Lest die Review zu "Daylight Robbery" von KEEGAN bei krachfink.de

Keegan – Daylight Robbery – Review

Schaut man sich das Artwort zum sechsten Album „Daylight Robbery“ der Kölner KEEGAN an, dann denkt man, dass die Band wahrscheinlich ordentlich rasiert und richtig auf alles spuckt. Ist aber eher weniger so, denn das Quartett pendelt stark in die melodiöse Rock’n’Roll-Ecke. Da die Musik extrem trocken produziert ist, hat das etwas angenehm altmodisches. KEEGAN selbst sprechen auch eher von Britpop oder Powerpop und gar nicht von Punk.

KEEGAN, Foto von Kevin Winiker

Nix für Dosenbierpunks

Nach dem angespitzten Opener „Say It Sweet“ lassen es KEEGAN mit dem folgenden „Too Shy“ etwas ruhiger angehen. Es ist total offensichtlich, dass hier viel THE CLASH gehört wurde und die Band das Genre Punk dementsprechend anders und viel offener wahrnimmt, als ein Dosenbier-Punk oder solche, die Punk zwingend mit lauter Gesellschaftskritik verbinden.

Das Riffing lässt sich nicht festnageln, ein bisschen Melodic-Punk, aber auch gerne mal Glam-Rock oder einfach nur zurückgelehntes (und manchmal leider auch belangloses) Riffing, das dann dem Gesang den Vortritt lässt. KEEGAN wissen aber immer, wann Schluss ist und reiten nie unnötig lange auf ihren Kompositionen um. Wenn sie einen Funken gesetzt haben, ist das wunderbar. Aber manches zündet einfach auch so gar nicht.

Anerkennendes Kopfnicken statt Pogo

Den Albumtitel „Daylight Robbery“ haben KEEGAN ganz gut gewählt, auch wenn er mit Sicherheit anders interpretiert werden soll. Aber ihre Musik ist im besten Sinne harmlos, nichts für nächtliche Exzesse oder Abstürze, sondern eher was für bisschen Bierbecherschubsen und anerkennendes Kopfnicken. Dass KEEGAN nicht aus Prinzip sondern Leidenschaft Musik machen, zeigt sich in Momente wie „On Hold“, wenn die Gitarre von Jochen Rohde eigentlich eine andere Ebene aufmachen und schon fast eine gute Post-Hardcore-Spitze setzen. Die Sänger Ian Maxwell oder in diesem Fall eher die Sänger, denn es entsteht eine Art Chor, deuten den Song aber komplett anders. Und wahrscheinlich kratzen sie sich bei der Erwähnung von Post-Hardcore sogar fragend am Kopf, weil ihre Prioritäten ganz woanders liegen.

Joe Strummer im Herzen dabei

Der Kniefall vor Joe Strummer in „Northern Lights“ ist natürlich sehr gelungen, wenn auch wenig innovativ. Aber wen juckt’s, wenn es so zündet? Angeblich hat Ian Maxwell in wenigen Monaten 50 Songs für dieses Album in seiner Heimat Nordirland geschrieben. Das ist eine Menge und es wäre interessant zu erfahren, wie sich das Material anhört und welche grundsätzliche Vielfalt es aufweist. Aber vor meinem inneren Auge sehe ich KEEGAN gegenseitig im Proberaum abklatschen und sich freuen, dass man „bisschen wie THE CLASH“ klingt.

Mein Gott, es sei ihnen gegönnt und dafür gibt es massig Abnehmer. Auf „Daylight Robbery“ finden sich viele gute Ansätze, die meistens die Gitarre zaubert, aber so komplett haut mich das nicht nachhaltig vom Hocker.

Dauer: 39:02
Label: Rookie Records
VÖ: 11.03.2022

Tracklist „Daylight Robbery“ von KEEGAN
Say It Sweet
Too Shy
If I Go Silent
On Hold
Northern Lights
Out Of Control
How The Story Goes
Mexico
Daylight Robbery
Parting Shot
Keegan

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