Gossenboss mit Zett No Future

Gossenboss mit Zett – No Future – Review

„No Future“ heißt das neue Album vom Dresdner Rapper GOSSENBOSS MIT ZETT. Er reitet mit dem Titeltrack und einem gewissen Ennio Morricone-Vibe in das fünfte Album. Keine Zukunft ist jetzt keine Überraschung und auch der Boss bleibt stabil und sofort als sich selbst erkennbar. Er verweigert sich weiterhin nicht nur denen da oben, sondern unterschwellig auch der aktuellen, deutschen Hip-Hop-Szene. Und so steht die Abkürzung im entsprechenden Song „L.M.M.A.A.J.“ nicht alleine für „Leckt mich mal alle am Arsch, ja!“, sondern irgendwie die komplette Platte. Daran hat sich seit 2008 eigentlich kaum etwas geändert.

No Future? Nix Neues. Gut so.

GOSSENBOSS MIT ZETT rappt nicht von oben zur oder vor der Menge, er steht mittendrin und hat auch keinen Bock so zu tun, als ob es irgendwie anders wäre. Er singt über sich, aber nicht ausschließlich und nicht egomanisch und damit dann wieder über uns alle. Stabiles Trash-TV-Wissen, Driss auf das Amt, den Kapitalismus und jeden Tag mit dem Kleinen für einen Abstecher auf den Spielplatz („Papa ist zurück (feat. Danger Dan)“. Letztendlich geht es doch auch nur darum, im richtigen Moment abzuliefern oder? In „5 Minuten“ stapelt er dann doch mal tief, konterkariert sein angebliches Scheiße labern mit einem Sample, das eher an gediegene Hochkultur erinnert.

„Bleibt wie es ist“ nimmt Halt-Stopp-Andreas von Frauentausch als Rampe für die Betrachtung der Starrheit im System. Im gesamten und in dem kleinen, das wir uns selbst für den Umgang miteinander eingerichtet und etabliert haben. Wie schlau wir sind, dass wir über die Dummen lachen. Aber wie böse die anderen sind, wenn sie über uns lachen. Und jeder kennt auch einen stabilen „Karl-Heinz“, der täglich die OKF durchzieht und schön aufpasst, dass alles nach Plan läuft.

Direkt aus der Abstellkammer

Die doppelten Böden kann GOSSENBOSS MIT ZETT nur ins Gerüst einziehen, weil er ordentlich Grips hat. Mit ebendiesem textet er natürlich meistens weniger witzig, als man denkt, sondern schonungslos ernst („Angst“, „Clickbait“). Und zwar ohne damit irgendwie aus dem Rahmen zu fallen, den Lachen und Bitterkeit liegen nah beieinander. Und man kann nicht oft genug gegen Fremdenhass und die eigens eingeschnappten Social-Media-Fesseln wettern. Ruft irgendjemand von euch tatsächlich noch die Insta-App auf, ohne sich danach über die verlorene Zeit, den Hang zur Selbstdarstellung und die latente Fremdsteuerung zu ärgern?

„No Future“ von GOSSENBOSS MIT ZETT ist ein kurzweiliges Album von einem, der sich mit seiner intelligenten Beobachtung der Gesellschaft wohl erst in ein paar Jahren als wertvoll erweisen wird. Das liegt letztendlich auch an den starken Features und den außergewöhnlichen und sehr liebevoll, detailliert produzierten Beats. Die Platte ist einfach extrem stimmig.

Dauer: 35:37
Label: 100 Prozent O.K.
VÖ: 12.03.2021

Tracklist „No Future“ von GOSSENBOSS MIT ZETT
No Future
Fünf Minuten
Angst
Combo (feat. Kollege Hartmann)
Bleibt wie es ist
Karl Heinz (feat. Milli Dance)
Fernsehturm
Clickbait
Papa ist zurück (feat. Danger Dan)
L.M.M.A.A.J.
Ich hör ja eigentlich kein Rap, aber… (feat. Lulu & Die Einhornfarm)

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