DEW rau Artwork

DEW – rau – Review

Das zugeschickte Tape der Industrial-Post-Punkband DEW trägt den Titel „rau“, vollkommen folgerichtig. Besser könnte man es nicht zusammenfassen. Ein Hauch Dark Wave steht im Raum, denn die melancholischen schon fast post-rockigen Gitarren laufen über einen tristen Elektrobeat. „endstation eskalation“ heißt der Opener und während wir uns in die kühle Synthieflächen einschlagen lassen, findet eher eine kleine Implosion statt, die einer Explosion aber gleichkommt.

Rau, rissig und ruppig

DEW positionieren sich nicht eindeutig, im folgenden „neongrau“ weiß man nicht so genau, ob das jetzt ein Vorwurf und der Aufruf zum Tatendrang oder eher eine Ode an den Stillstand und das Wohlbefinden in der Dunkelheit sein soll. Der Sänger krakeelt aus dem Hintergrund, generell ist „rau“ schön dumpf abgemischt, alles andere wäre auch Quatsch gewesen. Das kommt auch dem verbalen Angriff zu Gute, denn also solchen empfindet man den Gesang. Da wo bei anderen Bands Traurigkeit mitschwingt, DEW eine scharfe Note mit rein, die mit der Atmosphäre von KONTROLLE oder ES WAR MORD vergleichbar ist.

Verweigerung und Wahnsinn

Der bewusst gewählte Kontrast zwischen den Drums, die den unermüdlichen Takt und Druck der Leistungsgesellschaft interpretieren und den dagegen anmusizierenden Gitarren ist durchaus packend. Hier und da blitzt auch der ein oder andere wahnsinnige Moment auf. DEW haben einen guten Umgang mit Sprache, sind konkret ohne zu pöbeln. „gegenweise“ sticht dahingehend besonders hervor. Die integrierten Demo-Samples frosten die Atmosphäre noch mehr und selbst wenn DEW sich jeglichem aufgedrängten Hit-Momente verweigern, dann ist das mit Sicherheit ein kleiner Gossenhit.

DEW veröffentlichen „rau“ nur exklusiv auf Tape, schaut mal auf Bandcamp oder bei Mörtel Sounds direkt vorbei. Das abschließende „mehr menschenfeind“ ist ein einziges musikalisches NEIN und eine packende Zusammenfassung von der Abscheu über so manches, was sich unter den Begriffen Mensch und Menschlichkeit an Ambivalenz vereint.

Dauer: ca. 25 Minuten
Label: Mörtel Sounds
VÖ: 04.01.2021

Tracklist „rau“ von DEW
endstation eskalation
neongrau
spekulationen
garten
gegenweise
wieso ich so geworden bin
mehr menschenfeind

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