanten Strahlen. Das können sie leise und laut gleichermaßen gut. Man wünscht SPERLING nur, dass sie Songs wie das herrlich offene und nach vorne stürmende “Die kleine Angst feat. BLACKOUT PROBLEMS” auf großen Bühnen präsentieren können. Dass wir uns gemeinsam zum pulsierenden “Wach” die Alltagsstarre aus den Gliedern tanzen können oder sich zu “Frost” und dem behutsam wiegenden “Die Welt ist schuld” kollektiv allen die Nackenhaare aufstellen.
SPERLING fügen ihrer Version auf “Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder man hasst sie” immer Facetten hinzu. Ein in jeder Hinsicht taktvolles Album, das man nicht so schnell vergessen kann.
Dauer: 35:49
Label: Uncle M Music
VÖ: 23.02.2023
Tracklist von “Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder man hasst sie” von SPERLING
Meer (feat. Joel Quartuccio)
100 Tonnen Kummer
November
Die Kleine Angst feat Mario / Blackout Problems
Wach
Dünner Als Papier
Verlieren
Fallen
Frost
Luft
Die Welt ist Schuld
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