Billy Nomates – CACTI – Review
Die britische Musikerin BILLY NOMATES meldet sich mit ihrem neuen Album „CACTI“ zurück. Vor Kurzem veröffentlichte sie einen Social-Media-Post, der sinngemäß die Message beinhaltete, dass alle Leute, die denken, sie würde Musik wie die SLEAFORD MODS machen, nicht einfach so zu ihren Konzerten kommen sollten. Sie würden enttäuscht werden. Doch auch alle, die bisher ausschließlich von Tors eigenem Sound angefixt waren, dürfen sich auf eine Veränderung einstellen.
An den grundsätzlichen Parametern hat sich nichts geändert. Auch „CACTI“ ist stark vom Groove getrieben, die Loopstation bildet die Basis für Tors Gefühlswelt, die sie in Töne und Texte gießt. Legt man die dritte Platte allerdings neben die bisherigen Veröffentlichungen, werden Unterschiede deutlich.
Eine andere Balance finden
„CACTI“ von BILLY NOMATEST startet mit „Balance Is Gone“, einer ihrer typischen Ohrwürmer, der vor allem mit sanfter Repetition und dem Getriebensein überzeugt. Doch schon im folgenden „Black Curtains In The Bag“ gehen wir mit der Synthie-Dominanz nicht nur einige Jahrzehnte zurück, Tor Maries setzt auch auf ihren Gesang, der ungewohnt nah ist und von herrlich hallendem Gitarrensolo unterbrochen wird. Grundsätzlich hat BILLY NOMATES die Hibbeligkeit abgelassen.
Das ist bei sowieso schon so reduziertem Besteck nicht nur mutig, sondern auch nicht immer auf Anhieb überzeugend. So ist „CACTI“ beispielsweise kein Album, das man sich mal nebenbei anhören sollte. Es ist wichtig, jeden Hall aufzufangen und die rar gesäten, aber eben sehr akzentuiert und überlegt eingesetzten, Highlights erfassen zu können. Sonst klingt es schlichtweg nur, wie Tor, die zu irgendeinem Beat etwas faselt.
Experimentierfreudige Reflexion
Neu ist auch die Tatsache, dass BILLY NOMATES auf „CACTI“ mit sich selbst ins Duett geht. Im Titelsong liefert sie sich ein gelungenes Call-and-Response mit ihrem Gesang, doppelt sich zu einem winzigen Chor. Das ist eine der vielen guten Neuerungen, die man für das nächste Album wieder aufgreifen kann. Auch das schrullige und fast wie ein One Take klingende „Roundabout Sadness“ ist ein interessantes, kreatives Pflänzchen, mit dem man sich allerdings erst vertraut machen muss. Das liegt an der Orgel, die man so nicht in Kombination mit BILLY NOMATES gewohnt ist. Aber auch an der ungewöhnlichen Aufnahme und dem Gefühl der Unvollkommenheit, weil sie diesem Gefühl lediglich zwei Minuten gönnt.
100% Tor Maries
In das darauffolgende „Spite“, eigentlich einer der massentauglichen Songs, legt BILLY NOMATES dann eine wahre Gefühlsflut, provoziert ungewöhnliche Tiefe und verweigert sich damit erneut dem offensichtlichen Hit. Der könnte dann auf lange Sicht schon eher „Fawner“ sein. Einfach nur sie und ihre Gitarre, die an zwei Stellen komplett schief klingt, ein paar Effekte und ansonsten ein toller, purer Song, den NIKKA COSTA nicht besser hätte schreiben oder performen können. „Apathy Is Wild“ ist dann wiederum zu 100% BILLY NOMATES, man hört und fühlt sie und ihre bisher offen gelegte Welt in jeder Note und jedem Wort.
„CACTI“ ist BILLY NOMATES‘ erster Schritt aus ihrem eigens geschaffenen, engen Feld. Sie forscht nach neuen Möglichkeiten, nicht alles bewährt sich und nicht alles ist schon optimal ausgenutzt. Doch das wird sich ruckeln. Bis dahin gilt es, bei „CACTI“ alles zu picken, was jetzt schon funzt und dankbar zu sein, dass sie sich um mehr kreativen Freiraum bemüht.
Tracklist “CACTI” von BILLY NOMATES
balance is gone
black curtains in the bag
blue bones (deathwish)
CACTI
saboteur forcefield
roundabout sadness
spite
fawner
same gun
vertigo‘
apathy is wild
blackout signal
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