Sperling – Zweifel – Review
Die Post-Hardcoreband SPERLING aus dem Hunsrück legt mit „Zweifel“ ihr erstes Album vor. Den Sperling sollte man nicht unterschätzen, denn unter seinen gefiederten Kumpels, ist er derjenige, der am meisten Durchhaltevermögen zeigt. Ob es den fünf Musikern der gleichnamigen Band ähnlich geht? Was man SPERLING zumindest vom Fleck weg attestieren kann, ist eine gewisse Eigenständigkeit. Selbst wenn man beim Gesang von Rapper Jojo zwangsläufig an CASPER denkt und einem als musikalisch Referenz gleich das Aachener Trio von FJØRT in den Sinn kommt, dann haben SPERLING ihre eigene Nische gefunden.
Wert auf Details gelegt
SPERLING äußern auch Kritik, nehmen sich im Opener „Eintagsfliege“ gleich mal (fast) die komplette Konkurrenz vor. Ob sie sich das leisten können, wird die Resonanz auf „Zweifel“ zeigen. Das Cello trägt maßgeblichen Anteil an der besonderen Note von „Zweifel“ und verpasst dem Fünfer das besondere Etwas. Statt sich immer mal wieder Alibi-mäßig dazwischen zu schmuggeln, wird der Sound immer etwas dichter und emotionaler, sobald es auf den Plan gerufen wird. SPERLING sind im besten Sinne des Wortes gefühlsbetont. Es dauert allerdings etwas, bis man sich durch die viele Worte von Jojo gewühlt hat.
Er macht es sich und uns nicht einfach. Die Band gibt sich ausreichend sperrig, um nicht beliebig und genau im richtigen Maße tiefgründig zu sein. Die Kompositionen stehen immer – auf ganz unterschiedliche Weise – unter Strom. Was SPERLING eben von den eingangs erwähnten FJØRT stark unterscheidet, sind die fehlenden, wütenden Ausbrüche. Das ist schlichtweg dem Rap und Gesang geschuldet und fällt aber nicht negativ ins Gewicht.
Zuckerbrot und Peitsche
Trotzdem wirken SPERLING nicht unnötig verkopft oder gar hochtrabend unverständlich. Man merkt den Texten an, dass der Verfasser sich in Fantasiewelten flüchten kann und trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden steht. „Fuchur“ lässt weise Drachen am Himmel erscheinen und hält das Gerücht über eine beschützende Macht auf ganz andere Weise am Leben, während „Baumhaus“ uns in die Kindheit zurückversetzt. Der Drang ein Haus oder eine Höhle zu bauen, einen sicheren Rückzugsort zu haben und diesen gegen alle Widrigkeiten von außen und innen abzusichern – eine wunderschöne Metapher auf das Leben, mit der sich wohl alle identifizieren können.
SPERLING wechseln im Verlauf von „Zweifel“ immer wieder ihre Perspektive, äußern sich mal direkt von innen oder blicken von außen auf Zustände. Bleibt zu hoffen, dass die Hörerschaft in den letzten Monaten gelernt hat, dass es sich lohnt mit Dingen länger und genauer auseinanderzusetzen. Dann ist es ganz leicht, die besondere Schönheit von SPERLING zu entdecken.
Dauer: 45:02
Label: Uncle M
VÖ: 22.01.2020
Tracklist „Zweifel“ von SPERLING
Eintagsfliege
Bleib
Stille
Toter Winkel
Baumhaus
Fuchur
Relikt
Laut
Mond
Tanz
Zweifel
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