Chat Pile – God’s Country – Review
„God’s Country“ von CHAT PILE ist ein Hammeralbum geworden. Und obwohl es das erste Album der Amerikaner ist, war das überhaupt keine Überraschung, denn vorab gab es schon starke EPs. Alle, die irgendwie was mit Grunge, Sludge, Death Metal, Nu Metal und Noise-Punk anfangen können, sollen…. nein, müssen dieses Album hören und werden es lieben. Es gibt zur Entwicklung von Genres nachvollziehbar Schritte. Aus dem wurde dies und daraus entwickelte sich wiederum das.
Das Tolle an CHAT PILE ist, dass sie alle diese, eigentlich zeitlich feststehenden, Verbindungen mit Gewalt herausreißen und nach Belieben wieder neu zusammenstecken, genauso wie ihre Freunde von PORTRAYAL OF GUILT. Das Ergebnis ist nur spannend, sondern auch inhaltlich und musikalisch auffallend packend.
Die richtigen Fragen, mit Schaum vorm Mund vorgetragen
In knapp vierzig Minuten trampeln CHAT PILE auf „God’s Country“ alles platt, stellen aber auch die richtigen Fragen. Nach dem repetitiven düsteren Sludge-Einstieg, für den Bands wie CROWBAR heutzutage töten würden, kommt mit „Why“ schon der erste inhaltliche Brecher. „Why“, eine Frage, die man öfter mal stellen sollte. Umgeben von massiv drückenden Riffs, von einer fiesen Gitarrenmelodie bitter gewürzt, will Sänger Raygun Busch eigentlich nur wissen, warum wir Obdachlosigkeit tolerieren. Dazu holt er zu einer massiv überzeugenden Performance aus, jedes Warum hat die Wucht einer Kanone und die Antwort auf die Frage kennen wir insgeheim alle.
Musik, die die Luft zum Atmen nimmt
Cap’n Ron drischt so auf die Drums ein, dass die Erschütterung einem Steinschlag nahekommt. Es sei eine fucking tragedy brüllt Busch… die Botschaft sitzt, und vier von fünf Fingern zeigen immer in die richtige Richtung. Das anschließende „Pamela“ ist splatterig inszeniert, beinahe wie eine fiktive Gruselgeschichte, befasst sich aber mit einem tatsächlichen Verlust. „The Mask“ klingt dann schlichtweg so, als ob CHAT PILE einen alten NIRVANA-Song erst gefoltert, dann unter Drogen und auf Freiheitsentzug gesetzt hätten. Übersetzt man diese Beschreibung auf tatsächlichen Horror, dann kommt man zur Massentierhaltung und ist – Bingo – beim eigentlichen Kern des Songs.
Wütende Nilpferde
Wenn CHAT PILE ihre Position auf „God’s Country“, auch musikalisch, in die eines angriffslustigen Nilpferds verändern, sind sie besonders gefährlich. Bass und Drums verbünden sich zu einer gemeinschaftlich prügelnden Groove-Maschine, die zwingend empfiehlt, sich zum Zetern von Raygun Busch zu bewegen („Wicked Puppet Dance“, „Tropical Beaches Inc.“). Dazu benötigt es nicht viel Text, die Instrumente füllen die Wut mit Dynamik und Druck auf, bilden Mauern aus dicken Wänden, sich auf die Zuhörenden zuzubewegen scheinen. Man sollte also darauf stehen, klaustrophobisch in die Mangel genommen zu werden. Die Musik raubt einem häufig den Atem.
„This is something that I cannot beat“, so heißt es in einem Song, genau das haben CHAT PILE in Töne gegossen. Sie fördern mit „God’s Country“ einen Frust, den man nicht so einfach erreichen kann. Einfach weil er ganz tief, beinahe urwüchsig und intuitiv in einem vergraben ist. Ja, auch das ist eines der Alben, das eigentlich auf meine Jahresbestenliste 2022 gehören müsste.
Dauer: 40:21
Label: Flenser
VÖ: 29.07.2022
Tracklist „God’s Country“ von CHAT PILE
Slaughterhouse
Why
Pamela
Wicked Puppet Dance
Anywhere
Tropical Beaches, Inc.
The Mask
I Don’t Care If I Burn
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