Babsi Tollwut Rapisoden EP

Babsi Tollwut – Rapisoden (EP) – Review

Seit über einem Jahrzehnt ist die queer-feministische Musikerin BABSI TOLLWUT aktiv und nun legt sie “Rapisoden” nach. Die EP folgt auf das Debüt “Hip Hop ist am Arsch”, mit dem sie schon 2019 Akzente setzte. Neben den sehr konkreten Inhalten, mit denen sie sich unmissverständlich antifaschistisch und kompromisslos ehrlich präsentiert, sticht sofort wieder die bemerkenswerte Symbiose aus Beats und Texten hervor. Im direkten Vergleich zu ersten Veröffentlichung wirkt “Rapisoden” doch etwas ruhiger und betont die ruhigeren Zwischentöne, ohne den Biss und die Wut zu verleugnen.

BABSI TOLLWUT, 2021 Foto von Boris Niehaus

Lachen, lächeln, Zähne zeigen

Dass Kunst oft Therapie ist, für diejenigen, die sie herstellen und für alle, die sie konsumieren, ist nichts Neues. Aber BABSI TOLLWUT geht mit “Rapisoden” dahin, wo es weh tut. Das sind gesellschaftliche Beobachtungen, die uns alle betreffen (“Analyse und Genick”) und auf den ersten Blick nur sie selbst (“Mein Papa”, “Puls in meinen Füßen”). Auf den ersten Blick aber nur deshalb, weil wir eben unter der Flagge Mensch doch alle verbunden sind. Sprich, der Scheiß geht uns am Ende doch alle an. Sie rappt über Sexismus, den ständigen Drang das wahre Ich zu verleugnen und das eigene Luftschloss auszubauen, seelische Gesundheit und den Zusammenhalt bzw. die ständige Beurteilung von MCs. Die eingangs schon gelobten Beats sublimieren die Inhalte massiv. Das Akkordeon, der satte Bass, die Fetzen von wehmütigen Akustikgitarren oder das Plattenrauschen, alles vermeintliche Kleinigkeiten. Aber im Ergebnis verleiht das “Rapisoden” eine ungemeine Dichte, die den Raum einnebelt und die Musik besser wirken lässt. Noch dazu ist das ein wichtiger Ausgleich für die doch harten Themen, die zur Auseinandersetzung angeboten werden.

Schonungslos, aber immer gesprächsbereit

Mit an Bord ist PLAEIKKE aus Leipzig, die beiden harmonieren perfekt miteinander. Im Song “Stutenbiss und Pferdefuss” tauschen sie ihre wahrhaftigen Erfahrungen aus. Gut gemeinte Ratschläge, die allesamt nur darauf anspielen, dass die Künstlerinnen entweder klingen wie oder noch besser klingen sollen wie XY. “Sei mal wie” ist mit Sicherheit der dümmste Tipp, den man kreativen Menschen geben kann. Ganz nebenbei liefert BABSI TOLLWUT – aber sowas von auf den Punkt! – eine Line nach der anderen ab, die man sich am liebsten für immer in die Haut hacken will. Sie gibt sich mitnichten perfekt, spricht von der Schnittmenge zwischen Anspruch und tatsächlicher Lebenspraxis. Eine bestmögliche und mit Sicherheit immer optimierbare Schnittmenge, an der alle nach ihren Möglichkeiten arbeiten sollten. In diesem Leben noch perfekt zu werden, können wir uns alle abschminken, aber aufgeben is’ nicht. Und am Ende jeder Komposition auf “Rapisoden” steht immer ein Schulterklopfen und kein destruktiver Arschtritt. Ein liebevolles, ein motivierendes, ein tröstliches oder ein aktivierendes Schulterklopfen. Je nachdem, aus welcher Ecke man kommt.

Dauer: 18:00
Label: Eigenproduktion
VÖ: 20.05.2021

Tracklist “Rapisoden” von BABSI TOLLWUT
Wind
Analyse und Genick
Mein Papa
Lächeln
Stutenbiss und Pferdefuss (feat. PLAEIKKE)

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