Deafheaven – Infinite Granite – Review
Die amerikanische Blackgaze-Band DEAFHEAVEN aus San Francisco, Kalifornien, offeriert uns mit ihrem neuen, fünften Album „Infinite Granite“ die nächste musikalische, progressive Muskel- und Seelenentspannung. Grundsätzlich ist es notwendig und super, wenn jemand den Trveheimern des Black Metals auf die brennende Fackel spuckt. Allerdings muss man sagen, dass DEAFHEAVEN auf ihrem Album mehr an M83 (kein Wunder, produziert wurde von Justin Meldal-Johnsen), DIIV und auch INTERPOL erinnern.
Sei’s drum, denn der handwerklichen Qualität und der emotionalen Tiefe tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil, die ineinanderlaufenden Songs ziehen die Hörer*innen sofort in einen, sich fast von selbst visualisierenden, Sog aus fein aufeinandergeschichteten Tönen. Sänger George Clarke lässt uns zappeln, auf den ersten Schrei muss man ziemlich lange warten.
Allerdings ist es sinnvoll die schwarzmetallischen Spitzen tatsächlich nur als Höhepunkte einzusetzen und deren Wirkung somit maximal zu intensivieren. Außerdem entsteht durch dieses ständige Bangen, dass hinter der nächsten Ecke das Böse lauern könnte, eine angenehme Spannung.
Stranger to myself
Alleine der Einstieg mit „Shellstar“ erscheint unwirklich, DEAFHEAVEN führen uns in eine andere Dimension, umgarnen uns und scheinen den dickgewebten Sound aus allen Ecken einzurollen. Die typischen, weißen Explosionen, wenn alle Instrumente kollektiv laut werden, fühlen sich an wie die Erlösung, nachdem man lange mit Federn gekitzelt wurde. Es gibt unzählige prägnante Stellen auf „Infinte Granite“, viele davon gehen auf das Konto von Schlagzeuger Daniel Tracy. Wie er in „Other Language“ einsteigt, den Gitarristen Kerry McCoy und Shiv Mehra einen herrlich vertrackten Rhythmus vorlegt, in den sie sich quer einhängen können… das ist einfach großartig. Er sublimiert fast jeden Song, zeigt, dass man auch fernab von Blastbeast und Schnelligkeit kreativ sein kann.
Wer neu mit der im Winter 2020 erschienen Werkschau „10 Years Gone“ in den Kosmos von DEAFHEAVEN eingestiegen ist, wird von „Infinite Granite“ irritiert sein. Die vereinzelten Schreie von George Clarke scheinen aus weiter Ferne zu ertönen, was immer diese Ausdrucksweise für ihn genau repräsentiert, er nimmt Abstand davon. Das macht sie allerdings noch schwerer greifbar und eindrucksvoller.
Angenehm gesättigt von Tönen und Reizen
Generell ist alles was vermeintlich im Hintergrund des Albums passiert, ausschlaggebend für dessen Stärke und Anziehungskraft. Die Synthesizer („Neptune Raining Diamons“) übernehmen im Wesentlichen die Aufgabe, den Sound noch mehr von irdischen Strukturen abzulösen. „Great Mass Of Color“ wirkt erst wie ein zugänglicher Hit, durchläuft aber mehrere Phasen. Die schön ausbalancierte Diskrepanz zwischen Gitarren und Bass zerrt den Rahmen über alle Maßen weit auf, die Emotionen schwanken zwischen fröhlichem Aufbruch und Niedergeschlagenheit. Aber es sind die vielen unterschiedlichen Feinheiten, die liebevoll miteinander rangeln und die Komposition so ereignisreich und damit dicht machen.
Mit „Infinite Granite“ rücken DEAFHEAVEN noch weiter von den garstigen Untertönen weg, trotzdem bleiben sie einzigartig. George Clarke meistert jede Stimmung bemerkenswert gut, führt die Hörer*innen an der Hand behutsam durch unterschiedliche Szenarien. Mich erinnert er mit seiner offensiven Brüchigkeit häufig an den mittlerweile leider verstorbenen Musiker Mark Hollis (TALK TALK). Am Ende des Albums fühlt man sich nicht nur erschöpft, sondern auch angenehm gesättigt von Tönen und unterschiedlichen Reizen.
Dauer: 53: 40
Label: Sargent House
VÖ: 20.08.2021
Tracklist “Infinite Granite” von DEAFHEAVEN
Shellstar
In Blur
Great Mass Of Color
Neptune Raining Diamonds
Lament Of Wasps
Villain
The Gnashing
Other Language
Mombasa
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