Manchester Orchestra – The Million Masks Of God – Review
„The Million Masks Of God“ ist das sechste Album von MANCHESTER ORCHESTRA. Damit lenkt die Band – bestehend aus Sänger/Songwriter und Gitarrist Andy Hull, Songwriter und Gitarrist Robert McDowell, Bassist Andy Prince und Schlagzeuger Tim Very – den Blick auf die vielen kleinen Wunder, Schönheiten und Überraschungen, die das Leben für uns bereithält.
Inspiriert von der Entscheidung, die man an manchen Punkten des Lebens einfach treffen muss, hat sich das Quartett dazu entschlossen, jeder Trauer und jedem Verlust möglichst etwas Positives abzuringen. Herausgekommen ist ein tiefgründiges und bedächtig schaukelndes Album, das am Ende aber doch eine gewisse Bitterness nicht unterdrücken kann. Nur weil ich lächle, bin ich noch lange nicht glücklich, aber es hilft trotzdem ein bisschen, oder?
Ein Album wie eine Umarmung
Andy Hull hat mit seiner eher ungewöhnlichen Stimmfarbe schon das letzte Album von TOUCHÉ AMORÉ veredelt. Auch „The Million Masks Of God“ von MANCHESTER ORCHESTRA profitiert wieder ganz besonders von seinem berührenden Vortrag, der eigentlich sogar in manchen Momenten an SIGUR RÓS erinnert. Mit dem Opener „Inaudible“ scheint die Band sofort ein Meer von Kerzen anzuzünden. Das hat etwas Orchestrales und wirkt sehr andächtig. Ganz sanft fächern MANCHESTER ORCHESTRA das Märchen vom Glück im Kapitalismus auf und heben die wirklich wichtigen Dinge hervor.
Alles, Musik und Gesang, wirkt umhüllend und sanft wiegend. Nur das Ziel ist noch nicht so ganz klar. Werden wir hier ins Dunkel geschippert oder geht es Richtung Ausgang? Die Songs verschmelzen miteinander und häufig gibt es Bruchstücke von Kinderstimmen zu hören. Ich kann nur ausdrücklich empfehlen, den Bass in der Anlage möglichst laut zu drehen. So oft gibt Andy Price den Songs den entscheidenden Dreh. „Angel Of Death“ liefert eine wichtige Erkenntnis zum Thema Leid. Man kann wieder glücklich werden, aber nie wieder wird es so sein wie davor.
Unaufdringlich tricky
Es dauert nicht lange, bis die Platte kurz etwas anzieht. Es wird schneller, tanzbarer und verspielter. Abgesehen von den sehr gründlich ausgearbeiteten Spitzen in den Kompositionen – auf die sich Werbefritzen stürzen werden, um ihre Clips von Liebe und Freiheit zu vertonen – können MANCHESTER ORCHESTRA sehr gut instrumental eskaliert. Wie Magnete ziehen sich die Musiker an, bündeln alles und lassen es dann wie ein Vulkan explodieren.
Auch zwischendurch finden sich immer wieder eingeschmuggelte Tricks wie knappe Polyrythmen, einer warmer Klavierschauer („Annie“) oder herrliche Basschleifen. Auffällig feinfühlig geht die Band mit „Telepath“ und „Let It Storm“ um, Gesang und Musik schweben verschlungen als gutes Gefühl durch den Raum. Man kalibriert sich ganz automatisch, kommt runter vom Stress und bekommt einen andere, sanftere, Sicht auf die Dinge.
Fordert Zeit, aber lohnt sich
Es gipfelt in „Dinosaur“, denn dieser Song zieht die Hörer*innen auf eine ganz andere Seite. Kurz bevor er sich beinahe auflöst, ziehen Andy und Kollegen an und eskalieren in einem Finale, nur um sich dann ruckartig wieder zurückzuziehen. Tolle Dynamik, große Kunst. „The Million Masks Of God“ von MANCHESTER ORCHESTRA ist ein Album, das seine Zeit fordert, aber dann nachwirkt. Das ist mal wieder ganz großer Rock, der Anspruch auf Tiefgang hat und vielen tatsächlich etwas bedeuten kann.
Dauer: 45:56
Label: Loma Vista Recordings / Spinefarm Records
VÖ: 30.04.2021
Tracklist „The Million Masks Of God“ von MANCHESTER ORCHESTRA
Inaudible
Angel Of Death
Keel Timing
Bed Head
Annie
Telepath
Let It Storm
Dinosaur
Obstacle
Way Back
The Internet
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