Waumiau – Kralall – Review
Missversteht „Kralall“ von WAUMIAU bitte richtig! Die Tatsache, dass nahezu das komplette Dutzend an Songs wie Erinnerungsfetzen oder grelle, japanischer Werbespots wirkt, hat durchaus System. Nicht umsonst trägt die Platte, die unter zwanzig Minuten ins Ziel torkelt, das Wortmischmasch aus Krawall und lallen als Albumtitel. Gegen die öffentliche Ordnung gerichtet, Stress anzetteln. Undeutlich artikulierend sprechen.
Beides muss nicht bis ins letzte Detail durchdacht und ausgefeilt sein, dementsprechend werfen WAUMIAU auch in vielen Momenten einfach nur die Stinkbombe und hauen wieder ab, ohne sich groß zu erklären.
Mein Bon. Mein Bier
Dass WAUMIAU nicht ins Schwafeln kommen und auf „Kralall“ eher viel gestrafft und abgeschliffen haben, ist ihnen hoch anzurechnen. Trotz dieses musikalischen Sprints bleibt nämlich noch genug strukturierte Wut und Botschaft übrig. Über die Tatsache, dass man sich für Sanifair-Bons keinen Alkohol geben lassen kann, sollte tatsächlich mal geredet werden. Und dass Ökos und Esos neben den Rechten marschieren, „so lange auf dieser Demo auch ihre Rechte (lol) vertreten werden“, wurde auch viel zu schnell akzeptiert.
Und wo die Labelbosse von PASCOW noch von „Merkel-Jugend“ krakeelt haben, weisen WAUMIAU mit „Lindner Jugend“ auf die aufsteigenden FDP-Boys und Girls hin, mit ihren peinlichen Kalendersprüchen im Sinnen von: „Du bist deines eigenen Glückes Schmied, Probleme sind nur dornige Chancen, und so…“
Granaten werfen, just for fun
Selbst wenn sich WAUMIAU mal ein Keyboard von AKJ geliehen haben, richtig vergleichbar ist der Sound nicht. Die Sängerin legt ihr komplettes Genervtsein in die Texte, schert sich nicht darum, gefällig oder freundlich zu klingen. Das ist hier immer noch Punkrock und in „Spießrutenlauf“ spuckt sie uns die Knochen eines schon lange rumorenden Zustand namens Sexismus vor die Füße. Klingt vielleicht spaßig, ist es aber eigentlich überhaupt nicht. Ebenso wenig wie „Zapfenstreich und Panzerstreich“ und fleißige Polizistinnen und Polizisten, die gerne mal eine Granate werfen – just for fun, versteht sich – und sich daheim den Patronenvorrat auffüllen.
Die Platte ist gespickt mit passenden und lustigen Interludes, was „Kralall“ etwas auflockert. Denn bisschen fühlt man sich von WAUMIAU erstmal überfahren und ist mit den 19 Minuten gut bedient. Je öfter man die Platte auflegt, umso mehr entdeckt man aber an doppelten Ebenen. Aufgenommen wurde „Kralall“ von WAUMIAU übrigens vom deutschen Rick Rubin. Also von Peter von AKNE KID JOE, nur dass ihr’s wisst.
Dauer: 19:02
Label: Kidnap Music / Cargo Records
VÖ: 24.02.2023
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