Riot Spears Bad Artwork

Riot Spears – BAD – Review

Das Trio von RIOT SPEARS aus Berlin – bestehend aus Martha, Blanca und Svenja – macht auf ihrem neuen Album „BAD“ Grunge-Punk, gibt es das überhaupt? Egal, es klingt auf jeden Fall richtig gut und angenehm ruppig und angekratzt. Repetition ist ein großes Thema auf der Platte. Die Musikerinnen haben ein gutes Händchen dafür, mit vermeintlich simplen Strukturen erst kleine Wellen und dann wahre Melodiewogen zu schlagen. Häufig lösen sie sich komplett unvermittelt aus dem Takt, um ganz reduzierte Highlights zu platzieren („Mermaid Bitch“), die man nicht so schnell vergessen kann.

RIOT SPEARS, 2021 Foto von Yelda Ceyda

Wirkt am besten als Einheit

Und zwischendurch weht auch immer mal wieder ein Hauch Post-Punk durch die Kompositionen („I Feel So Good“). Auf „BAD“ schwanken RIOT SPEARS stetig zwischen Melancholie und standhafter Wut. Alles setzt sich unheimlich schnell fest, zum nebenbei hören, ist die Platte aber auf jeden Fall nicht geeignet. Wenn die Drei mehrstimmig singen, klingt das auf Distanz etwas leiernd und man braucht schon die komplette Dröhnung von Drums, Bass, Schlagzeug und den Gesängen. Die zünden nämlich nicht alleine und funktionieren nicht extrahiert vom Sound. In manchen Momenten erinnern RIOT SPEARS an PALBERTA5000 („Alien Pain“), dann ist man schön eingekesselt von den Gitarren und der dichten Taktfolge und in den sanfteren Momenten denkt man eher an MOURN.

Starke Gitarre, mehr Bass bitte

Man hört deutlich die nonverbale Kommunikation zwischen den Dreien, es gibt doch sehr viele Rhythmus- und Stimmungswechseln, die bemerkenswert akzentuiert umgesetzt werden. Bei mir bleibt in erster Linie die Gitarrenarbeit im Ohr hängen. Achtet man mal bei „Mermaid Bitch“ ganz gezielt darauf, dann wird man überrascht sein, wie viele Schichten dieser tolle Song hat. In manchen Momenten wünscht man sich den Bass etwas lauter und druckvoller, das würde „BAD“ noch mehr Schnittigkeit verleihen. Denn gerade die Bassistin Martha unternimmt einige effektive Freiflüge („Pathetic“). Beim etwas ruhigeren „Get Off My Boat“ bleibt einem die gute Laune im Halse stecken, denn RIOT SPEARS beschönigen nichts und thematisieren Dinge, die durch Schweigen eben auch nicht besser werden.

Gute Laune und Aussage

Und, um jetzt mal den ganz großen Joker zu ziehen, manches auf „BAD“ hat eine ähnliche gute-Laune-Haftigkeit, wie damals das Debüt von THE LIBERTINES („Monster“, „Park Song“). Auch RIOT SPEARS haben auf jeden Fall Spaß, am gemeinsamen Musik machen, das schimmert immer durch. Drei Frauen in einer Band, das Wort RIOT im Bandnamen. Da will man schon instinktiv und vorschnell die nächste feministische Revolution ausrufen und laut klatschen. In allererster Linie ist das aber einfach saustarke, ordentlich krachige Rockmusik und erstmal vollkommen wumpe von wem sie kommt. Trotzdem: „Pretty On The Inside“ von HOLE wird in diesem Jahr zwanzig 30 Jahre alt (in Worten dreißig…), was sich seitdem für Musikerinnen getan hat, ist echt peinlich.

Und mit Sicherheit gibt es noch viel mehr Bands wie RIOT SPEARS, die Alben wie „BAD“ in der Hinterhand haben. Hört die Bands, gründet welche.

Dauer: 43:27
Label: Ladies & Ladys Label
VÖ: 26.03.2021

Tracklist „BAD“ von RIOT SPEARS
Harvester
Mermaid Bitch
WWII
Pathetic
Alien Pain
Get Off My Boat
I Feel So Good
Monster
Park Song
Devil & The Sea Tea Driver

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