Modell Bianka Band@jh

Track by Track mit Modell Bianka zum Album „Kummerland“

Worum geht es hier überhaupt? Was labern die? Viele Bands schreiben sich selbst auf die Fahnen, dass ihre Texte wahnsinnig tiefsinnig sind manche haken einfach nur die üblichen Floskeln auf einer heimlichen Liste ab. Auf Nachfrage können viele Bands dann leider wenig über ihre Texte oder deren Erstehung erzählen. Lukas von der Band MODELL BIANKA hat sich die Mühe gemacht und zu jedem einzelnen Song auf dem ersten Album „Kummerland“ ein paar Gedanken festgehalten. Der Sound setzt sich irgendwo zwischen LOVE A, MAFFAI und MARATHONMANN fest und besticht mit zahlreichen Details und gut formulierten Gedanken.

ZERFALL

Der Song setzt sich mit dem drohenden Klimakatstrophe auseinander, und mit welcher Ohnmacht beziehungsweise Ignoranz Menschen darauf reagieren. Dieses Thema wird in den nächsten Jahren das dringendste Thema sein, mit dem sich politisch und gesellschaftlich auseinander gesetzt werden muss, daher war es uns wichtig, das Album mit diesem Thema zu eröffnen.

ECHO

Dieser Song knüpft gut an „Zerfall“ an, denn hier geht es darum, was jeder von uns der Welt als Vermächtnis zurücklässt. Will man nur für sich selbst leben, oder möchte man Dinge nachhaltig verändern und mit gutem Beispiel voran gehen, auch wenn man dafür persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen muss?

IM MUSTER

Dieser Song soll inhaltlich und musikalisch die Monotonie einer 40-Stunden-Woche abbilden. Das Thema Arbeit beschäftigt uns generell stark und ist eines der Leitmotive des Albums, weil wir zum Zeitpunkt der Albumaufnahmen zum großen Teil am Ende unseres Studiums standen, und alle erste Arbeitserfahrungen gesammelt haben. Dieser Übergang hat unsere Leben stark beeinflusst und beschäftigt uns vier entsprechend.

KRIEGSKINDER

Wichtiger Song, der ein Problem außerhalb des eigenen Mikrokosmos aufgreift: Krieg ist generell scheiße, aber in einigen Teilen der Welt werden Kinder als Soldaten Soldatinnen missbraucht, und das verschlimmert die ganze Thematik exponentiell. Anstoß zu diesem Song war der Großvater von Sänger Niklas, den das Thema sehr beschäftigt hat, und der sich mit Niklas viel darüber unterhalten hat.

TAUGENICHTS

Hier geht es ein bisschen um die Persönlichkeitsentwicklung von Menschen. Wie entwickelt man sich als Person? Welchen Einfluss haben Erziehung bzw. Sozialisation im Elternhaus oder Umfeld? Welche Maßstäbe werden vom Umfeld an Verhaltensmuster einzelner Personen gesetzt, und ist es schlimm, wenn man diese nicht erfüllt? Wichtiges Feature im Song von Josh (von der Band WATCH ME RISE), der das erste Mal auf Deutsch shoutet.

ARBEIT

Wieder das Thema Arbeit. „Die Arbeit ruft“ ist das Leitmotiv des Songs. Es ist weit verbreitet, zu arbeiten, und wer nicht arbeitet, gilt schnell als Schmarotzer. Aber viele Personen möchten oder können nicht arbeiten, teilweise wegen körperlicher oder seelischer Beeinträchtigungen. Für diese ist der Weg zur Arbeit jeden Tag sehr schwer, daher das fast schon militärische Intro. Gesamtgesellschaftlich sollte versucht werden, nicht arbeitende Personen nicht zu stigmatisieren. Die Idee zum Song entstand teilweise bei Diskussionen über Alternativen zum Arbeitslosengeld II, beispielsweise bedingungsloses Grundeinkommen.

ZUSTAND AUTOMAT

Schon wieder Arbeit, was ist da los, haha? Wir haben alle Angst davor, irgendwann in Berufen zu landen, oder so fest in unsere Arbeitsläufe eingebunden zu sein, dass jeder Tag derselbe ist. Wir sind keine Arbeitsindividuen mehr, sondern folgen jeden Tag denselben monotonen Schemata. Wie Roboter eben. Der Titel „Zustand Automat“ ist eine Anspielung auf Zustandsautomaten, ein Konzept, mit denen Arbeitsabläufe von Maschinen bzw. Programmen abstrakt beschrieben werden kann Simon und ich sind ja beides Ingenieure, der Seitenhieb musste einfach sein.

EINFACH NUR SO

Dieser Song erzählt von einer (toxischen) Beziehung, und wie schwer es manchmal sein kann, sich von einer solchen zu Lösen. Zum Teil wird durch den Aggressor in einer solchen Beziehung eine emotionale und körperliche Abhängigkeit aufgebaut, der man nur schwer entkommen kann. Dieser Song wurde auch durch die Corona-Situation beeinflusst. Durch den Lockdown in der Corona-Anfangszeit wurde es für Betroffene häuslicher Gewalt extrem schwierig, Gefahrensituationen zuhause zu entkommen. Zahlen in der Verbrechensstatistik bestätigen leider, dass häusliche Gewalt während Corona tatsächlich stark zugenommen hat.

DÄMMERUNG

Ganz klar FOMO – Fear of missing out. Wir checken ständig Social Media, was die anderen so tun. Geburtstag, Party oder sonst irgendwas verpasst? Pech gehabt, dann hast du eben einen super tollen Abend verpasst. Aus diesem sozialen Druck resultieren Selbstzweifel.

DER ALUHUT

Modell Bianka Band@jh

Beim Schreiben des Songs hat uns Xavier N. inspiriert – aber nicht auf positive Weise. Verschwörungserzählungen werden durch Social Media und Messenger immer weiter in die Mitte der Gesellschaft verbreitet, und leider fallen viele Menschen auf diese Erzählungen rein.

Oft verlieren die Betroffenen nach und nach den Zugang zur Realität, gerade weil das Credo von den lügenden und nicht neutralen Medien meistens als Konsens gilt. Das macht es umso schwerer, betroffenen Personen zu helfen, und führt in letzter Konsequenz zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. Die Fronten verhärten sich, daher auch das aggressive „Verpiss dich mit dem Scheiss“ zum Ende des Albums.

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