Lest die Review zu "The Old News Shrug" von ACCIDENTAL BIRD bei krachfink.de

Accidental Bird – The Old News Shrug – Review

Das erste Mal, dass ich Stefan Honig live erleben durfte, war noch zu Zeiten seiner ersten akustischen Band BENEVOLENT. Das muss Anfang 2005 oder 2006 gewesen sein. Danach entwickelte sich in Köln und Düsseldorf eine kleine Folk-Szene mit ihm als Solo-Interpreten, dem großartigen, aber völlig unterschätzen HELLO PIEDPIPER und einigen anderen. Es wurden Konzerte und kleine Festivals im Weltempfänger Hostel in Köln Ehrenfeld organisiert, Platten veröffentlicht und miteinander auf Tour gegangen.

Wer Stefan Honig auf seinem musikalischen Weg ein bisschen begleitet hat, der weiß, dass er sechs Wochen in China auf Tour gegangen ist, mit HONIG ein ganz wunderbares Bandprojekt unter seinem Namen gründete und dass er als Künstler sehr genau weiß, was er will.

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ACCIDENTAL BIRD, 2023 Foto von Joshua Hoffmann

Kluge Abwechslung trifft wundervolle Melancholie

Nun will er ACCIDENTAL BIRD. Ein bisschen mehr künstlerischer Freiraum. Ein bisschen weniger Druck. “The Old News Shrug” beginnt mit dem wundervollen “Pools”, einem der schönsten Stücke des noch jungen Jahres. Die Melancholie in der Stimme Honigs ist zu einem seiner Markenzeichen geworden. Die ausgewogene und warme Produktion des von einem Piano getragenen Stücks lassen direkt erkennen, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde.

Und so wirkt jeder Song des Albums wie aus einem Guss. Aus den klassischen Songwriter-Strukturen brechen ACCIDENTAL BIRD zum ersten Mal mit “Higher Goals To Shoot For” aus. Der mit allerlei Effekten und Achtzigerjahre-Spielereien belegte Song wächst erst beim mehrfachen Hören, sorgt aber für kluge Abwechslung in Sachen Arrangement und Klangwelt.

Thematisch gibt es auf “The Old News Shrug” einen Rundumschlag. Schließlich kann man sich über die Welt, in der wir leben, und die Gesellschaft, von der wir ein Teil sind, nur noch wundern. Egal, ob es die Klimakrise, politischer Diskurs oder soziale Grabenkämpfe im Internet sind und egal wie groß die Empörung auch sein mag, am nächsten Tag ist selbst die größte Hiobsbotschaft oft nur noch ein desinteressiertes Schulterzucken wert. Okay, wir sind uns alle einig, dass das kein Zukunftsmodell sein kann. Aber es ist schön, dass es endlich mal jemand so formuliert. Auch auf die Gefahr hin, dass das niemand hören mag.

Wo Schnelllebigkeit zum Problem wird

Mit der flotten Uptempo-Nummer “Climate Change” wird der hintere Teil des Albums eingeläutet, der aus klassischen Honig-Nummern besteht. Womit wir zum einzigen klitzekleinen Kritikpunkt kommen. Gegen Ende des Albums wünschte man sich eben doch noch ein bisschen mehr Abwechslung. So wundervoll der Schlusspunkt “The Light” auch ist, er geht ein bisschen in der getragenen Grundstimmung der übrigen Stücke unter. Man muss sich letzten Endes “The Old News Shrug” und seine Magie erarbeiten. Und das klappt eben nicht, wenn man das Album bei der Arbeit hört. Man kann die Schönheit nur erahnen, wenn im Hintergrund die Kinder darüber streiten, wer Elsa und wer Anna sein darf.

ACCIDENTAL BIRD prangern die Schnelllebigkeit der heutigen Gesellschaft an (völlig zurecht übrigens) und drohen am Ende genau daran zu scheitern. Ein Album so toll, wie Musik 2023 nur sein kann, wenn man denn die Zeit hat, sich ausführlich damit zu beschäftigen. Die sollten wir uns alle viel häufiger wieder nehmen.

Artikel von Lasse Paulus

Dauer: 41 Minuten
Label: Grand Hotel Van Cleef
VÖ: 21.04.2023

Tracklist “The Old News Shrug” von ACCIDENTAL BIRD
Pools
Only Empire
Re Mona
Higher Goals To Shoot For
YES I Kiss My Mother With That Mouth
Save Me
Monsters
Climate Change
Fall In Reverse
Right Arm Left Turn
The Light

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