Årabrot – Norwegian Gothic – Review
Die norwegische Noise-Rock-Band ÅRABROT – im Kern bestehend aus Kjetil Nernes und Karin Park – ist immer für eine musikalische Überraschung gut. Das mittlerweile neunte Album der fast zwanzig Jahre andauernden Bandgeschichte trägt den Namen „Norwegian Gothic“ und schon alleine das Artwork und jeder einzelne Grafikschnipsel, der im Vorfeld der Veröffentlichung zu sehen war, machen richtig Bock auf den neuen Kram. Während sich die EP „This World Must Be Destroyed“ eher lose an dem Konzept des Romans von Antonin Artauds Buch über den Herrscher Heliogabalus hangelte, steht bei „Norwegian Gothic“ der Rhythmus im Zentrum.
ÅRABROT klangen noch nie so zugänglich und leicht verdaulich wie auf dieser Platte, bewahren sich aber zu jeder Sekunde ihre kreativen Freiheiten und über die Jahre erspielten, und für sie originären, Besonderheiten.
Das Feld von hinten aufgerollt
Während ÅRABROT in der Vergangenheit schon mal Wert auf Progressivität legten und die Hörer*innen bewusst mit Längen forderten – und auch mal überforderten – ist bei „Norwegian Gothic“ alles auf den Punkt. Dabei streift die Band immer wieder unterschiedliche Stilepochen, etwas wird düster romantisch im einen und dann sehr Neunzigerjahrerockig im anderen Moment, dazwischen gibt es unverkennbar grobe Sludge-Szenen. ÅRABROT gelingt es diese Zusammenhänge so sinnvoll herzustellen und in ihren eigenen Sound zu transferieren, dass es absolut logisch klingt und so wirkt, als ob die Band schon immer genauso hätte klingen können.
Von welcher Seite kommen ÅRABROT?
Dabei muss es strikte Verweigerung gewesen sein, dass ÅRABROT in den letzten Jahren eben doch ausladender und weniger gestrafft musiziert haben. Oder es war tatsächlich ein harter Weg dahin und es fiel schwer die Extravaganz abzulegen? Natürlich verstecken sich an jeder Ecke noch schrullige Details und anspruchsvolle Stimulanzien. Alleine das Pferdegetrappel im herrlich vor sich hinknarzenden „Hailstones For Rain“ ist ein Fest für alle, die es gerne abseits der Wege mögen. Und schon die Drums sind einen Durchlauf wert, in jeder einzelnen Kompositionen haben sie einen kleinen Sondermoment, manchmal dominant, sehr offensiv und manchmal fast unbemerkt. ÅRABROT arbeiten weiterhin gegen die Erwartungshaltung und so stellt man sich bei der Slide-Ballade „Hallucinational“ auch keine Prinzessin, sondern eine viel phantasievollere, tragische Figur vor, vorausgesetzt man hat die Fantasie dazu.
Das Hitalbum der Band
Wie auch immer, „Norwegian Gothic“ ist nichts Geringeres, als das Hitalbum von ÅRABROT und der eigentliche Trick ist, dass sie uns natürlich trotzdem nebenbei eine Menge Qualität und Absurdität unterjubeln. Aber das Album könnte nun der Türöffner für viele sein, denen die Band bisher zu verkopft oder zu intellektuell vorkamen. Bei „Kinks Of The Heart“ sieht man Kjetil Nernes vor seinem inneren Auge in Rockposen verfallen, denn der Song ist komplett darauf angelegt, überzogen und vor Klischees triefend dargeboten zu werden. Die Grundbasis atmet natürlich durchweg einen Tarantino-mäßigen Modergeruch. Und auch was der Produzent Jamie Gomez Arrelano mit den Gitarren angestellt hat, ist mir absolut schleierhaft („This Is) The Night“). Selten habe ich so dicken und mit Vollgas alles und jeden überfahrenden Sound gehört.
„Norwegian Gothic“ haben sicher einige so in der ausgereiften Form nicht erwartet und dass eine Band wie ÅRABROT nochmals so ein Spätwerk raushaut, kommt auch überraschend. Schön das Feld von hinten aufgerollt, mag ich.
Dauer: 56:51
Label: Pelagic Records
VÖ: 09.04.2021
Tracklist „Norwegian Gothic“ von ÅRABROT:
Carnival Of Love
The Rule Of Silence
Feel It On
The Lie
The Crows
Kinks Of The Heart
Hailstones For Rain
The Voice
Hallucinational
(This Is) The Night
Hard Love
Impact Heavily Onto The Concrete
Hounds Of Heaven
Deadlock
The Moon Is Dead
You’re Not That Special
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