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Albert Luxus – YinYin – Review

Wahrscheinlich stößt man ALBERT LUXUS nicht vor den Kopf, wenn man die neue Indie-Pop-Scheibe „YinYin“ in erster Linie als entspannend beschreibt. Rein musikalisch gibt es keine großen Ausbrüche, was aber nicht heißen soll, dass es der Platte an Highlights mangelt. Die stecken in den Texten – die emotional und häufiger aber auch bissig sind – und beziehen sich auf den sphärischen Grundton, der die ganze Zeit mitschwingt.

Die psychedelischen Ansätze verschmelzen mit herrlich perlenden Gitarren und einem ausgeglichenen Herztontakt-Bass zu einem warmen Sound. Sich die Zeit zu nehmen, hier zuzuhören und ohne großes Ausrasten seinen Gedanken nachzuhängen… ja, das ist wahrscheinlich der wahre (ALBERT) Luxus.

Albert Luxus, credit Ralph Baiker
ALBERT LUXUS 2021, credit Ralph Baiker

Wo leuchtest du?

Wenn das Duo ALBERT LUXUS, bestehend aus Matthias Albert Sänger und Andreas Kiwitt, also irgendwas aus ihrer Heimat Köln in „YinYin“ einfließen lässt, dann ist es wohl die Gelassenheit und weniger das laute Alaaf. Den Schritt auf Deutsch zu singen, sollten die beiden bisher nicht bereut haben. Denn die Texte gehen auf, sind inspirierend und doch nicht so komplex, dass man den Duden aufschlagen muss.

Die Themen, über die sie singen, sind eigentlich zeitlos. Songs wie „Gott vs. Tinder“ können deshalb mühelos mit einem Vintage-Synthesizer einmarschieren, denn sie passen quasi in jede Zeit. Trotzdem holen ALBERT LUXUS die Kompositionen auch immer wieder in die heutige Zeit. Das tun sie unaufgeregt, nicht krampfhaft, und immer auf einer anderen Ebene. Ähnlich wie der Staubsaugerroboter in dem Video zu „Gott vs. Tinder“, stellt uns das Leben doch immer wieder alle vor ähnliche, unverrückbare Herausforderungen.

Nichts überstürzen

Während „YinYin“ schon mit dem Titelsong vorsichtig und harmonisch auf das Album einstimmt – der Song würde SLOE PAUL auch gut stehen – entlassen uns ALBERT LUXUS mit „Earl Grey“ mindestens genauso behutsam in die kalte Welt. Und wenn die letzten Töne nachhallen, fühlt man sich bisschen wie damals, als Mutti nach der Gute-Nacht-Geschichte das Licht ausgemacht hat.

Das herrliche sanfte „SUV“ präsentiert sich als eine vorurteilsfreie Enthüllung von Spielchen innerhalb von Beziehungen, verbunden mit der Bitte es doch zum Wohl aller einfach bleibenzulassen. Musikalisch löst sich der Groll in Luft auf, der Sound verpufft angenehm sphärisch. Ein großes Plus von „YinYin“ ist einfach ein untrügliches Gespür für Songenden, denn der letzte Eindruck zählt und die Enden werden in den letzten Sekunden definiert.

Schlimmer geht immer

Tja, da liegste dann nach fast 45 Minuten ALBERT LUXUS mit den vielen, sanften Impulsen und hast Zeit, sie zu verarbeiten. Unter Strich steht „YinYin“ dafür, dass man einfach mal die Luft und den Druck ablassen sollte, um entspannter zum Ziel zu kommen oder ohne Angst Richtung Abgrund zu schlendern. Oder, um zu Köln zurückzukommen, immer mit dem Motto im Kopft: Et hätt noch schlimmer kumme künne.

Dauer: 44:14
Label: Backseat
VÖ: 26.11.2021

Tracklist „YinYin“ von ALBERT LUXUS
YinYin
Gott vs. Tinder
Zeitzonen
Himalaya
SUV
Ein Glas aus Sympathie
Voodoo
Sibirisches Eis
Einsame Hornissen
Lebewohl
Earl Grey

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