Das Blanke Extrem Unheimlich nette Leute Artwork

Das Blanke Extrem – Unheimlich nette Leute – Review

Noch bevor „Unheimlich nette Leute“, das zweite Album der Freiburger Punkband DAS BLANKE EXTREM, eine komplette Runde in der Anlage gedreht hat, ist klar: Die haben ordentlich was draufgelegt. Inhaltlich noch komplexer und musikalischer noch weiter weg, von dem, was man heutzutage Punkrock nennt. Lediglich acht Songs umfasst das Album, allesamt deutlich progressiver ausgestaltet und keiner davon simpel gestrickt.

Der Gesang – im besten Fall fährt man hier einen guten STING-Film – beißt sich an meisten Stellen etwas mit den weiten Flächen, spickt sie mit Nadelstichen. DAS BLANKE EXTREM sind anders, als die anderen Kinder und gerade deshalb muss man ihnen mehr Zeit widmen. Der Deal ist aber fair, denn man merkt, dass das Quartett sich auch ordentlich tief eingegraben hat, in seine Musik und die Botschaft, die es zu übermitteln gilt.

Das sind keine leisen Stimmen…

Der Albumtitel „Unheimlich nette Leute“ und die meisten der Songtitel, spielen mit der Doppeldeutigkeit von Wörtern. DAS BLANKE EXTREM haben feine Antennen für Augenwischerei, für gesellschaftliche Missstände, die uns zu Selbstbetrug und an vielen Stellen in die Mittäterschaft zwingen. Allerdings verlassen sie sich jetzt nicht mehr auf schnelles Riffing und weichen noch mehr von den üblichen Punkrock-Maßstäben ab. „Zum Goldenen Käfig“ arbeitet sehr viel mit atmosphärischem Aufbau, lässt schon fast progressiv die Instrumente die Stimmung bauen.

Aktuell sind wir unfreiwillig noch öfter in unserem goldenen Käfig eingeschlossen. Das kann tatsächlich die eigene Wohnung sein oder auch die Überheblichkeit, mit der wir unsere Situation als selbstverständlich nehmen. Hört man sich den Text zum Song „Von allen guten Geistern nie besucht“ an, kann man nicht anders, als verwundert den Kopf zu schütteln und sich zu fragen, warum DAS BLANKE EXTREM nicht deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Die Welt ist so, wie ich sie sehe…

Wer die rumpeligen Anfänge von TURBOSTAAT besonders gerne mag, wird hiermit sehr glücklich werden. Dunkel nach vorne stoßender Punkrock, der nichts beschönigt und die Menge in die Mangel nimmt, sie ordentlich durchschüttelt. „Das sind keine leisen Stimmen mehr, das ist der Tenor…es ist dasselbe Licht, wie vor 90 Jahren“, es ist schon absurd, dass sich auch die Mahnungen über die Jahre nicht geändert haben und DAS BLANKE EXTREM die gleichen Themen beackern. Sie umschiffen die übliche Rhetorik und formulieren ihre Beobachtungen sehr schlau. Wahrscheinlich auch ein kleiner Stolperstein, auf dem Weg zu größerer Bekanntheit. Man muss den Schachtelsätzen folgen können. „Das Paradigma des Alltags“ verlässt den Punk komplett und tänzelt irgendwo zwischen Classic Rock und den großen Indie-Gesten, wie sie TOCOTRONIC früher gerne gemacht haben.

Hören sollten DAS BLANKE EXTREM eigentlich alle, aber leicht zugänglich sind die Kerls mit Sicherheit nicht. Dazu weichen sie zu sehr ab, von dem, was, uns die letzten 20 Jahre im Kopfpunk um die Ohren gehauen wurde. Aber genau das, ist ihre Stärke und dann wäre das noch dieser spürbar feste Wille, sich zu positionieren, der allerdings fernab von Verbissenheit stattfindet. Hört da mal rein!

Dauer: 36:01
Label: Flight 13
VÖ: 19.11.2021

Tracklist „Unheimlich nette Leute“ von DAS BLANKE EXTREM
Sprichwörtliches Geplänkel
Das Zeitalter der Fische
Pop-up Store
Der Anfang vom Ende
Zum goldenen Käfig
Von allen guten Geistern nie besucht
Das Paradigma des Alltags
Filterblasen

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