Zahn – s/t – Review
Jede Wette, dass bei dem Bandnamen ZAHN alle sofort an Zahnarzt oder Zahnschmerzen denken? Damit hat der Instrumental-Noise-Rock des Trios – bestehend aus Nic Stockmann und Chris Breuer von HEADS. und Felix Gebhard ( live bei EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN) – nichts zu tun. Die Vokabel Zahn darf eher damit verbunden werden, dass hier alles maximal eng und effektiv verzahnt ist. Die Band hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Instrumenten die – durch die minimale Besetzung sowieso schon großen – Freiräume komplett zu überlassen.
Mehr Platz für alle
Das Debüt von ZAHN wirkt wie ein intensives und akribisches Stochern im Dunkeln, ein einziges Austesten von Grenzen und Möglichkeiten. Ruft man sich bspw. den Song „Pavian“ in Erinnerung, könnte man gar nicht mit Sicherheit sagen, dass tatsächlich kein Gesang addiert wurde. Post-rockig und auch stark Sludge-lastig rollen ZAHN die Komposition nach vorne breit aus, nehmen massive Motive immer wieder in die Hand und schlachten sie bis ins Extreme aus. Feinheiten, die sonst untergehen würden, wie Verzerrungen, Freistellen der Drums oder Soundeffekte, kommen richtig zur Geltung und wirken ganz anders, als sie es eben in Standardbesetzung mit Texten tun würden. Jedes noch so beiläufige Geräusch ist entscheidend für die Wirkung.
Einschüchternd und zärtlich zugleich
ZAHN können allerdings nicht nur wuchtig, die zerfledderten Gitarren von „Tseudo“ atmen sogar schon einen Hauch Stadionrock. Wenn nur der Bass nicht so mürrisch knurren würde. Generell steckt in ZAHN ziemlich viel Verweigerung und trotz diverser Höhepunkt, zögern die Musiker das Offensichtliche heraus, nur um es dann erst gar nicht einzulösen. Für Experimente, wie das gut sieben Minuten lang zerrende und von verflüchtigtem Saxofon (gespielt von Sofia Salvo) durchkreuzte „Gyhum“, muss man grundsätzlich offen sein. Gyhum ist übrigens der Ort, an dem sich das Studio Die Mühle befindet, dort wurde das Album von Peter Voigtmann (THE OCEAN) aufgenommen. Abgesehen davon, tritt er auch als Gastmusiker auf, ebenso wie Fabian Bremer (AUA), bereits erwähnte Sofia Salvo, Alexander Hacke und Wolfgang Möstl.
Nicht nur zum Hören
ZAHN gönnen sich auch die Freiheiten, bei „Schranck“ einfach knappe zwei Minuten auf einer guten Idee herumzudreschen und lassen sich nicht von Songlängen leiten. Da sie nicht auf Text und Gesang beschränkt sind, darf man hier einfach nur die Schlinge eher ziehen und die Klaustrophobie mit massivem Druck zelebrieren. Atmosphärisches Highlight ist mit Sicherheit die ewige Rhythmusspirale „Aykroyd“, die gleich mit mehreren Schichten protzt und die Hörer*innen komplett in Watte legt. Bedrohlich und betörend zugleich, greifen ZAHN in die ganz tiefen Wunden und führen ihre Möglichkeiten zum Optimalen. „s/t“ von ZAHN ist ein Album für diejenigen, die die Musik spüren und nicht nur hören wollen.
Dauer: 38:42
Label: Crazysane Records
VÖ: 20.08.2021
Tracklist „s/t“ von ZAHN
Zerrung
Pavian
Tseudo
Gyhum
Schranck
Lochsonne Schwarz
Aykroyd
Staub
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