Bedroom Eyes – Sisyphus Rock – Review
Das Wort Bedroom im Bandnamen BEDROOM EYES ist etwas irreführend, denn träge oder ermüdend ist weder das Album „Sisyphus Rock“, noch der generelle Sound der Schweden. Im Gegenteil, der Indie-Pop lässt nicht locker, zieht stetig nach vorne und aktiviert die Sinne. Und ohne Klischees bedienen zu wollen: Schwedische Melodien haben im besten Fall eine ganz besondere Note, parken irgendwo zwischen Sentimentalität und Fröhlichkeit.
Der Gesang von Jonas Jonsson setzt sich eher sanft auf, macht häufig Platz für die Gitarren und übergibt der Musik komplett das Zepter. Aufgenommen wurde live im Studio an einem rustikalen Ort in den Wäldern von Rissna, Jämtland in Schweden. Diese Spontanität hört man den Kompositionen an und auch eine gewisse Entspanntheit.
Dahin, wo man etwas fühlt
Schon im zweiten Song gehen BEDROOM EYES dahin, wo man was fühlt. Deutlich lauter, als auf den beiden Vorgängeralben, zerren die post-punkigen Gitarren an uns, lockern den Kloß im Hals. Ähnlich wie BOB MOULD gelingt es der Band, in ganz kurzer Zeit alles in einem Song auszudrücken. Der Overkill funktioniert wie ein Shot, wirkt schnell und nachhaltig. Etwas aus dem Rahmen fällt „Store Blå“ (großes Blau), der Song wurde in Jämska gesungen, einem nur selten gesprochenen Dialekt in Nordschweden. Drummer Emil Fritzson-Lindquist und Bassist Mattias Andersson setzen eine schöne Basis auf, auf der die restlichen Bandmitglieder tänzeln, lärmen und aufbegehren können.
Gute Dynamik, angenehm behutsam
In manchen Momenten werden BEDROOM EYES sogar etwas märchenhaft, „The Dark Between The Stars“ reichern sie plötzlich ganz anders an, drehen den Song komplett, um ihn am Ende wieder konventionell einzuordnen. Starr ist hier nichts, die Dynamik von „Sisyphus Rock“ ist ungewöhnlich stark, obwohl die Band ganz behutsam komponiert. Mit „Paul Westerberg“ verschenken BEDROOM EYES dann keine Sekunde, stehen unangemeldet mit einem poppigen Song in der Tür und werfen mit Ohrwurmpassagen um sich, die im Radio sofort zünden werden, ohne unangenehm zu sein.
Das Dunkel selbst erlebt
Die Rhythmusfraktion ist in „Kim“ eindeutig als treibende Kraft spürbar, aber trotz allem immer eher angenehm stützend und nicht aufdringlich. Dabei sind die Texte doch sehr persönlich, die Motivationshilfen leiten sich aus dunklen Momente ab, die der Sänger selbst erlebt hat. Und das finale „Here Comes Godot“ bezieht sich auf das aussichtslose Warten und den damit verbundenen Stillstand. Also nicht warten, selbst machen.
„Sisyphus Rock“ von BEDROOM EYES empfiehlt sich eher für einen Roadtrip, für laue Sommernächte und weniger für unproduktives Fläzen im Bett. Ein schönes Album, das eher mit einem positiven Grundrauschen arbeitet und wenig auf Knalleffekte oder Hitmomente setzt. Das und die angenehme Zeitlosigkeit sorgen dafür, dass man diese Musik auch noch in 10 Jahren gerne hören wird.
Dauer: 31:09
Label: Startracks / Indigo
VÖ: 25.02.2022
Tracklist „Sisyphus Rock“ von BEDROOM EYES
Streaming My Consciousness
Sisyfuzz
The Dark Between The Stars
Paul Westerberg
One Of Those Things
Kim
Store Blå
Here Comes Godot
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