Nein Rauchen Artwork 2021

Rauchen – Nein – Review

RAUCHEN haben ihr Album „Nein“ in drei Akte eingeteilt, das Artwork zeigt wahrscheinlich die Überschneidungsmöglichkeiten. Oder doch nicht? Erst gibt es düsteren Post-Punk, bei dem uns der drohende Bass die Gesellschaftskritik einmal quer ins aufgeklappte Maul schiebt. Sängerin Nadine lässt uns zumindest noch einen Funken Hoffnung, denn die Melodien gehen sofort ins Ohr und wirken dort nicht mehr ganz so aussichtslos, wie sie eigentlich bei Licht sind.

Dann ist Schluss mit lustig und RAUCHEN explodieren förmlich in unseren Köpfen. So kennt und liebt man sie. Das Finale bedient sich dann an den Achtzigern, nur ohne die guten Aussichten und mit einem giftig-bissigen Unterton. Hat hier jemand eine Rauchbombe gezündet? War klar, dass einiges in RAUCHEN steckt und das Quartett nicht nur heiße Luft ausbläst. Mit einem Schlag hat die Band ihre Grenzen massiv erweitert. Tja, wer kann, der macht.

Ich denke nur Matsch, der Körper Pudding

Ist das jetzt eigentlich Punk und was wollen RAUCHEN denn jetzt von uns? In manchen Momenten erinnert mich „Nein“ eher an VOODOO BERLIN und andere Truppen, die gar nicht in erster Linie offensiv gegen Polizei und System wettern. Der Anspruch ist größer. Bei aller Kritik, geht es RAUCHEN offensichtlich auch um den inneren Zustand, die eigene Haltung dem Abfuck gegenüber. Genau deshalb ist der Zyklus von „Nein“ mit Sicherheit kein Zufall, sondern pure Kalkulation und ein kunstvoller Spannungsbogen. Erkenntnis wird zu Wut und ab da stellt sich nämlich die Frage, wie man damit umgeht.

RAUCHEN skizzieren in den Songs „Reaktion“ und „Schlüsselkind“ – diese infernalische Bläserattacke?! Bääm – zwei Möglichkeiten. Gerade im letzten Teil der Platte sind wir weit von Einszwei-Punk oder Kopf-ab-Grindcore entfernt und deutlich näher an KARIES oder DIE NERVEN. Der Sound von „Nein“ ist besonders, denn trotz aller Vehemenz und der starken Präsenz von Musik und Text, hat man den Eindruck zwischen RAUCHEN und den Zuhörenden würde eine dicke Milchglasscheibe stehen. Ganz gleich, ob RAUCHEN alles vernebeln, den Takt mit Wave-Gitarren zerschneiden oder gleich gegen Wände rennen, mich überzeugt jede Variante. Egal, ob Kippe, Kaugummizigarette, Pfeife oder Spliff, hauptsache RAUCHEN.

Der letzte Schrei

Und so kann ich mich 1:1 selbst aus der Review zum Debüt „Gartenzwerge unter die Erde“ zitieren: „RAUCHEN sind die bösen Gedanken in deinem Kopf, die pure und teils auch blinde und unberechtigte Wut, die jeder von Zeit zu Zeit in sich trägt.“ Im Vergleich zur ersten Platte, holen sie mit „Nein“ aber viel weiter aus. Die Wut ist weniger reaktionär, sondern ausformuliert und die Ernüchterung haben RAUCHEN auch gleich hinzugefügt.

Dauer: 25:10
Label: Zeitstrafe
VÖ: 03.12.2021

Tracklist „Nein“ von RAUCHEN
Monopol(y)
Monotonie
Angst
Weiter
Aufnahme
Wasserglas
Alles
Nicht
Reaktion
Schlüsselkind
T-Rex
Gespenst

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