Lest die Review zu "Midas" von WUNDERHORSE bei krachfink.de

Wunderhorse – Midas – Review

Schon der Einstieg in „Midas“, das zweite Album von WUNDERHORSE, ist ungewöhnlich. Der Titelsong steht so unmittelbar im Raum und fesselt sofort die Aufmerksamkeit, dass es sich eher wie der Beginn eines intimen Konzerts anfühlt. Dabei ist die Struktur der Komposition eher unaufgeregt, keine Bassbomben und keine aufdringlichen Hooks. Stattdessen herrlich aus der Hüfte und von einem simplen Gitarrenriff dominierter Rock, wie aus einer anderen Zeit. Große Namen wie PEARL JAM oder SOUNDGARDEN kommen einem sofort in den Sinn und gleichzeitig erinnern WUNDERHORSE aus Amerika auch an das unprätentiöse Vorgehen von aktuellen Bands wie FONTAINES D.C., ANOTHER SKY oder ROLLING BLACKOUTS COASTAL FEVER.

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WUNDERHORSE 2024, credit: Polocho

Rock in angenehmen Wellenbewegungen

Abgesehen davon, dass WUNDERHORSE auf „Midas“ niemals von ihrer Rockbasis abrücken, beherrschen sie das Laut-leise-Spiel auf dem Effeff. Songs wie „Emily“ oder „Rain“ lassen sie mühelos aufflammen und gleich danach wieder abkühlen, sorgen so für angenehme Wellenbewegungen auf der kompletten Platte. Sänger Jacob Slater hebt mit seinen umfangreichen stimmlichen Ausdrucksmöglichkeiten so manchen Song auf ein ganz anderes Level. Während seine Bandkollegen Gitarrist Harry Fowler, Schlagzeuger Jamie Staples und Bassist Peter Woodin die Stücke am Boden und vermeintlich simpel halten, hievt er „Silver“ und „Rain“ in den Pop-Himmel, ohne sich anzubiedern. Die mystische Tendenz, die sich aus dem Albumtitel ablesen lässt, findet sich eigentlich nicht wieder. WUNDERHORSE sind zwar nach innen gerichtet, aber musikalisch bodenständig im besten Sinne.

Der Geist von früher schwebt über der Platte

Aufgenommen wurde „Midas“ von WUNDERHORSE im Pachyderm Studio in Minnesota, dort haftet noch die Atmosphäre von NIRVANA und PJ HARVEY, die dort vor Jahrzehnten ebenfalls ihre Platten für die Ewigkeit bannen ließen. Generell schwebt der Geist der Neunzigerjahre und den frühen Nullerjahren über der Platte und lässt sie charmant aus der Zeit fallen. Kleine Unebenheiten wurden belassen, es scheppert an vielen Ecken und alles wirkt intuitiv, knittrig und unmittelbar. Das ist zweifelsohne eine der großen Stärken von „Midas“ und absolut zuträglich für die Glaubwürdigkeit.

„Midas“ hallt nach

Vergleicht man WUNDERHORSE mit den großen Platten, an denen sie sich orientieren, liegen sie vor allem im Songwriting mit „Midas“ natürlich zurück. Aber die Richtung ist ähnlich und der Effekt, der gleiche: Ein nachhaltiges Album, gerade laut genug, um zu aktivieren und nicht zu hetzen. Und vor allem eines, auf das man öfter dazu greifen wird, als zu denen, die einen mit aktuellen Stilmitteln zuballern und nur den Zeitgeist jagen.

Dauer: 32:40
Label: Communion Records
VÖ: 30.08.2024

Tracklist „Midas“ von WUNDERHORSE
Midas
Rain
Emily
Silver
Arizona
Superman
July
Cathedrals
Girl
Aeroplane

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